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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Tut mir Leid«, sagte sie sofort zerknirscht, da sie wusste, wie rasch Chastity sich Sorgen machte. »Ich wollte euch nicht in Angst versetzen, und ich hätte euch benachrichtigt, wenn es mir möglich gewesen wäre. Hinter mir liegt ein höchst anregender Tag.« Ihre Wangen waren gerötet, die dunklen Augen blitzten; Energie schien bei jedem ihrer ausgreifenden Schritte von ihr auszugehen, als sie den Raum durchmaß. »Es tut mir Leid«, wiederholte sie. »Ich habe euch die ganze Arbeit überlassen.«
    »Es gibt nicht viel zu tun«, beruhigte Chastity sie lächelnd. Die Erleichterung über das Auftauchen ihrer Schwester war ihrem Blick und ihrer entspannten Miene anzusehen. »Und du hattest Glück, weil du den kalten Kabeljau-Auflauf verpasst hast.«
    »Den von gestern?«
    »Hm.«
    »Ach, und ich leistete mir eine köstliche Pastete und ein
    Gläschen Sherry«, sagte Constance geknickt. »Aber vor allem war es geistige Nahrung.«
    »Und was hast du gemacht?« Prudence sah sie neugierig an.
    »Kannst du dich an Mutters Freundin Emily Pankhurst erinnern?«
    »Aber ja. Mutter arbeitete mit ihr in verschiedenen Komitees zusammen. Ich dachte, sie sei in Manchester.«
    »Nicht mehr. Ich wusste zwar, dass sie nach London umgezogen ist, hatte aber noch keine Gelegenheit, sie aufzusuchen. Heute Morgen lief ich ihr über den Weg. Sie scharte mit ihrer Tochter Christobel in London eine Gruppe um sich, die für das Frauenstimmrecht eintritt.« Constance kramte in ihrer Tasche. »Heute also ging ich zu einer Versammlung und wurde anschließend Mitglied der neuen Partei... Seht ihr?« Sie hielt eine rot-weiß-grüne Plakette hoch. »Mein offizielles Abzeichen in den Farben der WSPU.«
    »Du gehst also aus dem Haus, um ein Stück Band zu erstehen, und kommst mit dem Abzeichen einer Partei zurück«, stellte Chastity fest. »Wie ist das passiert?«
    »Ich betrat den Laden von Swan and Edgar erst gar nicht, da ich auf dem Bürgersteig davor mit Emmeline zusammenstieß und sie mich zur Versammlung in der Kensington Town Hall einlud. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ihre Ansprache wirkte ... geradezu elektrisierend.«
    Ihre Worte überstürzten sich, während ihr Kopf voll von den Einzelheiten der Versammlung war. Erregung und Begeisterung der Zuhörerinnen klangen ihr noch in den Ohren. Dank ihrer Mutter, die bereits für das Frauenstimmrecht eingetreten war, mit den Grundsätzen und Zielen der Frauenbewegung von Kindesbeinen an vertraut, hatte sie je doch nie zuvor an einer Versammlung teilgenommen, so dass der Jubel und die Begeisterung gleichgesinnter und für eine gerechte Sache eintretender Frauen für Constance eine völlig neue Erfahrung darstellten.
    »Ich kann nicht sagen, dass es mich erstaunt«, sagte Prudence. »Du warst immer eine leidenschaftliche Befürworterin weiblicher Anliegen. Chas und ich treten zwar auch für das Frauenstimmrecht ein, Diskussionen und Versammlungen sind für mich aber nichts.«
    Constance schüttelte den Kopf. »Das glaubte ich von mir auch, aber dort ist etwas passiert. Ich ... ich spürte ... nun ... plötzlich hatte ich das Gefühl, dass in mir etwas vorgeht.« Sie zuckte mit den Schultern, ratlos, wie sie dieses überwältigende Gefühl deutlicher beschreiben sollte.
    »Sehr schön ... aber dein Abzeichen stelle lieber nicht zur Schau«, mahnte Prudence ernst. »Sollte es bekannt werden, dass du Mitglied der neuen Partei bist, wird bald jemand zwei und zwei zusammenzählen und den Zusammenhang mit den politischen Ansichten von The Mayfair Lady erkennen. Und dann wäre der Teufel los.«
    »Du hast Recht«, erwiderte Constance. »Ich werde vorsichtig sein. Sicher kann ich Versammlungen besuchen und dort auch das Wort ergreifen, wenn sie in Gegenden stattfinden, in denen sich niemand aus unserem Bekanntenkreis auch nur blicken ließe.«
    »Na, jedenfalls«, fuhr sie im gleichen Atemzug fort, »da ich schon in Kensington war, sah ich im Laden Ihrer Schwester vorbei, Jenkins, und holte die Post ab. Vier Briefe an die Zeitung.« Sie entnahm ihrer Handtasche die weißen Umschläge und schwenkte sie gut gelaunt.
    »Du hast sie nicht geöffnet?«
    »Nein, ich dachte, wir sollten die ersten gemeinsam öffnen. Aber das ist nicht alles«, sagte sie mit vielsagendem Nicken. »Ehe ich zu Swan and Edgar ging, suchte ich alle Läden an der Bond Street und Oxford Street auf, die einverstanden waren, The Mayfair Lady zu führen. Und jetzt ratet mal!« Erwartungsvoll hielt sie inne, und fuhr erst

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