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Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Titel: Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Ganzwohl
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Schlaftabletten und war dabei, heimlich mein Testament und Abschiedsbriefe zu verfassen. Wie schlimm es um mich stand, bemerkte nicht einmal Hannah – Sonja dagegen wurde misstrauisch. Sie zwang mich mit sanfter Gewalt, Aufträge abzusagen – damals arbeitete ich als freie Journalistin für verschiedene Zeitschriften – und eine Therapie zu beginnen. Gleichzeitig war sie immer für mich da und beaufsichtigte mich abwechselnd mit Hannah mehr oder weniger durchgehend; die beiden nah men dafür sogar Urlaub und blieben bei mir über Nacht, wenn es mir besonders schlecht ging. Sonja recherchierte, suchte nach Therapeuten, vereinbarte Termine, begleitete mich sogar zu den ersten Sitzungen. Nur dank ihres Engagements blieb mir dabei eine Erfahrung wie die von Claus erspart. Ich musste mir in der Therapie keine dummen Sprüche anhören, meine Trauer und Verzweiflung wurden ernst genommen, und ich erhielt eine Zeit lang Medikamente – Antidepressiva –, die mir durch die schwerste Zeit halfen und mich vor allem wieder schlafen ließen. Christiane reiste mit ihrem damaligen Freund und jetzigen Mann extra aus Wien an, um mir beim Umzug in eine neue Wohnung zu helfen und die Weihnachtsfeiertage dort irgendwie zu überstehen. All das bewirkte, dass ich mich etwas besser fühlte, auch wenn es noch Jahre dauern sollte, bis ich den Kummer endgültig überwunden hatte.
    Im Nachhinein war ich über mich selbst entsetzt. Nie hätte ich gedacht, dass ich derart die Kontrolle über mich verlieren könnte. Ich hatte mich immer für stark und ausgeglichen gehalten und auf jeden Fall für fähig, mit allen Problemen und Schicksalsschlägen umzugehen. Selbstmord? Wegen Liebeskummer, eines Todesfalls und Stress mit den Eltern? Niemals. Ich bin nicht gläubig, halte es aber geradezu für eine Sünde, das eigene Leben wegzuwerfen. Und dann war ich, ausgerechnet ich, nur eine Haaresbreite davon entfernt gewesen. Was wäre passiert, wenn ich nicht so gute Freunde gehabt hätte? Wäre ich jetzt noch am Leben?
    »Weißt du, mir schoss der Gedanke durch den Kopf«, fährt Sonja fort, »dass es eigentlich ein ganz typisches Mann-Frau-Verhalten ist.«
    »Du meinst, dass ich als Frau meinen Selbstmord plante, während Claus einen Mord beging?«
    »Ja, genau. Eine Binsenweisheit. Männer verüben Mor de, Frauen begehen Selbstmorde. Und das betrifft nicht nur Mord und Totschlag. Männer lassen auch Frust, Pro bleme und Druck an anderen aus; Frauen peinigen sich selbst. Werden magersüchtig oder fett wie ein Fass, fangen an, sich zu ritzen, Tabletten zu schlucken und so weiter. Männer dagegen prügeln und misshandeln andere.«
    »Ja, habe ich schon mal gehört, obwohl ich nie Gerichts reporterin war. So was lernt man auch, wenn man regelmäßig Krimis und Profiler-Geschichten liest. Allerdings plante Claus ja auch einen Selbstmord. Genau wie ich.«
    »Manchmal finde ich all diese Parallelen bei euch geradezu gruselig.«
    »Ja, oder ein Zeichen des Schicksals, dass wir zusammengehören.«
    »O Gott, wirst du auf deine alten Tage etwa noch esoterisch?«
    »Auf meine alten Tage? Ich glaub, es hackt. Nein, war nur Spaß. Wobei mich all diese unglaublichen Zufälle manchmal schon ins Grübeln bringen.«
    »Aber hattest du nicht gesagt, Claus habe in seinem Tagebuch oder seinen Abschiedsbriefen geschrieben, er wolle ›Elke in den Tod mitnehmen‹? Ich erinnere mich gerade nicht genau.«
    »Ja, so habe ich es verstanden. Das war einer der Gründe, warum die Tat als Mord und nicht als Totschlag gewertet wurde. Weil man ihm das als Planung auslegte …«
    »Verstehe«, sinniert Sonja.
    »Ich finde aber, es klingt eher nach erweitertem Selbstmord.«
    »So wie bei Müttern, die ihre Kinder aus Liebe und dann sich selbst töten, weil sie glauben, ihre Kinder kämen ohne sie nicht zurecht und wären allein ver loren?«
    »Genau. Wenn die Mütter überleben, wird das ja dann vor Gericht nicht als Mord gewertet, sondern eben als erweiterter Suizid.«
    »Ja, ich weiß, was du meinst, aber ich finde, das stellt sich bei Claus schon etwas anders dar.«
    »Findest du? Warum?«
    »Elke war kein hilfloses, schutzloses Baby oder Kleinkind, sie wäre auch allein, ohne Claus, gut durchs Leben gekommen, und das wusste er auch.«
    »Du hast recht, bei ihm waren auch noch andere Motive im Spiel. Ich denke, er wollte sie für sich allein haben.«
    »Es klingt sogar ein bisschen nach Wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner haben .«
    Es ist nicht so, dass ich das nicht

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