Geliebter Normanne
barsche Antwort, die ihr auf der Zunge lag, löste sich auf, als sie ihm in die Augen sah. Neben aufrichtiger Liebe meinte sie, auch eine Spur von Unsicherheit, wenn nicht sogar von Angst zu erkennen. Ein Gefühl von unendlicher Zärtlichkeit und Glück überwältigte Hayla, so dass sie ihrem Gefühl folgte und in seine Arme stürzte.
Seitdem hatten Bosgard und Hayla viel miteinander gesprochen, und Bosgard hatte alle ihre Bedenken zerstreut.
»In den letzten zwei Jahren gab es viele Verbindungen zwischen Angelsachsen und Normannen, mein Herz.« Hayla lief ein wohliger Schauer über den Rücken, wenn er sie so nannte. »Sicher werden einige Leute die Nase rümpfen, wenn wir heiraten, aber sie werden sich daran gewöhnen. Du bist als Lady geboren, und jetzt sollst du als erste Dame einem Haus vorstehen, wie es dir gebührt.«
»Ach, nur deswegen nimmst du mich zur Frau?« Hayla zog einen Schmollmund, lächelte aber gleichzeitig verschmitzt.
»Natürlich, weshalb denn sonst?«, hatte Bosgard sie geneckt. »Vielleicht auch noch, weil ich dich ein bisschen liebe. Nun ja, sagen wir, ein großes bisschen. Vielleicht auch ein ganz großes bisschen …«
Ein leidenschaftlicher Kuss hatte das Gespräch beendet, dann setzte sich Bosgard und schrieb dem Bischof von Exeter und bat den geistlichen Mann, die Trauung so bald wie möglich zu vollziehen. Bosgard wusste, wenn der König seine Ehe anerkennen sollte, dann musste diese von einem hohen geistlichen Würdenträger geschlossen werden. Ein einfacher Priester, wie es sie in Cornwall gab, hatte nicht die Berechtigung, einen Mann von Bosgards Stand zu trauen. Das konnte einzig und allein ein Bischof, doch der nächste Bischofssitz befand sich in der Stadt Exeter in der Grafschaft Devon. Noch am selben Tag brach ein Eilbote nach Exeter auf, um das Schreiben zu überbringen. Seitdem warteten sie auf das Eintreffen des Bischofs, hielten ihr Vorhaben zu heiraten jedoch vor allen anderen geheim. Es war Haylas Wunsch gewesen, mit niemandem darüber zu sprechen. Für sie selbst war die Aussicht, bald Bosgards Frau zu sein, immer noch so phantastisch, dass sie es erst glauben würde, wenn sie an Bosgards Seite vor dem Altar stand.
»Nun muss ich aber wirklich gehen, Mitternacht ist längst vorüber.« Langsam, aber energisch löste sich Hayla aus Bosgards Armen. »Waline wird sich fragen, wo ich bleibe.«
Bosgard schlang seinen Arm fester um ihre Hüfte, und statt Hayla freizugeben, zog er sie dichter an sich heran.
»Wann wirst du es dem alten Drachen sagen?«
»He, wie sprichst du denn von Waline?« Scheinbar entrüstet schlug Hayla leicht gegen Bosgards Brust. »Sie ist nur um mein Wohl besorgt …«
»Und um deine Jungfräulichkeit.« Bosgard unterbrach sie mit einem heiseren Lachen. »So schwer es mir auch fällt, aber deswegen braucht sich die Magd keine Sorgen zu machen. Du wirst erst ganz meine Frau, wenn der Bischof uns getraut hat. Schade, dass Bruder Pierre keine Berechtigung hat, Ehen zu schließen. So müssen wir warten, bis der Bischof aus Exeter eintrifft.«
Hayla seufzte, und statt aufzustehen und in ihre Kammer zu gehen, kuschelte sie sich noch einmal in Bosgards Arme. Wie gut er roch und wie glatt und weich seine Haut war.
»Es ist dir also wirklich ernst?« Beinahe ungläubig sprach sie die Frage aus, die sie seit Tagen Bosgard immer und immer wieder stellte. »Es wird einen Aufruhr geben, wenn du mich wirklich zu deiner Frau machst, Liebster. Vielleicht wirst du es irgendwann bereuen und …«
Hayla konnte nicht weitersprechen, denn Bosgards Lippen verschlossen ihren Mund. Ihre Zungen umschlangen sich in einem wilden Spiel, und in Bosgards Lenden schoss das Blut. Durch den dünnen Stoff von Haylas Kleid spürte er ihre Brustwarzen auf seiner Haut, und unter Aufbietung aller Kräfte schob er sie von sich.
»Wenn du nicht sofort aufhörst, mich so zu küssen, kann ich für nichts mehr garantieren.«
Sie lächelte verschmitzt. »Ich habe nie Garantien von dir verlangt, Liebster, aber du hast recht.« Mit einem bedauernden Blick setzte sie sich auf.
Liebevoll spielte Bosgard mit einer Haarsträhne Haylas, die auf ihren Rücken fiel.
»Es kann nur noch eine, höchsten zwei Wochen dauern, bis der Bischof hier eintrifft. Ich habe ihn in meinem Brief eindringlich darum gebeten, sofort nach Penderroc Castle aufzubrechen. Das stürmische Regenwetter wird seine Reise leider etwas erschweren, aber bald werden wir Mann und Frau sein. Lady Hayla de
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