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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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habe es Sir Leofric auf dem Sterbebett schwören müssen, dass die Wahrheit niemals über meine Lippen kommt.«
    Hayla schob den Becher zur Seite und umklammerte Walines Arm.
    »Warum, Waline? Sag mir, warum hat man mir das alles verschwiegen? Es kann doch nicht sein, dass irgendjemand in diesem Land wirklich glauben kann, dass ich, ausgerechnet ich, gegen die Normannen antreten werde!« Hayla lachte, aber es war ein bitteres Lachen. »Jahrelang habe ich den König … ich meine, meinen …Vater … als aufrechten Mann geschätzt und ihn geliebt, wie eine Tochter ihren Vater liebt. Aber er ist tot, so lange schon, und England hat einen neuen König.« Hayla machte eine raumgreifende Handbewegung. »Waline, das ganze Land wird von den Normannen beherrscht, und viele Angelsachsen sind längst zu den neuen Herrschern übergelaufen. Keiner wird es jemals wagen, einen neuen Krieg anzufangen, nur um ein schwaches Mädchen auf den Thron zu bringen.«
    Die Rede hatte Hayla erschöpft, und mit einem Stöhnen ließ sie sich zurücksinken. Als Waline ihr erneut den Becher reichte, nahm Hayla einen langen Schluck. Der Trank war warm und süß, und Hayla versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen.
    »Du bist ohnmächtig geworden, als du die Wahrheit erfahren hast«, sagte Waline und strich ihr eine Locke aus der Stirn. »Versuch, noch ein wenig zu schlafen.«
    »Wie soll ich mit diesem Wissen schlafen können?« Energisch richtete Hayla sich wieder auf und schwang die Beine aus dem Bett. »Ich muss sofort mit Bosgard sprechen. Bitte hilf mir, mich anzuziehen.«
    »Er ist fort.«
    »Was sagst du da?« Mit weit aufgerissenen Augen starrte Hayla die Magd an. »Ist er zur Jagd? Wann kommt er wieder?«
    Waline streichelte beruhigend Haylas Hand. Obwohl sie dem Normannen nie sonderlich viel Sympathie entgegengebracht hatte, empfand sie Mitleid mit ihrem Schützling.
    »Hayla, mein Kind, es sieht so aus, als wäre Sir Bosgard für längere Zeit fortgeritten. Er hat ein paar Sachen gepackt und mitgenommen.«
    »Ohne mit mir zu sprechen?« Hayla konnte es nicht glauben. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an den Auslöser des ganzen Übels. »Und Mandric? Ist er noch in der Burg.«
    Waline nickte. »Die ganze Sache konnte natürlich nicht vor den anderen, auch nicht vor Sir Roger, verheimlicht werden. Sie planen, morgen früh aufzubrechen, und Ritter Mandric möchte, dass du ihn begleitest.«
    »Niemals!«, brauste Hayla auf, aber Waline drückte sie an der Schulter sanft aufs Bett zurück.
    »Sir Bosgard hat dir einen Brief hinterlassen.«
    »Einen Brief?«, rief Hayla aufgeregt.
    Waline griff in ihre Rocktasche und holte ein Stück Pergament hervor. Hastig riss Hayla ihr das Schreiben aus den Fingern und begann zu lesen.
    Hayla, es gibt wohl keinen Grund, an den Ausführungen des Ritters Mandric zu zweifeln. Er hat recht – Du gehörst zu Deinem Volk und damit auch zu ihm. Unsere beiden Welten sind zu unterschiedlich. Es war vermessen zu glauben, dass sie sich vereinen lassen. Wenn Du Penderroc mit Mandric verlässt, um seine Frau zu werden, werde ich nicht hier sein. Zu gegebener Zeit werde ich dann Constance Aubrey ehelichen. König William hat die richtige Entscheidung getroffen, und wer bin ich, diese anzuzweifeln. Du kannst jedoch unbesorgt sein – aus meinem Mund wird niemand von Deinem Geheimnis erfahren, und ich glaube, wenn Du Ritter Mandric eine gute Frau bist, dann wird auch er schweigen. Weder er noch ich möchten, dass Dir jemals ein Leid geschieht.
    Bosgard de Briscaut,
    Lord von Penderroc
    Fassungslos las Hayla immer und immer wieder Bosgards Worte, doch ihr Verstand weigerte sich, deren Sinn zu begreifen. Sie bemerkte nicht, wie Tränen über ihre Wangen liefen. Erst als diese auf das Blatt tropften, wischte sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Stumm reichte sie Waline den Brief, doch die Magd schüttelte den Kopf.
    »Du weißt, ich kann nicht lesen.«
    Langsam, als würde sie, wenn sie Bosgards Worte laut aussprach, diese begreifen, las sie Waline den Brief vor. Als sie geendet hatte, frage Hayla hoffungsvoll: »Hat er noch etwas gesagt, bevor er ging? Irgendetwas? Bitte, Waline, du musst mir alles sagen und darfst mir nichts verschweigen.«
    Walines Mitleid mit dem Mädchen wurde immer größer. Sie hatte Hayla wie eine eigene Tochter liebgewonnen und wollte nicht, dass sie litt, aber leider konnte sie keine guten Nachrichten vermelden.
    »Sir Bosgard sagte nur, er würde erst zurückkehren, wenn Sir

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