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Geliebter Rebell

Geliebter Rebell

Titel: Geliebter Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sein.«
    Es widerstrebte ihr, allein bei der Familie McCauley einzutreffen, aus Angst, erneut zurückgewiesen zu werden.
    »Natürlich, wir brechen sofort auf.«
    Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln, das ihm wieder einmal ihre ganze Schönheit vor Augen führte. »Oh, du bist ein Schatz. Ich hole nur meine Handtasche.«
    Brent wusste, dass er bis ans Ende seiner Tage Reue empfinden würde. Er sass im Herrschaftsschlafzimmer des alten Landsitzes – eines Farmhauses, das in luxuriösem Stil umgebaut worden war – und hielt Onkel Hicks Hand. Die runzligen Finger wirkten fast durchscheinend, er sah die Leberflecken und bläulichen Adern. Dagegen wirkte seine eigene gebräunte Hand auf fast unanständige Weise gesund.
    Hick lag im Sterben. Darauf musste man Brent nicht erst hinweisen. Das Gesicht erinnerte schon jetzt an einen Totenschädel. Der Atem klang röchelnd, das Herz schien kaum noch zu schlagen.
    Beklommen dachte Brent, er hätte sich in letzter Zeit um den geliebten Verwandten kümmern müssen. Hick war schon immer einzigartig gewesen, ein wandelndes Geschichtsbuch. Vor vielen Jahren hatte er seinen Urgrossneffen Fischen und Jagen gelehrt und die Wälder mit ihm durchstreift, wie ein Indianer.
    Ich liebe dich, Hick, beteuerte Brent stumm und hoffte, der alte Mann würde die Augen öffnen. Von ganzem Herzen.
    Und ich habe dich ja auch oft besucht – das heißt bis zu meiner Hochzeit. Und auch danach wollte ich es. Gayle mag dich auch, und ich weiß nicht, warum wir dich vernachlässigt haben…
    Der Greis schlug die trüben, unheimlich hellen Augen auf und drückte Brents Hand.
Ich liebe dich auch, mein Junge,
Brent wusste nicht, ob Hick die Worte ausgesprochen hatte oder ob es nur Einbildung gewesen war. Jedenfalls existierten sie, daran zweifelte er nicht, und er erwiderte den Händedruck.
    Seine Mutter, die im Hintergrund des Zimmers sass, schluchzte leise, und der Vater tröstete sie.
    Als Hick zu sprechen versuchte, beugte Brent sich hinab, um ihn besser zu verstehen. Es wäre sinnlos gewesen, dem Sterbenden zu sagen, er solle seinen Atem oder seine Kräfte schonen. Solche Täuschungsmanöver hätte er verachtet. Er blickte dem Tod ins Auge und war darauf vorbereitet. »Das Haus«, würgte er mühsam hervor. »Es gehört dir, Junge.«
    Ganz auf Hick konzentriert, nahm Brent kaum wahr, wie die Schlafzimmertür geöffnet und geschlossen wurde. Plötzlich umschloß die faltige Hand seine Finger überraschend fest.
    »Bring – sie nicht – her…
    In einer Ecke schien irgend jemand den Atem anzuhalten, und Brent drehte sich um. Gayle war hereingekommen. Was, zum Teufel, machte sie hier? Sie hätte daheim bleiben sollen, bei Geoff.
    An diesem traurigen Ereignis musste sie nicht teilnehmen, nachdem sie in ihrem Leben schon so schwere Verluste erlitten hatte.
    Aber sie war hier, sah im schwachen Licht schön und unglücklich aus. Sie hatte Hick sprechen hören, und als er nun seine freie Hand nach ihr ausstreckte, eilte sie zu ihm, um sie trotz seiner Worte zu ergreifen. Lächelnd schaute er sie an und starb.
    Brent spürte den Augenblick, als das Leben aus dem alten Körper wich. Es fühlte sich an wie eine schreckliche Macht, die an seiner eigenen Stärke zerrte. Ob Gayle es auch merkte, wusste er nicht. Eine ganze Weile verstrich, ehe ihr wieder der Atem stockte. Dann legte sie Hicks Hand auf seine Brust und wandte sich weinend ab.
    Sofort sprang Brent auf und umarmte sie. Seltsam während er sie tröstend an sich preßte, kehrte seine Kraft zurück. Er liebte sie so sehr.
    »Gehen wir nach unten.« Jonathan McCauley führte seine Frau aus dem Zimmer, wartete draußen auf den Sohn und die Schwiegertochter. Schweigend stiegen sie die breite Treppe hinab und betraten das einstige Herrenzimmer, das zu einer gemütlichen modernen Küche umgebaut worden war.
    Gayle begann zu zittern. Hicks Worte gellten immer noch in ihren Ohren.
Bring – sie – nicht – her… Bring sie – nicht – her…
    Ein Glas wurde ihr in die Hand gedrückt, und Ria McCauley lächelte sie wehmütig an. In ihren Augen glänzten unvergessene Tränen.
    »Trink das, meine Liebe. Ich kann mir nicht vorstellen, warum Hick das gesagt hat. Er mochte dich sehr.«
    »Wirklich?« Gayle leerte den Cognacschwenker, und Brent bedeutete seiner Mutter, ihr noch etwas einzuschenken, dann drückte er seine Frau auf ihren Stuhl.
    Ria erfüllte seinen Wunsch und setzte sich zu ihrer Schwiegertochter. »Du darfst dich nicht darüber

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