Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
Verlangen zu kaschieren, ihre Kräfte miteinander messen, wie nur Diana Worthing es vermochte.
Ein süßer Traum. Er klammerte sich daran. Er wollte, dass er weiterging bis zu einem Aufeinandertreffen im Sand vor den niedrigen Höhlen, wollte, dass Diana ihre Arme um seinen Hals schlang und in seinen Mund atmete. »James. Küss mich.«
Der Traum verschwand, und er öffnete die Augen.
Er lag mit dem Gesicht nach unten und hatte die Arme ausgestreckt, aber das Weiße unter ihm waren leinene Laken, kein Sand. Er befand sich in einem Schlafzimmer, durch dessen dunkle Fenster kühler Wind hereindrang. Das Bett war groß, und die Betttücher dufteten.
War er zu Hause in Charleston? Würde Honoria gleich an die Tür klopfen und ihn mit ihrer hochmütigen Stimme anraunzen, dass er das Abendessen versäumte und Mama sich aufregte?
Aber die Luft passte nicht zu Charleston. Sie sollte sich mild und warm anfühlen, nach Orangenblüten und Pfirsichen duften. Doch der Wind, der über seinen Körper strich, war erdig und kühl und roch schwach salzig nach Meer.
Er öffnete den Mund, um Honoria zu sagen, dass er aufstand, aber seine Stimme versagte ihm den Dienst. Er streckte seine Finger, einen nach dem anderen, löste sie vom Laken und richtete sich auf.
Er war weder in seinem Zimmer in Charleston noch in irgendeinem, das er kannte. Im Licht der flackernden Kerze sah er die hohe, gestrichene und mit einem goldenen Rahmen abgesetzte Decke. Dieselbe Goldverzierung wiederholte sich in dem prachtvollen Türrahmen. Die Brokatvorhänge an seinem Bett waren zurückgezogen, und die Bettwäsche war aus feinstem Leinen.
Ein leises Schnarchen störte die Stille. Aus einem bequemen Lehnsessel am Kamin ragten zwei Stiefel hervor. Ein Kopf war nach vorn gesackt, auf dem etwas schief die Perücke eines Lakaien saß.
James machte kein Geräusch, als er aus dem Bett glitt und aufstand. Er war nackt, und der Kaschmirteppich fühlte sich weich unter seinen Füßen an. Nach einem Schritt vorwärts wäre er beinahe gestürzt. Seine Beine waren so schwach, dass sie ihn kaum trugen.
Ihm fiel wieder ein, dass er krank gewesen war, sehr krank. Einzelne Erinnerungsfetzen schossen ihm durch den Kopf, Menschen, die ihm eine glühende Flüssigkeit eingeflößt hatten, einige kräftige Gentlemen, die ihn festgehalten hatten, als er im Fieberwahn um sich schlug. Es war ihm zwar noch ein Rätsel, wo er sich befand und wie er hierhergekommen war, aber er musste in England sein. Selbst das farbenprächtigste Heim in Charleston würde diesem hier an Ornamenten nicht gleichkommen, und die alberne Livree des Lakaien konnte nur einem englischen Hirn entsprungen sein.
Er wartete, bis er die Kontrolle über seine Beine wiedererlangt hatte, dann nahm er das Nachthemd vom Stuhl neben dem Bett und zog es an. Es war für einen recht breitschultrigen Mann gemacht worden und passte ihm genau.
Lautlos durchquerte er den Raum, öffnete ebenso geräuschlos die Tür und ging hinaus.
Er stand auf einer geräumigen, mit Säulen geschmückten Empore, die sich über die vier Wände eines großen Treppenhauses erstreckte. Marmorstufen führten in eine riesige Empfangshalle, und ebenso beeindruckende Stufen schwangen sich zu dem Stockwerk über ihm hinauf. Statuen von Göttern und Göttinnen tollten auf einem Sims hoch oben herum, die meisten nackt und in recht eindeutigen Posen abgebildet. Erleuchtet wurde die Halle von Kristalllüstern, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden hingen. Durch großen Fenster drang kühler, frischer Nachtwind herein.
Eine Frau kam die Treppe herauf. James drückte sich hinter der nächsten Säule an die Wand und beobachtete sie. Sie stieg anmutig die Stufen herauf, hielt mit einer Hand einen schokoladenbraunen Rock hoch und trug in der anderen eine Kerze. Ihr Schein erhellte ein Gesicht, das er kannte. Wunderschöne Augen, volle Lippen und cremefarbene Haut. Ihr dunkles Haar glänzte rot im Licht der Leuchter.
Plötzlich fügten sich die Puzzlestücke zusammen, und er wusste wieder, wo er war. Er trat aus dem Schatten zur Treppe. Die Frau sah hoch.
»Alexandra«, sagte er leise.
Sie ließ vor Schreck die Kerze fallen, die in einer Pfütze aus Wachs auf dem Läufer über den Stufen erlosch.
Er hielt ihr den Mund zu, bevor sie schreien konnte. Sie warf ihm mit ihren großen braunen Augen einen strafenden Blick zu, den er nur zu gut kannte.
»Brennt nicht das Haus nieder, Alexandra«, sagte er, ließ seine Hand jedoch, wo sie war,
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