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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Worte begleitete, weckte erneut Haylas Leidenschaft, aber sie rückte ein Stück von ihm ab. Eine Ahnung beschlich Bosgard, und er fragte: »Sag mir die Wahrheit, Mädchen: Weißt du, was Frauen und Männer miteinander tun, wenn sie sich sehr gern haben? Ich meine, in der Nacht, wenn sie gemeinsam ins Bett gehen.«
    Haylas Augen wurden groß.
    »Waline hat mir immer verboten, in der Halle zu schlafen, weil sie nicht wollte, dass ich sehe, was die Leute da machen.« Plötzlich fiel ein Schatten über ihr Gesicht. »Seit Ralph jedoch versucht hat … damals im Wald … an dem Tag, als Ihr nach Penderroc kamt … Ich fand es nicht schön und kann mir nicht vorstellen, dass man solche Dinge freiwillig mit einem Mann macht.«
    Bosgard konnte sich nicht länger beherrschen. Er lachte laut, umarmte Hayla und küsste sie auf die Stirn.
    »Das, was Ralph dir antun wollte, hatte nichts mit Leidenschaft und noch weniger mit Liebe zu tun. Hayla, es gelingt dir, mich immer wieder zu überraschen. Du bist sehr gebildet, sprichst Französisch und Latein und hast keine Scheu, mir deine Meinung über uns Normannen offen ins Gesicht zu sagen. Auf der anderen Seite scheinst du über das Schönste, was Männer und Frauen verbindet, nichts zu wissen. Glaub mir, wenn sich ein Mann und eine Frau lieben, dann macht es beiden großen Spaß, und sie wollen es immer wieder tun.«
    »Ist die Frau dann die Buhle des Mannes?«, fragte Hayla in Erinnerung an Walines mahnende Worte. »Ist sie eine Hure?«
    Bosgard zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
    »Wie kommst du denn auf diese Ausdrücke? Nun ja, wenn die beiden nicht miteinander verheiratet sind, dann könnte man es durchaus so nennen, auch wenn sie sich in Liebe vereinigen.«
    In Hayla stiegen immer mehr Zweifel auf. War sie zu weit gegangen, sich derart leidenschaftlich von Bosgard küssen und liebkosen zu lassen? Instinktiv wusste sie jedoch, dass es zum Endgültigen nicht gekommen war, und dies half ihr, einen letzten Rest Stolz zu bewahren. Langsam stand sie auf.
    »Dann ist es jetzt wohl besser, wenn ich gehe, Mylord. Ich werde nur dann mit einem Mann das Bett teilen, wenn ich ihm vor Gott angetraut worden bin. Ich weiß, ich habe kein Recht, Euch zu bitten, mich gehen zu lassen, denn Ihr seid der Herr, und ich habe Euren Befehlen zu gehorchen, aber wenn Ihr mich ein wenig mögt, dann küsst mich bitte niemals wieder.«
    Dieser Satz entsprach nun wieder völlig der Hayla, die Bosgard kannte, und dieses Mal verzichtete er auf eine spöttische Bemerkung oder gar ein Lächeln. Am liebsten hätte er sie gefragt, ob sie ihn heiraten wolle, aber ein anderer Gedanke schoss so plötzlich durch seinen Kopf, dass er erst darüber nachdenken wollte. Mit einer Handbewegung gab er Hayla zu verstehen, sie dürfe gehen. Nachdem sie sein Gemach verlassen hatte, stürzte er den Rest des Bieres in einem Zug hinunter. Das Bier rann kühl durch seine Kehle und half Bosgard dabei, seine Gedanken zu ordnen. Wie konnte es sein, dass er – der bisher jeglichen Gedanken an eine Ehe weit von sich gewiesen hatte, obwohl es ihm an hübschen Bewerberinnen nie gemangelt hatte – sich ernsthaft überlegte, eine Angelsächsin zu heiraten? Zugegeben, es handelte sich um eine ausgesprochen attraktive Angelsächsin, aber bisher hatte es bei Bosgard mehr gebraucht als ein nettes Gesicht, um seine Leidenschaft derart zu entflammen. Oder hatte er etwa nur ein körperliches Bedürfnis? Würde die starke Sehnsucht nach der jungen Frau vergehen, wenn er sie erst einmal im Bett gehabt hatte? Bosgard schüttelte heftig den Kopf. Obwohl jede Faser seines Leibes sich nach Hayla sehnte, war es nicht ihr Körper allein, sondern auch ihr Wesen, das er so heftig begehrte, dass es beinahe schmerzte. An seiner Seite würde Hayla nicht nur sein Weib und die Mutter seiner Kinder sein, sondern auch eine Freundin, mit der er seine Sorgen und Nöte, aber auch freudige Augenblicke teilen konnte. Er wollte das Mädchen beschützen und sie verwöhnen, ihr das Leben bieten, das ihr von Geburt an zustand und das ihr die Normannen weggenommen hatten, und er sah sich und Hayla zusammen alt werden und eines Tages Enkelkinder auf den Knien schaukeln.
    Verwirrt wischte sich Bosgard über die Stirn und bemerkte, dass er schwitzte, obwohl es im Raum kühl war. Es war wohl das Feuer des Begehrens, das ihn derart erhitzte. Er schüttelte den Kopf. Es war mehr als nur ein sinnliches Gefühl, sehr viel mehr. War das, was er empfand, etwa Liebe? Er war

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