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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Ahnung, wie es kam, dass die schöne Lady Constance Aubrey mit Bosgard verlobt war, denn solange Bosgard in London weilte, hatte er, Ralph, den Eindruck gehabt, sein Schwager würde der Dame eher aus dem Weg gehen, als ihr den Hof zu machen. Das hatte er nie verstanden, denn Constance war eine wirklich schöne Frau: groß gewachsen und schlank, mit blasser Haut und rotblonden Haaren. Ihm hatte sie nie einen Blick geschenkt, was Ralph auch nicht verwunderte. Für eine Constance Aubrey, die entfernt mit König William verwandt war, war er von zu niedriger Geburt. Heute jedoch schimmerten ihre grünen Augen, die an die einer Katze erinnerten, kühl, und Ralph meinte, einen berechnenden Ausdruck darin zu erkennen. Schnell trank er einen Schluck Bier, dann sagte er ruhig: »Verzeiht meine Worte, Mylady, aber Bosgard hat unsere Freundschaft und unsere Verwandtschaft auf das übelste ausgenützt. Zuerst hat er mich gebraucht, um diesen maroden Besitz, der sich Penderroc nennt, auf Vordermann zu bringen, dann jedoch hat er sich ins gemachte Nest gesetzt und die Früchte meiner unermüdlichen Arbeit eingeheimst. Nun konnte er mich nicht mehr gebrauchen und hat mich vergangene Woche ohne einen Penny und ohne Waffen und Pferd einfach davongejagt.«
    »Aha.« Constance beugte sich interessiert vor. Sie bezweifelte, dass Ralph die Wahrheit sagte, dazu kannte sie ihn und auch Bosgard zu gut. Bestimmt war mehr vorgefallen, als Ralph im Moment zu erklären bereit war. »Warum kehrt Ihr nicht ins Heer zurück, anstatt hier wie ein Landstreicher zu hausen?«
    »Wie soll ich denn in die Stadt kommen, Mylady? Meine Taschen sind leer, und es ist zu Fuß ein weiter Weg bis nach London.«
    »Ihr seid ganz allein?«, fragte Constance interessiert, und er nickte grimmig. »Wo sind Eure Männer?«
    »Die Männer, die ich für meine Freunde hielt, haben mich verlassen, als sie merkten, dass bei mir nichts mehr zu holen war.« Ralphs Blick bohrte sich in Constances Augen. »Aber jetzt sagt mir: Wie kommt es zu Eurer Verlobung mit Bosgard? Als ich damals London verließ, schien es mir nicht so, als wärt Ihr und Bosgard Euch einig. Zudem habt Ihr ihn seit Monaten nicht gesehen.«
    Ein triumphierendes Lächeln huschte über Constances Lippen.
    »Der König meint, es sei für Bosgard an der Zeit, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Da er selbst offenbar wenig Neigung zeigt, dies zu tun, habe ich ein Schreiben des Königs bei mir, in dem er ihm nahelegt, mit mir die Ehe einzugehen. Nun ja, sagen wir mal … es ist mehr ein Befehl als ein freundlicher Brief.«
    Ralph kniff seine Augen zusammen, was ihn verschlagen aussehen ließ.
    »Ich habe keine Ahnung, wie Ihr den König zu so einem Schritt gebracht habt, Lady Constance, und es geht mich auch nichts an. Es gibt jedoch so einiges, was Ihr wissen solltet.« Sein Blick wanderte zu Luchia, und Constance verstand.
    »Du kannst dich zurückziehen, Luchia, ich brauche deine Dienste heute nicht mehr.«
    Die Kammerfrau kräuselte unwillig den Mund, aber sie gehorchte dem Befehl ihrer Herrin, obwohl sie Constance nur ungern in der Gesellschaft dieses Mannes allein ließ. Andererseits war sie froh, endlich ihre feuchte Kleidung ausziehen und sich in eine warme Decke kuscheln zu können, denn im Gegensatz zu Constance besaß sie kein Gewand zum Wechseln.
    Als Constance und Ralph allein waren, beugte er sich vertrauensvoll vor und flüsterte:
    »Was ich Euch zu sagen habe, wird Euch kaum gefallen, aber ich finde es richtig, dass Ihr die Wahrheit erfahrt. Ich glaube allerdings, dass Ihr dann keine Lust mehr verspürt, Bosgard zu heiraten …«
    »Das lasst meine Sorge sein, Sir Ralph«, unterbrach Constance. »Also, was habt Ihr mir zu erzählen?«
    Im Laufe des Abends musste der Wirt noch zwei weitere Krüge Bier bringen, denn auch Constance verspürte bei dem, was sie von Ralph erfuhr, das Bedürfnis nach einem kräftigen Schluck. Sie wusste zwar, dass Bosgard sie nicht mit offenen Armen empfangen würde, aber dem Befehl des Königs war Folge zu leisten, zumal mit ihrer beider Heirat Bosgard ein nicht unerhebliches Vermögen in Aussicht gestellt wurde. Offenbar hatte sich Bosgard in den letzten Monaten sehr verändert, und schuld daran war wohl diese kleine Angelsächsin, die ihn verhext hatte. Mit Entsetzen hörte Constance, wie schändlich Bosgard seinen Freund und Schwager Ralph behandelt hatte, obwohl dieser so viel für ihn getan hatte. Selbstverständlich verschwieg Ralph seine Absicht, Bosgard

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