Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte
Mädchenquatsch-Gesprächen.«
»Jetzt sei doch mal ernst.«
»’tschuldigung.«
»Aber du hast recht. Ja, ich meine Mädchenquatsch-Gespräche.«
»Dieses Küchenpsychologie-Zeugs. So was wie Er kann sich einfach nicht öffnen oder Er hat ein Nähe-Distanz-Problem oder Meine uneingeschränkte Emotionalität und Weiblichkeit machen ihm schreckliche Angst . Brrr.«
Olaf schüttelt sich und kichert.
»Heteromänner können einem manchmal echt leidtun.«
»Mach dich nur lustig. Aber den meisten Typen, die ich kennengelernt habe, würde es nicht schaden, sich ab und zu mal mit ihren Nähe-Distanz-Problemen oder ihren Emotionen auseinanderzusetzen, anstatt ihre Gefühle nur bei Fußballspielen und Formel-1-Rennen zuzulassen.«
»Ist ja gut, ist ja gut. Du sagst also, mit Cläuschen-Mäus chen kann man ganz tolle Mädchenquatsch-Gespräche führen.«
»Ja, das fiel mir gleich am Anfang auf. Obwohl wir so unterschiedliche Interessen haben, fühlte ich mich so – verstanden. Er erschien mir so empathisch, so re flektiert.«
»Na, ist doch wunderbar!«
»Ja, aber inzwischen denke ich: Kein Wunder, nach jah relanger Gruppen- und Einzeltherapie im Knast könnte wohl jeder so – psychologisch daherschwatzen.«
»Psychologisch daherschwatzen?«
»Du weißt schon, was ich meine.«
»Ja, aber selbst wenn das nur von den Knasttherapien kommt – was ich nicht glaube –, zeigt es doch, dass er etwas dazugelernt hat, was ihn ja offenbar von anderen Männern positiv unterscheidet. Dass er sich weiterentwickelt hat. Man könnte es auch bittere Lebenserfahrung nennen.«
Ich reibe meine Nase ähnlich wie Wickie in Wickie und die starken Männer – hilft tatsächlich beim Nachdenken.
»Hm. Ja, könnte man.«
»Aber?«
»Das ist nur ein Beispiel. Ein anderes ist, dass ich ihn so freundlich, höflich und respektvoll im Umgang mit anderen fand.«
»Welchen anderen?«
»Du weißt schon – Kellner, Rezeptionistinnen, Bäcke reiverkäuferinnen, Fahrkartenkontrolleure, Tankwarte …«
»Du sprichst von Menschen, die im Dienstleistungssektor tätig sind? Ja, ich habe schon mal gehört, dass Frauen sehr darauf achten, wie der Mann an ihrer Seite mit dem Kellner umspringt – vor allem beim ersten Date.«
»Wen wundert’s? Du müsstest manche Männer mal erleben, wie herablassend sie Kellner und Co behandeln, um den großen Macker raushängen zu lassen, der alle nach seiner Pfeife tanzen lassen kann. Das ist widerlich.«
»Aber Claus macht das nicht. Er ist ein Freund aller Kellner, wasserstoffblonden Bäckereiverkäuferinnen und Rezeptionistinnen.«
»Er ist höflich, freundlich und respektvoll. Ausgesucht höflich, freundlich und respektvoll. Selbst bei Brünetten. Und großzügig beim Trinkgeld.«
»Das ist doch wunderbar.«
»Ja, das dachte ich auch, als ich ihn kennenlernte. Doch dann erfuhr ich, dass er im Gefängnis lange in der Knastkantine die Vollzugsbeamten und anderen Mitarbeiter bedient hatte.«
»Und da dachtest du dir: Kein Wunder, nach so einer Erfahrung fühlt man sich nicht mehr wie der große Macker, der Dienstleister herumkommandieren und niedermachen will, sondern …«
»Man wird klein und bescheiden.«
»Ich sehe nicht, was an so einem Lernprozess schlecht sein soll. Und du weißt ja auch gar nicht, ob er davor nicht schon genauso höflich und freundlich war.«
»Hast ja recht, Olaf. Ich habe einfach – die Mörderbrille auf. Ich beurteile alles, was er macht, und alles, was bei uns passiert, immer mit dem Gedanken an die Tat, bringe alles irgendwie damit in Verbindung.«
»Und warum machst du das?«
»Keine Ahnung. Ich glaube, weil ich verzweifelt nach Erklärungen suche, wie der Mord passieren konnte. Ich suche dauernd nach etwas, um das alles zu begreifen. Und wenn er dann auf Hiddensee allen Ernstes den Nach mittagsspaziergang mit Karte und Wetterradar plant und den Fernsehabend mit der TV -Zeitschrift, dann denke ich: Siehste, der Mann ist ein völlig durchgeknallter Kontroll- und Planungsfreak. Und bei Kontrollverlust bricht für ihn dann alles zusammen.«
»Ist mir schon klar. Und ich finde es normal, dass du so denkst. Das gehört meiner Meinung nach zum Verarbeitungsprozess. Aber ich glaube nicht, dass du die Erklärungen finden wirst, nach denen du suchst. Ich glaube, so was kann man nur in sehr begrenztem Umfang verstehen und nachvollziehen. Entweder du lernst, das zu akzeptieren, oder du musst dich trennen.«
»Jetzt redest du wie ein Mädchenquatsch-Spezialist. Gar nicht
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