Geliebter Rebell
Nähe.«
Lässig zuckte er die Achseln, kaute am Strohhalm und beobachtete sie aufmerksam. »Gefährlich? Für wen von uns beiden, Katrina?«
Sie schwieg und erschien ihm wie ein junges Reh, drauf und dran, vor ihm zu fliehen.
»Katrina, das Spiel ist vorbei«, warnte er. »Schluß mit Koketterie und Flirt! Wenn du nur gekommen bist, um mich an der Nase herumzuführen, denn solltest du jetzt gehen.«
Seufzend senkte sie den Kopf. »Wenn ich mit dir gespielt habe, tut es mir leid. Aber dich trifft die gleiche Schuld wie mich. Du warst es, der mich an jenem Tag in diesen Stall gezerrt hat.«
»Aye, doch ich wusste von Anfang an, wie sehr ich dich liebe.«
Sie blickte auf, verwirrt über die Zärtlichkeit, die in seiner Stimme mitschwang. Langsam erhob er sich vom Heuhaufen, kam zu ihr und nahm ihre Hände. Er wollte sie auffordern, endlich zu entscheiden, wessen Partei sie ergreifen würde.
Und ihre Wahl musste auf ihn fallen, denn er liebte sie. Die Schönheit ihrer Augen, der rosigen, feucht glänzenden, leicht geöffneten Lippen betörte ihn, und er küßte sie.
Mit einer Hand hielt er ihr Kinn fest. Sie wehrte sich nicht, als seine Zunge in ihrem Mund umherglitt, und schlang sogar die Arme um seinen Hals. Zaudernd erwiderte sie den Kuß, ihre Finger gruben sich in seine Schultern, ihre Kühnheit wuchs, und sie strich über sein Haar. Und dann liess sie ihre rosa Zungenspitze über seine Lippen, seine Zähne wandern.
Fest preßte er sie an seine Brust und sank mit ihr ins Heu, ohne den Kuß zu unterbrechen. Sein Mund fuhr fort, ihren kennenzulernen, zu schmecken, zu genießen. Dabei streichelte er ihren Hals, dann folgten seine Lippen den Spuren seiner Finger. Über dem engen Korsett wölbten sich ihre vollen Brüste, und er vergrub das Gesicht dazwischen, im weichen, verlockenden Fleisch. Er spürte, wie Katrina zitterte, richtete sich auf und sah, dass sich ihre Atemzüge beschleunigt hatten. Ihre weit geöffneten Augen schauten ihn an, unschuldig und bezaubernd in der Kornblumenfarbe eines wolkenlosen Sommerhimmels – und so vertrauensvoll.
Nun bebten seine eigenen Hände. Er zog an den Bändern am Oberteil ihres Kleides, löste die Verschnürung des Korsetts und entblößte ihre Brüste. Als er die reizvollen Rundungen streichelte, war es die zarteste Liebkosung, die er jemals einer Frau geschenkt hatte. Und dann verflog die Sanftmut, wich einer nie gekannten Leidenschaft. Er musste sie verführen, sofort und gnadenlos.
»Flirte mit ihm«, hatte Henry befohlen, »betöre ihn. Spiel die Unnahbare, das tust du doch so gern. Aber lach ihn an, laß die Wimpern klimpern, dann wird sich der Narr in dich verlieben. Sicher wird er mit der Zeit alles ausplaudern. Ich will Namen, Daten und Treffpunkte wissen.«
Rede mit ihm…
Die Worte ihres Bruders verschwanden so schnell aus ihren Gedanken, wie sie aufgetaucht waren. Denn Henry war der Narr, nicht Percy. Und ich bin eine Närrin, weil ich mich in ihn verliebe, sagte sie sich. Sie konnte nicht mit ihm flirten, ihn nicht betören. Henry verstand das nicht – sein Feind war kein dummer Junge, sondern ein Mann, dessen Wünsche sie erfüllen musste und wohin immer er sie führen mochte, sie würde ihm folgen…
Nein, unmöglich. Hastig besann sie sich auf ihre Pflicht, ihm Einhalt zu gebieten, und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Percy«, flüsterte sie atemlos, »wir dürfen nicht…«
»Warum bist du gekommen?« stieß er hervor, und sein Blick umschattete sich.
»Weil…«
»Warum?« Das scharfe Wort traf sie wie ein Faustschlag.
»Nicht deshalb…«
»Du spielst also die Hure…«
Mit aller Kraft ohrfeigte sie ihn. Verwirrt berührte er seine Wange, und Katrina stemmte sich gegen ihn und wand sich unter ihm hervor.
»Verdammt, Katrina Seymour!« Sie lag nun auf den Knien, und er packte ihre Handgelenke. »Es ist vorbei! Hast du das nicht verstanden? Wenn du als Frau zu mir gekommen bist, dann wirst du eine Frau für mich sein, so wahr mir Gott helfe.«
»Zum Teufel mit dir, du Bastard und Verräter!« schrie sie, den Tränen nahe. Er umarmte sie, preßte ihre nackten Brüste an sich und die Luft ringsum schien zu kniStern. »Laß mich los!«
verlangte sie, spürte seinen Körper an ihrer bloßen Haut und sehnte sich danach, ihm das Hemd vom Leib zu reißen. Ein Teil ihres Ichs wollte davonlaufen, ein anderer empfand den immer heißeren Wunsch hierzubleiben, den Pfad zu entdecken, auf dem Percy sie in eine neue Welt führen würde.
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