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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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dicker.
    »Ich habe ihm vertraut …«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    »Vertrauen und Normannen – das sind zwei Dinge, die nicht zusammenpassen. Wer weiß, wie lange er bereits mit dieser Dame verlobt ist. Bis sie nach Cornwall kommt, wollte Bosgard lediglich, dass jemand sein Bett wärmt, und da kamst du ihm gerade recht.«
    Nun liefen die ersten Tränen über Haylas Wangen.
    »Er hat mich nicht angerührt, Waline.« Sie hob den Kopf und sah die Magd flehend an. »Zumindest nicht so, wie du denkst. Das musst du mir glauben! Er hat gesagt, dass wir … also, erst wenn … wir verheiratet sind.«
    Nun war es heraus, und Hayla fühlte bei ihren Worten selbst, wie unwahrscheinlich sie klangen. Wie hatte sie auch nur einen Moment glauben können, ein Mann wie Bosgard de Briscaut würde sie, eine Angelsächsin, wirklich heiraten wollen.
    Waline lachte auf, aber es war ein grimmiges Lachen.
    »Dieser Schuft ist sogar so weit gegangen, dir die Ehe zu versprechen. Ha!« Sie ballte die Hände zu Fäusten, ganz so, als würde sie Bosgards Hals umklammern. »Dieser Mensch schreckt wirklich vor nichts zurück. Ich wünschte, ich könnte ihm heimzahlen, was er dir angetan hat.«
    »Nein, nicht, Waline.« Hayla schüttelte den Kopf. »Das würde nichts ändern.«
    Obwohl sie tiefste Verzweiflung verspürte und meinte, ihr Herz wäre in tausend Teile zerbrochen und der Schmerz würde niemals wieder vergehen, waren ihre Gedanken frei von Rache. Was geschehen war, hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Sie war jung und dumm und hatte aus ein paar netten Worten das herausgelesen, was sie gerne hören wollte. Selbst sein Heiratsversprechen war nur leeres Gerede gewesen, obwohl Bosgard die Rolle eines verliebten Bräutigams wirklich gut gespielt hatte. Wie naiv war sie zu glauben, er hätte sie wirklich zur Frau nehmen wollen? Ihre eigenen Gefühle hatten ihr den Blick für die Realität getrübt und sie glauben lassen, Bosgard empfinde in der gleichen Art für sie. Er war der erste Mann gewesen, der ihr Herz zum Glühen gebracht hatte, und sie hatte geglaubt, es wäre die wahre, die echte Liebe. Pah! Liebe! Wenn das Liebe war, dann konnte sie künftig sehr gerne darauf verzichten.
    In Haylas Verzweiflung glomm langsam ein Funke Zorn auf. Bosgard de Briscaut hatte sie zutiefst beleidigt, aber sie besaß noch genügend Stolz, sich dies nicht anmerken zu lassen. Sie war Hayla – das Mündel des einstigen Königs und keine dumme Magd, mit der man solche Spielchen treiben konnte. Entschlossen stand sie auf, wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und sah Waline eindringlich an.
    »Du sagst niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen von dem, was ich dir gerade erzählt habe.«
    »Du meinst, dass der Normanne dir die Ehe versprochen hat?«
    Hayla nickte. »Es weiß sonst niemand davon, und dabei soll es auch bleiben.«
    Für einen Moment dachte Hayla an Bruder Pierre, aber der würde sein Wissen für sich behalten. Dann fiel ihr der Brief an den Bischof von Exeter ein. Mit eigenen Augen hatte sie gesehen, wie Bosgard den Brief geschrieben und einem Boten übergeben hatte. Wahrscheinlich war auch dies ein Teil von Bosgards Spiel gewesen, und der Bote hatte den Brief an der nächsten Ecke zerrissen und war niemals nach Exeter geritten.
    Waline, voller Zorn über Bosgard, sah Haylas Verzweiflung, und Mitleid für das Mädchen durchflutete sie. Ihrem Schwur gegenüber Sir Leofric, Hayla zu behüten und zu beschützen, war sie bisher nicht gerecht geworden. Liebevoll nahm sie Hayla in die Arme.
    »Vielleicht lässt er uns gehen«, flüsterte sie. »Auch ein Normanne hat so etwas wie ein Gewissen, und es kann ihm nur recht sein, wenn du aus seinem Blickfeld verschwindest. Wir könnten auf einem anderen Besitz Arbeit finden …«
    Hayla presste ihren Kopf an Walines Schulter. Weggehen von Penderroc? Dann würde sie ihn niemals wiedersehen … niemals mehr seine Stimme hören … Ein Teil von ihr sagte, dass es genau das Richtige wäre, Bosgard de Briscaut eines Tages zu vergessen. Ein anderer, stärkerer Teil jedoch wehrte sich dagegen. Obwohl es schwer werden würde, Bosgard an der Seite einer anderen Frau zu sehen, war die Vorstellung, ihn zu verlassen, für Hayla noch schmerzvoller.
    »Wir werden sehen«, sagte sie leise.
    »Ich bin schon gespannt, was er sagen wird, wenn er von der Jagd kommt und seine Verlobte hier vorfindet.« Waline sprach Haylas Gedanken aus. »Und ob er wenigstens ein bisschen Scham dir gegenüber

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