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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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in den Salon schwebte. »Es ist schockierend. Mein armer Bruder war wie vom Donner gerührt, als er entdeckte, dass er Gegenstand eines Artikels in diesem Blättchen war. Schrecklich peinlich, finden Sie nicht? Wenn man neu in der Stadt ist, kann es keine schlechtere Einführung in die Gesellschaft geben.«
    »Merkwürdig, Letitia, ich finde es eher schmeichelhaft, so viel Aufmerksamkeit erregt zu haben.« Max Ensors Stimme war weich, wie Constance sie in Erinnerung hatte, doch sie hörte eine gewisse Schärfe heraus und ahnte befriedigt, dass er nicht ganz so erfreut über den Artikel war, wie er vorgab.
    »Mr. Ensor, wie nett, dass Sie uns mit Ihrer Gesellschaft beehren.« Constance trat mit ausgestreckter Hand vor. Ihr höfliches Lächeln verbarg das erwartungsvolle Prickeln, die Erregung, die sie bei der Aussicht auf ein Geplänkel mit ihm verspürte.
    »Die Ehre ist ganz meinerseits, Miss Duncan.« Er beugte sich über ihre Hand.
    »Sie bleiben der Fragestunde des Premierministers heute fern, Mr. Ensor?«, fragte Chastity interessiert.
    »Wie Sie sehen, Miss Chastity«, erwiderte er und ließ sich von Jenkins eine Tasse Tee reichen.
    »Für einen pflichtbewussten Abgeordneten müsste die Fragestunde aber von allergrößtem Interesse sein, Mr. Ensor«, sagte nun Constance. »Möchten Sie ein Sandwich? Ei mit Kresse oder nur Gurke?« Sie hielt ihm einladend das Tablett hin.
    Max sah drei Augenpaare in verschiedenen Grüntönen mit lächelnder Aufmerksamkeit auf sich gerichtet. Doch diese Aufmerksamkeit enthielt mehr als nur Freundlichkeit. Er fühlte sich ein wenig wie eine Maus unter den eindringlich boshaften Blicken eines Katzentrios. »Sie können sicher sein, dass man mich informiert, falls es sich um Fragen von welterschütternder Bedeutung handelt«, sagte er und ärgerte sich, dass seine Antwort wie eine Rechtfertigung klang. »Zufällig nahm ich den Lunch mit dem Premierminister ein und verließ ihn vor einer knappen Stunde in der Member's Lounge.« Er wählte ein Ei-Sandwich aus.
    »Ach so.« Constances Lächeln blieb unverändert. »Sir Henry würdigt Sie seiner Aufmerksamkeit. Ist das für einen neuen Abgeordneten nicht eine ganz außerordentliche Ehre?«
    Max sagte nichts. Falls sie es darauf anlegte, dass er sich hier aufplusterte, wollte er ihr nicht den Gefallen tun.
    Constance sah ihn neugierig an. »Wie ich hörte, waren Sie Gegenstand eines Artikels in The Mayfair Lady. Fanden Sie ihn schmeichelhaft?«
    Max warf einen Blick auf das überladene Sandwich in seiner Hand und bereute seine Wahl. Gurken waren ein viel ansehnlicherer Belag als zerdrückte Eier und Kresse. »Miss Duncan, ich warf kaum einen Blick darauf.«
    »Wirklich? Natürlich enthalten die für Frauen bestimmten Presseerzeugnisse wenig Interessantes, da Frauen nur mit Trivialitäten befasst sind. Wenn ich mich recht erinnere, war dies Ihre Ansicht, Mr. Ensor.« Ihr Lächeln blieb unverändert, während ihre dunkelgrünen Augen sein Gesicht nicht losließen.
    Er bemerkte, dass ihre Schwestern sich zu den Gästen am anderen Ende des Salons gesellt hatten und er sich nun entschieden im Nachteil befand, dieser streitbaren Person gegenüberstehend, in der Hand zwei durchweichte Stückchen Weißbrot, deren grün durchsetzter, weißer und gelber Belag auf den Teppich zu fallen drohte. Er blickte sich suchend nach einer Gelegenheit um, das Sandwich abzulegen, da er es nicht verspeisen und zugleich ein vernünftiges Gespräch führen oder, besser gesagt, glaubwürdig und selbstsicher auf einen offenen Angriff reagieren konnte. Er war gekommen, sein eigenes Spiel zu machen, merkte nun aber, dass Miss Duncan selbst einige Schachzüge parat hatte. Bei ihrer letzten Begegnung musste er einen besonders empfindlichen Nerv getroffen haben.
    »Ach, wie ich sehe, brauchen Sie einen Teller, Mr. Ensor.« Constance trat an ein Sideboard und holte einen kleinen Teller. »Wie unaufmerksarryvon mir.«
    Er argwöhnte, dass es sich um ein beabsichtigtes Versehen handelte, nahm aber den Teller erleichtert entgegen. »Von dem Blättchen weiß ich nichts, Miss Duncan. Sie überließen letzte Woche Lady Armitage eine Ausgabe. Wie Sie ganz richtig sagen, hatte ich den Eindruck, es handle sich um banales Gewäsch. Um jene Art oberflächliche und seichte Unterhaltung, wie Frauen sie schätzen.« Er beobachtete sie genau und sah das Aufblitzen von Ärger in ihren Augen. Ein Punkt für ihn. Nun stand es unentschieden.
    »War der Artikel über die Neuregelung der

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