Geliebter Normanne
und sagte: »Ich lege mich eine Weile hin, irgendwie ist mir den ganzen Tag schon unwohl.«
Während ihrer Worte presste sie eine Hand auf ihren Bauch und stöhnte leise. Mandric stieg ein saurer Geschmack in die Kehle. Er wandte sich zu Lady Elfgiva, die der Unterhaltung schweigend gelauscht hatte und bewegungslos in einem Stuhl neben dem Feuer saß.
»Lady Elfgiva, ist es auch in Eurem Sinn, dass Hayla so etwas Schreckliches geschieht? Ihr wart zwar bereit, gegenüber dem König die wahre Abstammung Haylas zu beschwören, aber wollt Ihr wirklich, dass Hayla stirbt, bevor es überhaupt zum Prozess kommt?«
Schwerfällig erhob sich Lady Elfgiva aus dem Stuhl. Von ihrer Frische war nichts mehr zu bemerken, sie wirkte unendlich müde und erschöpft, und ihr Blick war traurig, als sie Mandric anblickte. »Es gibt Situationen im Leben, in denen man Dinge tun muss, die man eigentlich nicht tun will. Ritter Mandric, ich kenne Euch, seit Ihr ein kleiner Junge wart und mit dem Holzschwert gespielt habt. Ich war eine der Befürworterinnen Eurer Vermählung mit Hayla, doch dann wurde unser Land von den Normannen erobert, und alles veränderte sich. Ob Ihr es glaubt oder nicht, ich liebe meinen Mann von ganzem Herzen und hätte nie gedacht, dass mir im Alter noch einmal ein solches Glück beschert wird.« Elfgiva deutete mit der Hand auf die kostbare Einrichtung der Halle. »Seht Euch um. Mein Haus ist heute prächtiger, als der Hof von König Harold es jemals war. Dies alles haben mein Mann und ich der Güte König Williams zu verdanken, darum werde ich alles tun, ihm den Thron zu erhalten. Dass man dafür Opfer bringen muss, ist zwar bedauerlich, aber unvermeidbar. Als Ihr zu mir kamt und batet, gegen Hayla auszusagen, habe ich keinen Augenblick gezögert. Dann jedoch begann mir die Sache zu entgleiten. Ihr wisst es nicht, Ritter Mandric, aber mein Mann Robert befindet sich in der Gewalt von Ralph Clemencys Männern.«
»Was?« Mandric fuhr erschrocken auf. »Soll das heißen, er wurde entführt?«
Lady Elfgiva nickte unendlich traurig. »Ralph und Constance Aubrey ist es gelungen, einige Männer, die weder Tod noch Teufel scheuen, um sich zu versammeln. Sie überwältigten meinen Mann, als er auf dem Weg nach Hause war, und halten ihn an einem verborgenen Ort gefangen. Dann zwangen sie mich, Hayla aus dem Tower zu holen und in dieses Haus zu bringen, sonst würde Robert sterben. Mir bleibt keine andere Wahl …«
Sie brach ab, und Mandric bemerkte die Tränen in ihren Augen. Zornig hieb er mit der Faust auf den Tisch.
»Die beiden sind ja ein feines Pärchen. Wie kann man einen anderen Menschen nur so sehr hassen, um solche Dinge zu tun?«
»Das fragt gerade Ihr, Ritter Mandric?« Elfgiva sah ihn, einen verächtlichen Zug um den Mund, an. »Ihr habt den Stein ins Rollen gebracht, indem Ihr mit Hilfe Lady Constances König William über Haylas Existenz informiert habt. Hättet Ihr damals Cornwall verlassen, wäre nichts über das Geheimnis an des Königs Ohren gedrungen, und Hayla wäre längst mit Bosgard de Briscaut verheiratet. Versucht also nicht, anderen die Schuld zuzuschieben. Lasst mich jetzt bitte allein, ich fühle mich erschöpft.«
Mandric verließ Lady Elfgiva mit einer Verbeugung und ging in den Garten hinaus. Er blickte hinauf zu den Fenstern der Dachkammern. Hinter einem davon war Hayla in diesem Moment Ralph Clemency hilflos ausgeliefert.
Hayla hörte die schweren Schritte auf der Treppe. Sie kauerte sich mit dem Rücken zur Wand aufs Bett und umklammerte mit einer Hand unter der Decke fest das Stuhlbein. Sollte er ruhig kommen! Sie würde sich wehren, solange noch ein Tropfen Blut durch ihre Adern floss.
Ralph machte sich nicht die Mühe, die Tür zu verriegeln, als er in die Kammer trat. Er war sich seiner Sache sicher, alle in dem Haus standen auf seiner Seite, zudem trug er griffbereit ein Messer in seinem Gürtel.
»Na, wartest du schon ungeduldig auf mich?«, sagte er mit einem süffisanten Lächeln. »Wie schön, dass du bereits im Bett bist, dann können wir es uns gleich so richtig gemütlich machen.«
Hayla richtete sich auf und sagte ruhiger, als ihr zumute war: »Wenn Ihr mich anrührt, töte ich Euch.«
»Ja, ja, das sagtest du bereits, es wird langsam langweilig.« Er grinste und setzte sich auf den Bettrand. »Wenn du dich nicht zierst, dann können wir beide Spaß an der Sache haben. Mit Bosgard hat es dir doch auch Freude bereitet, nicht wahr? Du kennst aber noch nicht
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