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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie nach Battersea bringen sollte. Der Kutscher bedachte sie mit einem neugierigen Blick, als sie vor dem düsteren Bau ausstieg, in dem sich das Heim für gefallene Frauen befand. »Warten Sie auf mich«, sagte sie mit einem Blick auf die ärmlichen Häuser. »Hier gibt es wohl nicht viele Droschken.«
    »Kein Geschäft hier, Miss«, bemerkte er und löste seinen Schal. »Wie lange bleiben Sie aus?«
    »Höchstens eine halbe Stunde. Ich bezahle die Wartezeit.«
    Er nickte, holte seine Zeitung hervor und vertiefte sich in die Rennberichte.
    Constance klingelte an einer zerschrammten Tür, von der die Farbe abblätterte. Eine grimmig aussehende, schwarz gekleidete Frau mit steif gestärkter Schürze öffnete ihr. Sie sieht aus wie eine Wärterin, dachte Constance, oder wie eine Heimleiterin. Sie musterte Constance unfreundlich.
    »Dürfte ich wohl Gertrude Collins sprechen?« Constance versuchte es mit einer Mischung aus Hochmut und Bitte, obwohl ihr der harte Blick der Frau sehr zuwider war.
    »Was wollen Sie von ihr?«
    »Ich habe eine nützliche Information für sie.« Von irgendwoher aus den nach Kohl und Desinfektionsmitteln riechenden Tiefen des Hauses drang Babygeschrei. »Ich will ihr nichts Böses, seien Sie unbesorgt.« Sie zögerte kurz und sagte dann kühn: »Ich bin keine Freundin Lord Barclays.«
    Die Frau starrte sie noch eindringlicher an, nun aber konnte Constance in ihrer harten Haltung einen leichten Sprung erkennen. »Sind Sie eine Angehörige?«, wollte die Frau wissen.
    »Nein. Nur jemand, der es gut mit ihr meint.«
    »Von denen gibt es ohnehin nur wenige«, sagte die Frau und öffnete die Tür ein wenig weiter. »Sie ist selbst kein Unschuldslamm, aber erst ausgenutzt und dann verlassen zu werden, ohne sich wehren zu können, das ist der Gipfel an Grausamkeit. Ich könnte allen Männern den Kragen umdrehen.«
    Constance glaubte ihr das. Sie folgte der stillschweigenden Einladung, einzutreten, woraufhin eine Handbewegung ihr den Weg in einen stickigen kleinen Raum wies. Entlang der Wände waren hochbeinige Stühle aufgereiht, den Boden deckte schwarz-weißes Linol. Wenig später trat eine Frau mit einem Baby auf der Hüfte ein.
    »Was wollen Sie von mir?«
    Als Constance nach einer halben Stunde das trostlose Haus verließ, wurde sie von gerechtem Zorn und hochfliegendem Triumph beflügelt. Sie hatte nun genug Fakten, um ihren Artikel glaubwürdig zu präsentieren. Die Boulevardpresse würde sich mit Wonne darauf stürzen, Gertrude würde die finanziellen Früchte ernten, während die öffentliche Meinung Lord Barclay verdammen würde. Im Allgemeinen drückte man zwar die Augen zu, wenn es um diskrete Affären mit Angehörigen der unteren Klasse ging, ein Skandal dieser Größenordnung überschritt jedoch die Toleranzgrenze. Und Constance gedachte auf den Seiten von The Mayfair Lady einen Skandal zu entfesseln, der es in sich hatte. Barclay würde es daraufhin nicht mehr wagen, sich in London blicken zu lassen.
    Sie kam nach Hause, als alle bei Tisch saßen, und erfuhr, dass Henry von seinem erfolgreichen Vorstellungsgespräch ganz aufgeregt zurückgekehrt sei. Max Ensor hatte ihm gefallen, ein Gefühl, das offenbar auf Gegenseitigkeit beruhte. Kommenden Montag sollte er mit der Arbeit beginnen. Er hatte ein wenig Brot und Käse gegessen und war dann ausgegangen, um für seine Liebste einen Verlobungsring zu kaufen.
    »Erstaunlich, wie er aufblühte«, sagte Prudence. »Sogar sein Gang ist verändert.«
    »Wir sollten ihm rasch eine Wohnung suchen«, sagte Chastity, und schenkte sich Limonade ein. »Vater wird ihm beim Dinner einen gehörigen Schrecken einjagen. Also, wo warst du, Con?«
    Sie erstattete ihnen Bericht, während sie sich eine Portion Blumenkohl mit Käse nahm. Als sie alles gesagt hatte, meinte Prudence nachdenklich: »Ich hoffe nur, dass dieser Kreuzzug uns keinen Verdruss bereitet, Con. Es ist ja nicht so, dass ich nicht deiner Meinung wäre. Es gibt kein größeres Ekel als Barclay. Aber wir spielen mit dem Feuer.«
    »Wie sollte er den Artikel mit den Duncan-Schwestern in Verbindung bringen, Prue?«
    Prudence zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Aber mir ist die Sache nicht geheuer.«
    »So, ich treffe mich jetzt mit Henry im Park zu unserer Promenade im Rosengarten.« Chastity stand vom Tisch auf. »Ich kann es nicht erwarten, die Begegnung der beiden zu erleben. Es ist so romantisch.«
    »Henry ...«, rief Prudence aus.
    ·»... romantisch«, ergänzte

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