Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
und rang die Hände.
Isabeau war oben im Kinderzimmer bei Alexandras Kindern und Maggie. Sie war glücklich. Isabeau mochte die beiden Kleinen, und die Zwillinge hatten sie auch gern. Sie fanden nichts Seltsames an Isabeaus Zeichensprache und hatten bereits ein bisschen davon gelernt. Maggie wiederum liebte sie alle, obwohl sie selbst nicht gerade ein fügsames Kind war. Immerhin war ihr Vater ein Pirat gewesen und ihre Mutter eine exotische Polynesierin.
Sie hatte Diana von dem Tag erzählt, an dem ihr Vater sie geholt hatte. Sie hatte in das harte Gesicht und die wilden, blauen Augen eines Piraten geblickt und sofort gewusst, dass er ihr Vater war. Während er sie verblüfft anstarrte, hatte sie gesagt: »Hallo, bist du mein Papa?«, und ihm die Arme um den Hals geschlungen.
Maggie hatte geschildert, wie ihr Vater und sie von Jamaika nach England gesegelt waren, an Bord der Argonaut , James Ardmores Schiff. Sie sprach liebevoll von ihren Freunden Ian O’Malley und Mr. Henderson und hoffte, dass sie die beiden bald wiedersehen konnte. Nach allem, was sie wusste, fragte sich Diana, ob James Ardmore diese Reise wohl ebenso sehr genossen haben mochte.
Alexandra hatte Maggie angewiesen, die Kinder zu beschäftigen, während James sich zum ersten Mal unten sehen ließ. Diana wollte zwar Isabeau holen, damit sie ihn begrüßte, aber Alexandra lächelte nur weise und riet ihr davon ab.
Der Wind frischte auf. Diana trat ans Fenster und beobachtete die Schaumkronen auf dem Meer. Ein kleines Fischerboot, das unter dem Wind hart nach Steuerbord krängte, strebte eilig dem sicheren Ufer zu. Während sie es beobachtete, wünschte sie sich, sie wäre dort draußen und würde gegen Wind und Wellen kämpfen, statt dem Ticken der Uhr in dem stickigen Salon zu lauschen.
»Zum Teufel!«, sagte jemand hinter ihr.
Sie fuhr herum. James Ardmore stand in der Tür und sah sie an. Seine Miene war alles andere als erfreut.
Er trug Kleidung, die offensichtlich dem Viscount gehörte: eine feine Rehlederhose, lederne Stiefel, einen Gehrock und ein Leinenhemd. Er hatte weder einen Kragen angelegt noch eine Krawatte umgebunden, aber auch so passten diese modischen Sachen nicht zu ihm. Er hatte sich gebadet und rasiert und sein noch feuchtes, dunkles Haar zu einem Zopf zurückgebunden.
Über die gestreifte Lehne des Sheraton-Sofas hinweg sahen sie sich an. Er mit einer Miene, die so kühl war, wie nur James Ardmore sie zustande brachte, sie mit geöffneten Lippen und kalten Gliedmaßen.
»Warum bist du nicht auf Haven?«, wollte er wissen.
Typisch. Keine Frage nach ihrer Gesundheit oder ihrem Wohlbefinden. Er stürzte nicht auf sie zu, um sie stürmisch in seine Arme zu schließen und ihr zu erklären, wie sehr er sie vermisst hatte.
»Ich war in London«, erwiderte sie klar und deutlich. »Wir haben Leutnant Jack nach England zurückgebracht.«
»Er hat sich also erholt.«
»Ziemlich. Aber er kann sich immer noch nicht erinnern. Dafür hat er festgestellt, dass er der Bruder eines Herzogs ist.«
Er hob eine Braue. »Gute Nachrichten für Jack.«
»Eigentlich nicht. Er scheint davon eher irritiert zu sein. Außerdem ist er auch verheiratet. Und hat Kinder. Zwillinge.«
James ging langsam um das Sofa herum, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Das muss ein Schlag für ihn gewesen sein. Er steckt wirklich voller Überraschungen, nicht wahr?«
»So wie du.«
Er betrachtete sie eine Weile scharf, drehte sich dann um und ging zu den Terrassentüren. »Verzeih mir, dass ich dich anstarre«, meinte er gedehnt. »Ich bin nur nicht gewohnt, dich so … ordentlich zu sehen.«
Das klang wie eine Beleidigung. Diana hatte ihren besten Morgenmantel angezogen, aus blassem, cremefarbenem Baumwollstoff, mit einer hohen Taille, schwarzen Säumen und schwarzen, winzigen Knöpfen. Das Gewand hatte lange Ärmel und ein Dekolleté.
Auf Alexandras Drängen hin hatte sie auch eine Kameebrosche angelegt. Alexandras Zofe hatte ihr widerspenstiges Haar gebürstet, zu einem ordentlichen, glatten Knoten gerollt und es irgendwie geschafft, dass jedes Härchen an seiner Stelle lag.
»Natürlich bin ich ordentlich. Das verdanke ich der eleganten Lady Stoke.« Unter Alexandras Obhut lief alles wie ein Uhrwerk ab.
»Sie ist eine feine Lady«, meinte er zerstreut. Er stützte eine Hand auf den Türrahmen, während er den Horizont absuchte. Der Rasen fiel zu einer niedrigen Mauer ab, an der ein von Bänken gesäumter Weg entlangführte, damit die
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