Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
tot war. Ich bat, die Leiche sehen zu dürfen, um mir eine Meinung zur Ursache seines Todes bilden zu können. Daraufhin erwiderte Mrs. Gilly, ihr Ehemann sei an Altersschwäche gestorben, vielleicht in Verbindung mit einem Magengeschwür.
    Ich erklärte ihr – und erkläre es hiermit jetzt auch Euch –, dass diese Diagnose nicht dem Krankheitsverlauf entsprach.«
    »Es war Euch also nicht möglich, Mr. Gilly nach seinem Tod zu untersuchen?«
    »Doch. Glücklicherweise fand ich, als Mrs. Gilly anderweitig beschäftigt war, die Unterstützung des Lehrlings. Die Leiche lag, bereits für die Bestattung angekleidet, im Speisezimmer aufgebahrt. Die Haut wies eine leicht gelbliche Färbung auf. Ich untersuchte den Toten, so gut es ging, und stellte beim Abklopfen fest, dass der Klang über der Herzregion normal erschien, über der Leber jedoch dumpf.
    Nach dem Verlassen des Hauses beriet ich mich mit einigen Kollegen, kehrte nachmittags zurück und erbat Mrs. Gillys Zustimmung zu einer Obduktion. Sie verweigerte sie mir.«
    »Sie verweigerte Euch die Obduktion?«
    »So ist es. Ich fand es merkwürdig, dass sie, als angesehene Heilerin bekannt, kein Interesse daran zeigte zu erfahren, woran ihr Ehemann gestorben war.«
    »Ihr habt nicht insistiert?«
    Zum ersten Mal während seiner Zeugenaussage schien der Arzt sich ein wenig unbehaglich zu fühlen. »Es war ihr gutes Recht, sie abzulehnen«, sagte er, doch damit gab der Richter sich nicht zufrieden.
    »Aber Ihr hättet sie umstimmen können, wenn Ihr es versucht hättet?«
    »Vielleicht.«
    »Warum habt Ihr es nicht getan?«
    Der Arzt nestelte an seiner Halsbinde, rückte seine Weste zurecht, spielte mit den Spitzenmanschetten seines Hemdes. »Mr. Gilly war ein einflussreicher Mann, Sir John, und sein Tod war ein großer Verlust für Inverness.«
    Der Sheriff lehnte sich zurück und musterte den Arzt mit einem ersten Anflug von Missfallen. »Und Ihr wolltet nicht mit seinem Tod in Verbindung gebracht werden, Dr. Grampian?«
    »Er war nicht mehr mein Patient, als er starb.«
    »Aber man hätte es denken können, wenn Ihr auf der Obduktion bestanden hättet?«
    »Ja, das hätte man«, stimmte der Arzt widerstrebend zu.
    »Und darum reimtet Ihr Euch einfach eine Todesursache zusammen?«
    Dr. Grampian plusterte sich auf. »Absolut nicht! Es war eindeutig ein Behandlungsfehler! Diese Frau, die sich eine Heilerin nennt, trägt allein die Verantwortung für sein Hinscheiden.«
    »Ihr glaubt nicht, dass Mrs. Gilly die Fähigkeit besitzt zu heilen?«
    »Ich glaube, dass sie die Fähigkeit besitzt, Bücher zu lesen und Anweisungen nachzuplappern, oder dass sie als Hebamme dienen könnte. Ich glaube nicht, dass sie über ein ausreichendes Wissen oder eine ausreichende Ausbildung verfügt, um wirklich ärztliche Hilfe leisten zu können. Sie scheint sich eine Behandlungsweise angeeignet zu haben, die bei den Leuten den Eindruck erweckt, dass sie ihnen helfen kann, aber«, wieder wandte er sich dem Publikum zu, »sie täten besser daran, sich mit ihren Leiden an einen Arzt zu wenden.«
    »Wenn Ihr eine so schlechte Meinung von Mrs. Gilly habt, warum habt Ihr Euch dann nicht schon früher geäußert, Dr. Grampian?«
    Es wurde mucksmäuschenstill im Saal.
    Der Arzt starrte Sir John feindselig an, doch der Sheriff war kein ängstlicher Mann.
    »Vielleicht, weil sie die Armen behandelt und Euch somit nicht ins Gehege kommt?«, hakte er ungerührt nach.
    Dr. Grampian antwortete nicht, und die Frage hing noch in der Luft, als Charles Talbot im Zeugenstand Platz nahm.
    »Nennt Euren Namen und die Art Eurer Beziehung zu der Angeklagten.«
    »Mein Name ist Charles Talbot, und ich war der Lehrling des verstorbenen Gordon Gilly.«
    »Wie lange?«
    »Zwölf Jahre.«
    »Dann wart Ihr also schon vor seiner Heirat bei ihm angestellt.«
    »Ja, Sir. Ich lebte bereits im Haushalt, als Mrs. Gilly meinen Meister heiratete.«
    »Fandet Ihr es merkwürdig, dass er sich eine so viel jüngere Frau nahm?«
    »Nun, ich dachte, er hatte eben Glück«, antwortete Charles. »Oder einfach genug Geld.«
    Gelächter brandete auf.
    Sir John ignorierte die Störung, wendete den Blick nicht von Charles.
    »Ist Euch bekannt, dass Mr. Gilly einige Monate vor seinem Tod einen Arzt aufsuchte?«
    »Ja. Ich sah ihn mehrmals am Tag eine Arznei einnehmen, und als ich ihn darauf ansprach, gestand er ein, sie von einem Arzt bekommen zu haben.«
    »Habt Ihr mit Mr. Gilly über seine Krankheit

Weitere Kostenlose Bücher