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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Briscaut … na, wie hört sich das an?«
    »Lady de Briscaut …« Langsam ließ Hayla den Namen auf ihrer Zunge zergehen.
    Bosgard lag auf dem Bett und betrachtete sie zärtlich. Der flackernde Schein des Talglichtes ließ in Haylas Haar rötliche Reflexe tanzen. Nie zuvor hatte er eine schönere und begehrenswertere Frau gesehen. Dennoch hielt er sich zurück, wenn er Hayla in seinen Armen hielt, und begnügte sich damit, sie zu liebkosen und zu küssen. Auch wenn es nur noch wenige Tage dauern konnte, bis sie rechtmäßig seine Ehefrau war – man konnte nie wissen, welchen Streich das Schicksal einem spielte. Nicht, dass ihm etwas geschah, und er musste Hayla entehrt, wenn nicht sogar schwanger, zurücklassen.
    »Was bedrückt dich, Liebster?« Besorgt strich Hayla über seine Wange. Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    »Nichts, mein Herz, mir wird die Zeit nur so unendlich lang«, antwortete er leichthin und wischte die trüben Gedanken zur Seite. Was sollte schon geschehen? Er war gesund, und es drohte keine Gefahr. Aufstände vonseiten der Angelsachsen gab es kaum noch, und er hatte nicht vor, sich jemals wieder dem Heer des Königs anzuschließen. Jedenfalls nicht freiwillig, doch wenn der König ihn rief, musste er dem Befehl Folge leisten. Daran wollte Bosgard aber jetzt nicht denken, sondern lieber hoffen, dass die Zeit der Kämpfe vorbei war. An Ralph Clemency verschwendete Bosgard kaum einen Gedanken. Er war sicher, den Mann niemals wiederzusehen.
    Bosgard stand auf, schloss Hayla ein letztes Mal in die Arme und küsste sie zärtlich.
    »Schlaf gut, mein Herz, und träume süß.«
    »In meinen Träumen bist nur du, Liebster.«
    Ein letzter Kuss, dann huschte sie zur Tür hinaus und über den dunklen Gang zu ihrer Kammer, die sie mit Waline teilte.
    »Du kommst spät.« Hayla wurde von der alten Magd vorwurfsvoll begrüßt. »Ich habe auf dich gewartet. Es ist mitten in der Nacht! Du warst wieder bei ihm, nicht wahr?«
    Hayla schlug rasch die Augen nieder, als Waline einen Kienspan in das Kaminfeuer hielt und dann das Talglicht entzündete, damit Waline das Leuchten in ihren Augen nicht sah.
    »Es gab einiges zu besprechen«, sagte sie rasch. »Sir Bosgard wollte meine Meinung hören, wann es am besten ist, mit der Aussaat auf den westlichen Feldern zu beginnen …«
    »Ach, ja?« Scharf unterbrach Waline Haylas Worte. »Was bist du jetzt eigentlich für den Herrn? Seine persönliche Magd, die ihm das Gemach sauber macht und seine Kleidung in Ordnung hält? Oder ein Bauermädchen, mit dem er über Feldbestellung redet? Man sollte meinen, dafür wären andere Leute zuständig. Hayla, ich mag zwar nur eine ungebildete alte Frau sein, die weder lesen noch schreiben kann, aber ich bin nicht dumm. Was ist da zwischen dir und diesem … Normannen?«
    »Wie abschätzend du sprichst, Waline.« Hayla bemühte sich um einen unverbindlichen Tonfall. »Du hast doch auch schon gemerkt, dass Sir Bosgard es nur gut mit Penderroc und uns allen meint. Warum kannst du deine Abneigung ihm gegenüber nicht endlich begraben?«
    Waline schnaubte verächtlich.
    »Weil er ein Feind unseres Volkes ist. Gleichgültig, wie freundlich und besorgt er auch tut, er hat sich etwas genommen, was ihm nicht gehört. Und jetzt scheint er sich dich zu nehmen.«
    »Waline!« Hayla zögerte einen Moment und überlegte, ob sie der Vertrauten die Wahrheit zu sagen sollte, schwieg dann aber. Bevor der Bischof nicht eingetroffen war, wollte sie mit niemandem über ihre bevorstehende Hochzeit sprechen. Sie kniete sich vor Waline, nahm deren Hände und sah sie beschwörend an. »Wir haben dieses Gespräch schon so oft geführt. Ich schwöre bei den Gräbern meiner Eltern, dass Sir Bosgard mich nicht entehrt hat.«
    Waline gab zwar ein schnaubendes »Pah!« von sich, aber in ihre Augen schlichen sich Zweifel. Sie wusste, Hayla würde einen solchen Schwur nicht aussprechen, wenn ihre Worte nicht der Wahrheit entsprachen. Trotzdem machte sie sich große Sorgen um das Mädchen. Nicht, dass Waline glaubte, Hayla schwebe immer noch in Gefahr wegen ihrer Verbindung zum toten König Harold, sondern vielmehr deshalb, weil die alte Frau ganz genau sah, dass Hayla in Bosgard de Briscaut verliebt war. Und das konnte zu keinem guten Ende führen. Früher oder später würde er ihr Herz brechen, und Hayla war eine Frau, die daran zugrunde gehen konnte.
    Als sie wenig später das Licht löschten, lag Hayla noch eine Weile wach. Auf ihrem Mund

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