Geliebter Normanne
König William gegenüber den Anhängern Harolds wenig Gnade gezeigt hatte?
»Ha, ich wusste gleich, dass dieses Weib ein falsches Spiel treibt!« Höhnisch lachend trat Constance Aubrey vor. Niemand, auch nicht Hayla, hatte bemerkt, dass Constance die ganze Zeit hinter der Tür gestanden und das Gespräch belauscht hatte. »Bosgard, mein Lieber, siehst du nun, warum sie um dich herumgeschlichen ist? Sie hat nur ein sicheres Plätzchen gesucht, um sich zu verstecken und hinter deinem Rücken gegen dich zu intrigieren.«
»Das ist nicht wahr!« Haylas Worte waren ein einziger Aufschrei, und sie sprang auf die Füße. »Ja, es stimmt, ich war gezwungen, aus dem Osten zu fliehen, und man brachte mich nach Penderroc, wo ich mich als Magd ausgeben musste. Aber niemals habe ich irgendwelche Ziele verfolgt, die dir schaden könnten …«
»Schweig!« Donnernd durchschnitt Bosgards Stimme ihren Redefluss. »Du hast mich belogen, hast mir etwas von einem einfachen Adligen als Vater erzählt. Wenn dem so war, hätte der ehemalige König dich wohl kaum als sein Mündel aufgenommen.«
Entschlossen und mutig trat Mandric einen Schritt vor.
»Verzeiht, Mylord, aber zürnt nicht mit Hayla. Sie hatte wohl Angst, die Wahrheit zu gestehen, weil sie nicht wusste, ob Angehörige und Gefolgsleute von Harold verfolgt würden. Wenn sie Euch belogen hat, dann geschah das nur zu ihrem Schutz.«
Die Zornesfalte zwischen Bosgards Augenbrauen vertiefte sich.
»Dann ist es ja gut, dass Ihr sie heiratet und sie künftig unter Eurem Schutz steht. Tut mir bitte den Gefallen und erledigt die Sache so rasch wie möglich. Dann könnt Ihr und Eure Frau ziehen, wohin Ihr wollt.«
Ein glückliches Lächeln erhellte Mandrics Gesicht, während Hayla immer verzweifelter wurde.
»Das ist nicht dein Ernst, Bosgard«, flüsterte sie, alle Vorsicht außer Acht lassend.
Mandric hörte jedoch nicht auf ihre Worte und sagte freundlich: »Ich danke Euch, Mylord. Sir Roger, Ihr gestattet, dass meine Braut mich begleitet? Am Ziel angekommen, werden wir uns dann sofort vermählen.«
Roger Longchamps, der der Unterhaltung interessiert gefolgt war, nickte bedächtig.
»Selbstverständlich, Ritter Mandric, ich werde Eurem Glück nicht im Weg stehen. Besonders weil Ihr Eure Braut so lange vermissen musstet. Wir reiten morgen bei Sonnenaufgang weiter.«
»Mandric, ich muss mit dir sprechen!« Hayla bemerkte, dass ihre Stimme schrill klang, aber sie konnte ihre Gefühle nicht mehr länger unter Kontrolle halten. Aus den Augenwinkeln sah sie Constance Aubreys hämisches Lächeln und Bosgards wütenden Gesichtsausdruck. »Ich muss dich allein sprechen. Sofort«, wiederholte sie mit Nachdruck.
»Ihr habt die Erlaubnis, Euch zu entfernen«, sagte Bosgard, ohne Hayla anzusehen. »Roger, du entschuldigst mich bitte? Wie du weißt, hatte ich einen kleinen Unfall, und ich werde mich für einige Zeit in mein Gemach zurückziehen.«
»Bosgard …« Hayla streckte eine Hand nach ihm aus, aber er verließ die Halle, ohne sie zu beachten. Mandric, der die Geste erstaunt beobachtet hatte, runzelte die Stirn. Ein Verdacht beschlich ihn, der ihm jedoch so ungeheuerlich erschien, dass er es nicht glauben wollte.
Hayla und Mandric verließen die Burg und gingen ein paar Schritte auf den Wald zu.
»Mandric, ich kann dich nicht heiraten«, platzte Hayla heraus, sobald sie außer Hörweite anderer Menschen waren.
»Wir sind verlobt, und eine Verlobung ist bindend, denn sie ist ein Eheversprechen, das nicht gebrochen werden darf.« Nüchtern und sachlich stellte Mandric die Tatsache dar.
»Unsere Verlobung liegt lange zurück. Seitdem ist unser Land von einer fremden Macht erobert worden, und es gelten neue Gesetze.«
»Gottes Gesetze haben sich nicht geändert«, unterbrach Mandric ungeduldig. »Hayla, du dienst hier als Magd. Als meine Frau erhältst du einen anderen Status. Gut, wir werden nicht sehr reich sein, aber unser Auskommen haben. Roger Longchamps schätzt meine Dienste, und wenn ich ihm weiter treu diene, könnte ich es durchaus in Bälde zu einem eigenen kleinen Besitz bringen …«
»Mandric, sei still!« Hayla presste die Hände auf die Ohren und schüttelte den Kopf. »Du scheinst nicht zu verstehen! Ich kann dich nicht heiraten, weil ich dich nicht liebe, und darum bitte ich dich, das Verlöbnis zu lösen.«
Mandric schnaubte. »Der König hat uns einst zusammengeführt, weil es eine passende Verbindung zwischen unseren beiden Familien gewesen war und
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