Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
fort, als ihre Schwestern stumm blieben. »Alle Exemplare waren verkauft. In sämtlichen Läden. Und überall sagte man mir, dass man nächsten Monat die dreifache Menge bestellen wolle.«
    »Na, irgendwas hat funktioniert«, sagte Prudence. »Ist es Tante Mabel oder die Vermittlung oder dein böser Klatsch?«
    »Es könnten die politischen Artikel sein«, meinte Constance, um sofort den Kopf zu schütteln. »Nein, natürlich nicht. Noch nicht. Aber ich hege große Hoffnungen. Chas wird ihren dichten Schleier und dunkle Witwenkleidung anziehen müssen, um die Einnahmen kassieren zu können. Sollen wir die Briefe öffnen? Nur ganz rasch, um zu sehen, ob sie für die Vermittlung oder Tante Mabel bestimmt sind.«
    »Dafür ist jetzt keine Zeit«, sagte die immer praktische Prudence widerstrebend. »Du musst dich umziehen, Con. Es kann jede Minute klingeln. Für eine politische Versammlung bist du passend gekleidet, für einen Besuchsnachmittag aber zu streng.«
    »Meinst du wirklich?« Sie blickte zweifelnd auf den weichen grauen Rock und die schwarzen, geknöpften Stiefeletten hinunter.
    »Ja«, sagte Prudence mit Entschiedenheit.
    Constance beugte sich wie immer dem untrüglichen modischen Fingerspitzengefühl ihrer Schwester, die wusste, wie man zu welcher Gelegenheit zu erscheinen hatte. »Ich bin zurück, wenn der erste Gast kommt.«
    »Wir äußerten eben die Vermutung, Max Ensor könnte klingeln«, sagte Chastity mit spitzbübischem Blitzen in den Augen.
    »Und seinetwegen soll ich mich umkleiden?«, fragte Constance und zog ironisch ihre geschwungenen Brauen hoch.
    Ihre Schwestern blieben ihr die Antwort schuldig. Constance, die Jenkins' plötzlich interessierten Blick bemerkte, beendete das Thema. »Ich brauche keine zehn Minuten.« Sie eilte aus dem Raum und lief nach oben, um ein passendes Kleid für den wöchentlichen Besuchsnachmittag zu suchen. Zwar konnte keine Rede davon sein, dass sie sich besondere Mühe geben würde, nur weil die höchst unwahrscheinliche Möglichkeit bestand, dass der Sehr Ehrenwerte Unter hausabgeordnete für Southwold vielleicht Verlangen nach Gurkensandwiches und einem Stück von Mrs. Hudsons Biskuitkuchen verspürte.
    Sie prüfte den Inhalt ihres Kleiderschrankes, während sie sich von der schmalen Krawatte befreite, die sie zu ihrer grau-weiß gestreiften Bluse und dem grauen Serge-Rock trug, eher strenge Kleidungsstücke, die aber zufällig für die ungeplanten Aktivitäten dieses Morgens sehr passend gewesen waren. Sie wählte eine Crepe-de-Chine-Bluse in Hellgrün und einen grün-weiß gestreiften Seidenrock mit breitem Gürtel, der ihre schmale Taille betonte.
    Sie setzte sich auf den Frisierhocker, um die Schnallen der grünen, mit Absätzen versehenen Ziegeniederschuhe zu schließen, und wandte sich dann dem Spiegel zu. Ihr schwerer Chignon hatte sich gelockert, dunkelrote Haarsträhnchen fielen ihr in die Stirn. Sie erwog, die ganze kunstvolle Konstruktion zu lösen und neu zu arrangieren, entschied sich dann aber anders, weil die Zeit zu knapp war. Stattdessen sicherte sie ihre auf dem Kopf aufgetürmte Haarfülle an zwei strategisch günstigen Stellen mit zwei Schildpattkämmen.
    Da ihr Gesicht ihr ein wenig gerötet vorkam, bestäubte sie ihre Wangen mit Puder. Ihre Hand verharrte über dem Lippenstift, dem Geburtstagsgeschenk einer Freundin, deren natürliche Färbung unter Rouge, Puder und Lippenstift kaum noch zu erkennen war. Die neuen Kosmetika waren wunderbar praktisch und ließen sich für ständige Nachbesserungen sogar in der Handtasche unterbringen - wenn Constance Wert darauf gelegt hätte, doch sie verabscheute Lippenstifte. Die schmierigen Abdrücke, die sie auf Gläsern und weißen Servietten hinterließen, waren auch zu ärgerlich. Warum also erwog sie jetzt, sich die Lippen zu schminken, wenn sie niemanden beeindrucken wollte? Mit einem Ruck zog sie ihre Hand zurück, als wäre der Lippenstift glühend heiß. Sie hatte nur die Absicht, Max Ensor gebührend in die Schranken zu weisen, sollte er heute auftauchen, und das konnte sie sehr gut ohne künstlich gefärbte Lippen tun.
    Als die Türglocke durch das stille Haus hallte, sprang sie auf, strich den Rock glatt und überprüfte, ob die winzigen Perlknöpfchen am hohen Kragen ihrer Bluse geschlossen waren. Dann lief sie zur Tür und erreichte die Treppe, als der würdige Tonfall des Butlers aus der Halle heraufdrang.
    »Lady Bainbridge, schönen guten Tag«, sagte sie, ihr Tempo zügelnd, und schritt

Weitere Kostenlose Bücher