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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Wesen schließen ließen. Als Frau in den Dreißigern fand sie sich allmählich damit ab, dass ihre Umgebung Recht behalten und sie niemals einen Mann bekommen würde - zumindest vermittelte sie diesen Eindruck, um Haltung zu beweisen, da sie nichts mehr fürchtete als Mitleid. Insgeheim aber sehnte sie sich nach einem eigenen Heim, um nicht mehr ständig an ihre leidende Mutter gekettet zu sein, eine wahre Meisterin in der Kunst, ihre Tochter durch ihre Krankheit zu beherrschen. Manchmal träumte Millicent von Kindern, von einem Haus auf dem Lande und einem stillen, wenig anspruchsvollen Ehemann. Es waren Träume, die sie lieber für sich behielt.
    Nachdem die Schwestern sie herzlich willkommen geheißen hatten, begrüßte Millicent ihre Bekannten. Arthur Melville, der in einer Hand eine Teetasse balancierte und in der anderen einen Kuchenteller, stand am Rand der Gruppe, mit der Millicent plauderte und sich interessiert nach Gesundheit und allgemeinem Befinden der Angehörigen erkundigte.
    Arthur registrierte ihre Aufmachung, ein schlichtes Kostüm aus braunem Serge mit passendem Hut, den eine Fasanenfeder schmückte, Sachen, die eher praktisch als elegant waren. Ihre weiche Stimme und ihr zurückhaltendes Auftreten gefielen ihm. Alles in allem entsprach Miss Hardcastle auf den ersten Blick genau seinen Anforderungen. Er ging zu Miss Duncan, die neben dem Klavier stand und mit einem jungen Mädchen plauderte.
    »Ach, Mr. Melville.« Constance sah ihm lächelnd entgegen. »Wollen Sie noch Tee?«
    »Nein, danke.« Er stellte Tasse samt Untertasse und Kuchenteller auf das Klavier. »Könnten Sie mich Miss Hardcastle vorstellen?«
    »Aber sicher«, erwiderte Constance. »Eine sehr charmante Person.« Sie führte ihn zu Millicent und machte zum ersten Mal Klienten miteinander bekannt. Dann zog sie sich zurück und überließ die beiden einander.
    »Na, was glaubst du, wie es läuft?«, murmelte Prudence eine halbe Stunde später.
    »Ich weiß nicht. Aber sie plaudern noch immer«, erwiderte Constance halblaut. »Ich denke, wir haben unser Honorar verdient.«

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    16. Kapitel
    Constance drapierte das smaragdgrüne Seidentuch um ihre bloßen Schultern und befingerte das Diamantencollier an ihrem Hals. »Sind die Diamanten nicht zu protzig?«
    »Absolut nicht«, erklärte Prudence. »Aber die Tiara wäre es, da es sich ja nur um ein Dinner handelt.«
    »Ich bin richtig erleichtert«, erwiderte ihre Schwester. »Ich fürchtete schon, du würdest darauf bestehen.«
    »Nur wenn du zu einem Ball gingest.« Prudence legte ihr ein Diamantarmband an, so hoch, dass es nicht von den langen Handschuhen verdeckt wurde. »Chas soll jetzt an deine Frisur letzte Hand anlegen.«
    Constance setzte sich vor den Spiegel und sah kritisch zu, als Chastity ein schwarzes Samtband um den kunstvoll geschlungenen Chignon im Nacken band. »Dieser Stil steht dir ausgezeichnet«, sagte Chastity, und zog Constance ein paar Strähnen in die Stirn, um die Linie weicher zu machen. »Die Schlichtheit bringt Kleid und Juwelen besser zur Geltung.«
    Constance stand vom Hocker auf und begutachtete ihre Erscheinung im hohen Spiegel. In die hellgrüne Seide ihres Kleides war ein zartes schwarzes Filigranmuster eingewebt. Schwarze Seidenhandschuhe, ein Elfenbeinfächer und ein winziges, mit Diamanten besetztes Abendtäschchen vervollständigten das Ensemble. »Ich finde, dass ich ziemlich unnahbar aussehe.«
    »Geradezu qualvoll unnahbar«, erwiderte Prudence mit einem Auflachen. »Was kann sich ein Mann mehr wünschen?«
    »In den heiligen Hallen des Parlaments sollten die Gedanken eines Mannes ernsten Dingen gelten«, sagte Constance moralisierend. »Ich möchte ihn nicht ablenken.«
    »Wenn du pünktlich sein willst, solltest du jetzt gehen.« Chastity ging zur Schlafzimmertür. »Cobham wartet schon.«
    Constance folgte ihr, während Prudence den Schal zu-rechtzupfte. »Hoffentlich verläuft der Abend gut. Ich komme mir so schlecht vor, weil ich euch Henry und Vater ausliefere.«
    »Ach, das geht in Ordnung, mach dir keine Gedanken«, sagte Prudence und gab ihr einen kleinen Schubs.
    »Vater ist zu Fremden nie unhöflich, auch wenn sie ihn irritieren. Und wenn Henry nach Tisch zu spielen anfängt, kannst du darauf wetten, dass er sofort in den Klub geht.«
    Nun konnte Constance nichts mehr einwenden und wollte es auch nicht. Ihre Schwestern begleiteten sie vor die Tür, wo Cobham mit dem Wagen wartete. »Falls du dich wieder zu einer Nacht des

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