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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Geliebte vorführen, um mir ein Bild von ihr zu machen.«
    »Aber, Sire …« Bosgard stockte. Er wusste, wie ungehörig sein Verhalten war, die Handlungsweise des Königs in Frage zu stellen. Ungehörig und auch gefährlich, aber er musste es riskieren. »Gestattet Ihr mir, dass ich vorausreite? Ich verspreche, mich morgen im Palast zu Westminster bei Euch einzufinden.«
    William kniff seine Augen halb zusammen und musterte Bosgard mit einem scharfen Blick. Nach einer Weile, die Bosgard unendlich lang erschien, nickte er.
    »Wenn Ihr hättet fliehen wollen, so hättet Ihr während der letzten Tage ausreichend Gelegenheit dazu gehabt, daher gestatte ich Euch vorauszureiten. Ich merke, dass Ihr es kaum mehr aushaltet, nichts über das Schicksal dieser Hayla zu wissen. Ich bin jedoch überzeugt, dass ihr nichts geschehen ist. Niemand würde es wagen, gegen meinen Befehl zu handeln, und der lautete, die Frau in Einzelhaft im Kerker zu halten. Allerdings kann ich Euch nicht gestatten, den Tower aufzusuchen. Um die Frau wiederzusehen, müsst Ihr bis morgen warten, bis ich sie von meinen Männern in den Palast bringen lasse.«
    Bosgard senkte den Kopf und sagte leise: »Ich danke Euch, Sire. Für den Rest meines Lebens werde ich Euer ergebener Diener sein.«
    Der König antwortete mit einem Schnauben, aber er hob die Hand zum Zeichen, dass Bosgard entlassen war.
    Es war ein warmer, nicht zu heißer Tag, und trotzdem waren nach kurzer Zeit Bosgard und das Pferd mit Schweiß bedeckt, da er das Tier unbarmherzig antrieb. Je näher die Häuser kamen, desto unruhiger wurde Bosgard. Eine unerklärliche Stimme in ihm sagte, dass er sich beeilen müsste. Beeilen wobei? Es würde ihm nicht gelingen, zu Hayla in den Tower vorzudringen, und was sollte er sonst tun? Da er von Norden her in die Stadt ritt, passierte er den Tower. Hunderte von Arbeitern waren auf der größten Baustelle Londons beschäftigt, und Bosgard sah die bewaffneten Männer in Rüstungen, die die Tore bewachten. Ungeduldig reihte sich Bosgard in die Schlange derer ein, die über die schmale Brücke die Themse überqueren wollten, und gelangte endlich ans andere Ufer. Wenig später hatte er das
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erreicht. Bosgard war kaum abgesessen, als die Tür geöffnet wurde und eine aufgeregte Ilvy ihm entgegenkam und sich in seine Arme warf.
    »Bosgard, endlich! Wir waren in großer Sorge um dich!«
    Bosgard drückte Ilvy freundschaftlich an sich und sagte: »Der König ist auf dem Weg nach Westminster. Ich habe ihn einige Meilen vor der Stadt verlassen. Es ist mir gelungen, ihn von der Wichtigkeit der Angelegenheit zu überzeugen, und er wird morgen die Verhandlung gegen Hayla beginnen.«
    Ilvy stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Dann ist es also wahr, was ich gehört habe, dass der König auf dem Weg in die Stadt ist, und ich war unnötig in Sorge. Hayla wurde bereits aus dem Tower fortgebracht …«
    Bosgard erstarrte. Er packte Ilvy an der Schulter und sah sie fassungslos an. »Was ist mit Hayla? Sie ist nicht mehr im Tower? Und woher will jemand wissen, dass der König kommt? Soviel ich weiß, wurde kein Bote vorausgeschickt, um seine Ankunft zu melden.«
    »Komm erst mal herein, Bosgard.« Ilvy löste sich aus seinem Griff und trat ins Haus. »Das ist kein Thema, das man auf der Straße besprechen sollte.« Vielsagend sah sie sich zu den Nachbarhäusern um.
    In der kleinen Halle eilten Bosgard Henri, der junge Eric und Bruder Pierre entgegen.
    »Was ist geschehen?«, fragte Bosgard.
    Henri ergriff zuerst das Wort. »Es ist so, wie Ilvy sagte. Heute Morgen hat man Hayla aus dem Tower geholt und fortgebracht. Eine Dame hatte offenbar ein Dokument des Königs vorgezeigt, das Haylas Auslieferung verlangte, und diese Frau fuhr in einem kostbaren Wagen.«
    »Constance!« Bosgard spie den Namen aus, als wäre er ein Klumpen Dreck, aber Ilvy schüttelte den Kopf und ergänzte: »Es war keine junge Frau wie Constance Aubrey, die Dame war schon älter. Ich weiß das alles von einem der Wachmänner, der jeden Mittag zu uns kommt. Dabei geht es ihm nicht um den Eintopf, der auf meinem Feuer kocht, sondern … nun, du weißt schon, was ich meine.« Ilvys letzte Worte wurden von einem Augenzwinkern begleitet und entlockten Bosgard trotz der Anspannung, unter der er stand, ein flüchtiges Lächeln.
    »Du weißt nicht zufällig, wie die Frau heißt?«
    Ilvy zuckte bedauernd die Schultern, doch da trat Eric vor.
    »Sir, verzeiht, wenn ich mich einmische, aber

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