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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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entgegen.
    »Ich kann mir nicht denken, wo Constance steckt. Sagte sie nicht, wann sie zurück sein würde?«, fragte Chastity ihre Schwester, als Prudence den Salon mit einer weiten, von großblütigen, tiefroten Rosen überquellenden Kristallschale betrat.
    »Nein, da sie aber nur bei Swan and Edgar eine Länge Besatzband holen wollte, nahm ich an, sie würde längst wieder zu Hause sein.« Prudence stellte die Rosen auf einen runden Kirschholztisch und wischte mit dem Ärmel einen Wassertropfen von der Tischfläche.
    Chastity machte ein besorgtes Gesicht. »Sicher hätte sie es gesagt, wenn sie erst nach drei zurück sein würde?«
    »Normalerweise hätte sie es gesagt, wenn sie zum Lunch nicht zurück sein würde«, erklärte Prudence und versuchte, die Besorgnis ihrer Schwester mit einer aufmunternden Miene zu zerstreuen.
    Das funktionierte bis zu einem gewissen Grad und lenkte Chastity kurz von ihrer Angst ab. »Nun, viel hat sie nicht versäumt«, erwiderte Chastity und schüttelte Kissen auf dem Sofa auf. »Den aufgewärmten Fischauflauf von gestern.« Sie rümpfte die Nase. »Aufgewärmter Fisch, speziell Kabeljau, schmeckt besonders unangenehm.«
    Als sie die Miene ihrer älteren Schwester sah, fügte sie hinzu: »Ach, mach kein so missbilligendes Gesicht, Prue. Man wird sich doch noch eine Bemerkung erlauben dürfen. Ich weiß sehr gut, dass wir uns Verschwendung nicht leisten können, Gott bewahre, aber deswegen muss ich doch alten Kabeljau nicht mögen, oder?«
    Prudence schüttelte traurig den Kopf und fragte sich, warum ausgerechnet sie sich für die Strategien, die sie sich ausdenken mussten, um wenigstens einigermaßen über die Runden zu kommen, verantwortlich fühlte. Es stimmte zwar, dass sie diese zuweilen unangenehmen Entscheidungen für sie alle traf, aber jemand musste es ja tun. »Nein, das musst du nicht. Und ich auch nicht. Aber Reste können wir nur essen, wenn Vater nicht bei Tisch ist.«
    »Und deshalb müssen wir die Gelegenheit nützen, wenn sie sich ergibt«, erwiderte Chastity und zog eine Grimasse. Sie sah auf die hübsche vergoldete Uhr im italienischen Stil, die auf dem marmornen Kaminsims stand. »Sieh doch, wie spät es ist. Wo kann Con nur sein? Fast halb drei. Um drei werden die ersten Gäste klingeln.« Wieder hörte es sich besorgt an.
    Prudence versuchte es mit einer anderen Ablenkung. Wenn Chastity einmal anfing, sich zu sorgen, würde sie bald alle möglichen Katastrophen voraussehen. »Möchte wissen, ob Max Ensor heute den Weg zu uns findet?« Sie trat an die Glastüren, die auf die Terrasse führten. »Sollen wir sie öffnen?«
    Chastity zwang sich, sich auf das Thema zu konzentrieren. »Warum nicht?«, sagte sie. »Es ist ein schöner Tag. Vielleicht möchten die Leute draußen promenieren.« Sie ordnete einige Stühle im Kreis an, damit man sich besser unterhalten konnte. »Wenn er kommt, dann sicher Cons wegen. Schon bei den Beekmans war klar, wie interessiert er ist. Taktlos, aber interessiert«, fügte sie mit einem Auflachen hinzu und vergaß ihre Besorgnis. »Er kann ja nicht ahnen, welche Rachegelüste er in Con weckte. Ich kann es kaum erwarten, mit anzusehen, wie sie ihn oder vielmehr seine Überheblichkeit und Arroganz vernichtet.« Sogleich fragte sie wieder: »Wo steckt sie bloß?«
    Prudence trat von den geöffneten Türen zurück und sagte beschwichtigend: »Einen Unfall kann sie nicht gehabt haben, sonst hätten wir davon gehört. Inzwischen hätte die Polizei hier sein müssen ... Ach, Jenkins ...« Sie sah zu dem Butler, der mit einem Tablett voller Teegeschirr eingetreten war. »Noch keine Spur von Con?«
    »Nein, Miss Prue.« Er stellte das Tablett auf einen Konsolentisch. »Mrs. Hudson hat zwei Sorten Sandwiches vorbereitet. Mit Gurken sowie mit Eiern und Kresse. Sie könnte noch Tomaten-Sandwiches machen, wenn Sie mehr Auswahl wollen, doch hoffte sie, die Tomaten für die Suppe am Abend verwenden zu können.«
    »Sie soll sie auf alle Fälle für die Suppe nehmen«, meldete sich eine Stimme von der Tür her. »Wir können unseren Gästen immer noch Fleischpastete oder Jam vorsetzen.«
    »Con, wo warst du nur?«, wollte Prudence wissen, den scherzhaft gemeinten Vorschlag ihrer Schwester ignorierend. »Wir machten uns schon Sorgen - vor allem Chas«, fügte sie hinzu.
    »Eigentlich nicht«, sagte Chastity ein wenig abwehrend. »Aber du hättest uns eine Nachricht schicken können, Con.«
    Constance zog die Nadeln aus ihrem breitkrempigen Filzhut.

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