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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Gestalt und die veilchenblauen Augen der Mutter … Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Hayla zu heiraten. Bisher hatte er jeden Gedanken an eine Ehe von sich gewiesen, allerdings war ihm noch nie eine Frau wie Hayla begegnet. Die Mitteilung, dass sie höherer Abstammung war, hatte nicht den Ausschlag für seinen Entschluss gegeben, denn er hätte auch Hayla, die Magd, geliebt und geachtet. Eigentlich wollte Bosgard sie nach dem Abendessen um ihre Hand bitten, doch dann war es zu dem Eklat gekommen, der Bosgard nun an Haylas Gefühlen für ihn zweifeln ließ.
    Ein zaghaftes Klopfen an der Tür riss Bosgard aus seinen Gedanken. Rasch fuhr er sich über die Stirn, räusperte sich und wandte sich zum Fenster, da er erst sein Mienenspiel unter Kontrolle bringen musste.
    Hayla hatte einige Zeit vor der Tür gewartet, bis sie sich traute anzuklopfen. Bosgards »Komm rein!« klang zwar streng, aber nicht unfreundlich. Als sie eintrat, stand er, den Rücken ihr zugewandt, am Fenster und sah hinaus. Er machte keine Anstalten, sich umzudrehen, darum sagte Hayla: »Mylord … Sir … Ihr wolltet mich sprechen.«
    »Hm.« Langsam drehte er den Kopf und deutete mit der Hand auf einen Stuhl. »Setz dich.«
    Hayla fiel sofort auf, dass er sie wieder duzte, was ihr angenehmer war. Sie fühlte sich ihm gegenüber als Untergebene sicherer, als wenn er sie wie eine Dame behandelte. Sie faltete die Hände im Schoß, schwieg und wartete, dass er das Gespräch eröffnete. Bosgard schenkte sich aus dem Krug Bier in einen Becher und nahm einen langen Schluck, bevor er sich Hayla gegenübersetzte.
    »Es war für mich zwar wenig erfreulich, dennoch interessant zu erfahren, wie du über mich denkst.« Er kam gleich zur Sache. »Ich bin also ein gemeiner Menschenschinder und brutaler Mörder so wie alle Männer, die aus meiner Heimat nach England gekommen sind.«
    Hayla hatte sich auf dem Weg in Bosgards Gemach die Worte genau überlegt, darum konnte sie fest und bestimmt antworten: »Ihr wisst selbst, Mylord, dass es auch bei den Normannen große Unterschiede gibt, wie zum Beispiel zwischen Euch und Ralph Clemency. Seit Ihr der Herr auf Penderroc Castle seid, habt Ihr niemanden wissentlich oder gar absichtlich leiden lassen, trotzdem stehe ich zu meiner Meinung, dass England den Engländern gehört. Die Invasion Eures Königs war unrecht. Ebenso, dass so gut wie alle angelsächsischen Männer von Adel verhaftet oder sogar getötet worden sind.«
    »Das bleibt bei einer Eroberung nicht aus«, warf Bosgard ein. Sein Blick hing wie gebannt an Haylas Lippen. Er konnte nicht verhindern, dass er sich wünschte, diese zu küssen, anstatt über Fragen der Politik mit ihr zu diskutieren. »Aber König William hat einen Anspruch auf die Krone, und seit er über England herrscht, hat sich in diesem Land vieles verbessert. Das hast selbst du zugegeben, Mädchen.«
    Hayla sah ihn herausfordernd an. Sie konnte sich nicht zurückhalten, ihre Meinung offen zu äußern.
    »Was für eine lapidare Entschuldigung für grausame Morde, Sir. Harold war den Engländern ein guter König gewesen. Niemand aus dem Volk verspürte den Wunsch, ihn durch einen Fremden, dessen angeblicher Thronanspruch doch mehr als vage ist und der nicht einmal unsere Sprache spricht, zu ersetzen.«
    »Sei versichert, der König ist bemüht, die englische Sprache des Landes, über das er herrscht, zu erlernen. Ich bin sicher, er kann sie inzwischen beinahe ebenso gut wie ich selbst. Ich hoffe, Ihr lernt ihn eines Tages kennen, denn dann würdet Ihr Eure schlechte Meinung über William vielleicht ändern. Außerdem ist er ein sehr gutaussehender Mann.« Bosgard konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wusste das Mädchen eigentlich, wie schön es war, wenn ihre Augen temperamentvoll funkelten und eine leichte Röte ihre zarte Gesichtshaut überzog? Nur wenige Frauen wurden liebreizender, wenn sie wütend waren, aber Hayla gehörte zweifellos dazu.
    »Ihr nehmt mich nicht ernst!« Zornig stand Hayla auf, aber Bosgard legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie auf den Stuhl zurück.
    »Du irrst dich, Mädchen. Ich würde es niemals wagen, dich zu unterschätzen. Ich bin allerdings ein wenig erstaunt, dass du einen halsbrecherischen Ritt wagst, um mein Leben zu retten, mir dann jedoch sagst, dass alle Normannen böse und schlecht sind. Du scheinst eine Frau der Widersprüche zu sein, Hayla, allerdings haben viele Frauen diese Eigenschaft, wie mich meine Erfahrungen gelehrt

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