Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
aufgeplatzt.«
»Was können wir tun?«, wollte Diana wissen. Sie trat an das Fußende des Bettes. Der arme Leutnant Jack. Es war ihm nie richtig gutgegangen, und dann hatte sie ihn auch noch bei ihren Unternehmungen über die ganze Insel geschleppt. Sie war so von ihrer Sorge um James abgelenkt gewesen, dass sie auf den Leutnant nicht sonderlich geachtet hatte. Er hatte sein Gedächtnis immer noch nicht wiedererlangt. Obwohl er damit stets betont beiläufig umging, hatte sie den gehetzten Ausdruck in seinem Blick sehr wohl bemerkt.
Ihre Schuldgefühle quälten sie, während sie auf die Antwort ihres Vaters wartete.
James hatte Jacks Kopf auf die Seite gedreht und untersuchte die Stelle über dem Ohr, wo er sich verletzt hatte. Seine Miene war grimmig. »Er braucht einen Arzt.«
»Davon gibt es auf Haven nicht gerade viele«, antwortete ihr Vater ebenfalls düster.
Mrs. Pringle drängte sich hinter Diana in den Raum. Sie wirkte beunruhigt. »Ich hab gleich gemerkt, dass er irgendwie komisch aussah. Ich habe noch mit ihm gesprochen, nachdem Ihr und Isabeau hinabgegangen seid, Mylady.«
»Hat ihm der Kopf wehgetan?«, erkundigte sich James.
»Er sagte, es wäre ein sehr starker Schmerz«, bestätigte die Haushälterin.
James legte Jack die Hand auf die Stirn. »Die Wunde ist heiß, aber sein Gesicht ist kalt. Habt Ihr schon einmal trepaniert, Admiral?«
»Ich habe einmal dabei zugesehen, aus der Ferne. Der Chirurg war sehr fähig. Ich habe aber keine Ahnung, was er da gemacht hat.«
Diana rang die Hände. »Was ist Trepanieren?«
James war wieder kalt und abweisend. »Man bohrt Löcher in die Schädeldecke. Das lindert den Druck oder lässt die Körpersäfte hinausfließen. Ich weiß es wirklich nicht genau, aber es scheint zu funktionieren.«
»Könnt Ihr so etwas?«, erkundigte sich Dianas Vater.
»Ich habe immer einen Arzt auf meinem Schiff gehabt, der wusste, was er tat.«
»Ich ebenfalls.«
Die beiden Kapitäne sahen sich an. »Wir könnten es wenigstens versuchen«, meinte Lockwood schließlich.
»Wahrscheinlich würden wir ihn umbringen. Ich wüsste jedenfalls nicht einmal, wo ich den Bohrer ansetzen sollte.« Er musterte den Admiral. »Aber Ihr habt ein Boot.«
Die Miene des Admirals hellte sich auf. »Eure französische Fregatte!«
»Vielleicht. Falls ich sie mit der Gig einholen kann. Oder ich schaffe es bis nach Plymouth. Das sind etwa hundert Seemeilen, richtig? Vermutlich würde ich irgendwo unterwegs auf ein Schiff stoßen. Wahrscheinlich sogar auf mehrere.«
»Englische Schiffe, die Euch nur allzu gerne gefangen nehmen«, erwiderte Dianas Vater nachdrücklich. »Ich sollte besser gehen.«
»Ich kann aber schneller und weiter segeln als Ihr«, widersprach James. »Und Diana braucht Euch hier.«
»Mit anderen Worten, ich bin zu alt?«, fuhr der Admiral ihn an.
James’ Miene verhärtete sich. »Wenn Ihr es so ausdrücken wollt. Hier geht es nicht um Stolz, sondern um Jacks Leben.«
Lockwood gab nach. Diana ballte die Fäuste. »Wenn ihr beiden Gentlemen die Meinung von jemand anderem hören wollt: Ich glaube, ihr seid beide verrückt geworden.«
James sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich bin mir vollkommen darüber im Klaren, was du denkst. Aber es gibt keine bessere Lösung.«
»Ich könnte segeln. Ich kann dieses Boot genauso gut navigieren wie jeder Seemann. Das habe ich bereits oft genug unter Beweis gestellt.«
»Nein!«, antworteten James und der Admiral gleichzeitig.
Diana biss die Zähne zusammen. »Ich bin eine ausgezeichnete Seglerin und habe bei den Besten gelernt.« Sie warf ihrem Vater einen vielsagenden Blick zu. »Und außerdem werde ich nicht von der britischen Marine gesucht.«
James maß sie mit einem kühlen Blick. »Ganz sicher?« Bevor Diana Luft holen konnte, um ihm eine passende Antwort zu geben, fuhr er fort: »Ich bin sicher, dass jede Mannschaft entzückt wäre, wenn sie dich allein in einem kleinen Boot ›retten‹ könnte, dich, rothaarig und offensichtlich in einer Notlage. Außerdem, was soll aus Isabeau werden, wenn du untergehst wie ein Stein?«
Sie verstummte, aber ihr Gesicht glühte. James hatte recht. Wenn ihr etwas geschah, bedeutete das, dass sie Isabeau Schaden zufügte. Außerdem jagten ihr James’ Bemerkungen über eine Schiffsmannschaft, die sie allein auf dem Meer fand, einen kalten Schauer über den Rücken. Sie war Admiral Lockwoods Tochter, gewiss, doch in diesen Gewässern kreuzten nicht nur englische
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