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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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des niedrigen Tisches in dem Geviert, das die Sessel der vier Männer bildeten, die einen hervorragenden Lunch bei einem edlen Kognak verdauten. Er schob dem Premierminister eine Ausgabe von The Mayfair Lady zu und deutete auf die schwarz umrandete Schlagzeile: GEWÄHRT DIE LIBERALE REGIERUNG WEIBLICHEN STEUERZAHLERN STIMMRECHT?
    »Dies erscheint mir als besonders heikle Forderung. Wir könnten ja ankündigen, dass wir eine Komitee damit beauftragen, die Zahl weiblicher Steuer-und Abgabenzahler im ganzen Land zu ermitteln. Das würde zumindest vorübergehend für Beruhigung sorgen.«
    Sir Henry griff nach der Zeitung. »Eine Ausgabe hat sogar den Weg ins Kabinettsbüro gefunden«, sagte er. »Wie, zum Teufel, ist sie dort nur hineingeraten? Ich habe das Personal befragt, aber niemand wollte es zugeben.«
    »Man sieht sie überall ... als Nächstes wird man noch Fish und Chips darin einwickeln.« Einer der vier Männer lachte spöttisch auf, als er nach seinem Glas griff.
    »Hat jemand eine Ahnung, wer das alles schreibt?«, fragte der Premierminister.
    »Nicht die geringste.« Zwei seiner drei Gesprächspartner zuckten mit den Schultern. »Vielleicht sind es diese Pankhurst-Weiber.«
    »Nein, die sind viel zu sehr mit der Organisation von Versammlungen und Protestmärschen beschäftigt. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Mrs. Pankhurst sich mit Gesellschaftsklatsch und Modeneuigkeiten abgibt. In der letzten Nummer wird sogar Eheanbahnung angeboten. >Kontakte< heißt die Rubrik. Dies und diese Tante Mabel, die alle Liebesprobleme löst - ich bezweifle sehr, ob diese Pankhurst-Weiber sich damit befassen würden.«
    »Eine kluge Strategie ist es allemal«, sagte Max. »Die meisten Damen würden für eine politische Schrift kaum Interesse aufbringen, lesen aber die anderen Artikel ...«
    »Wie ich sehe, werden Sie in einem Artikel genannt«, unterbrach ihn einer der anderen mit einem tiefen Auflachen. »Eigentlich sehr schmeichelhaft.«
    Max schien alles andere als geschmeichelt. »Das ist offenkundiger Unsinn«, sagte er knapp. »Aber meine Ansicht steht fest: Frauen, die ansonsten keinen Gedanken an diese Themen verschwenden, werden unwillkürlich damit konfrontiert, wenn sie die Zeitung durchblättern.«
    »Wenn wir nicht auf der Hut sind, werden wir es erleben, dass unsere Frauen und Töchter Transparente auf den Stufen eines jeden Amtsgebäudes in der Stadt schwenken«, ließ Herbert Asquith sich aus den Tiefen seines Armsessels vernehmen.
    »Der Autor muss Gast der Soiree gewesen sein«, fuhr der Schatzkanzler fort. »Nur einer der Anwesenden kann diesen Kommentar über Ensor schreiben. Was meinen Sie, Ensor?«
    »Ich glaube, das versteht sich von selbst, Asquith.«. Max bemühte sich vergebens, seinen Ärger zu verbergen. Der hintergründige Spott des Artikels hatte ihn mit seinen kleinen spitzen Pfeilen getroffen und das vermeintlich dicke Fell des Politikers durchdrungen. »Zumindest wissen wir, dass die Artikel von einer ... oder mehreren Frauen verfasst werden.«
    »Wie das?« Der Premierminister hielt das längliche, gekrümmte graue Aschenstück über einen tiefen marmornen Aschenbecher und wartete nachdenklich, dass es von allein von der Zigarrenspitze fiel.
    »Das ist doch sonnenklar«, sagte Max und schwenkte die Zeitung verächtlich. »Nur Frauen können so boshaft über Trivialitäten schreiben. Männer neigen nicht zu Klatsch und Tratsch. Auch müßiges Geschwätz ist nicht ihr Fall, ganz zu schweigen von Eheanbahnung. Es ist eine Frauenzeitung.«
    »Eine Zeitung für Damen der Gesellschaft«, betonte Asquith. »Wer könnte dahinter stehen?«
    Während Max schwieg, beobachteten ihn seine Gesprächspartner interessiert. »Max, Sie haben eine Idee?«
    »Vielleicht«, sagte er mit beiläufigem Schulterzucken. »Nur so eine Ahnung. Aber ich würde meinen Kopf verwetten.«
    »Nun, ich hätte nichts dagegen, wenn ich wüsste, wer dahinter steckt.« Der Premierminister gähnte. »Wieso wirkt ein Steak samt Nierenpastete so einschläfernd?«
    Eine rein rhetorische Frage. Max stand auf. »Wenn Sie mich entschuldigen ... Premierminister ... Gentlemen ... ich habe um drei einen Termin.«
    Er ließ sie inmitten der leisen Schnarchgeräusche und des diskret summenden Gesprächspegels der Klub-Lounge friedlich dösen und eilte in die Albermarie Street, um seine Schwester abzuholen. Dem kleinen Katz-und Maus-Spiel mit Miss Constance Duncan, das ihm am Nachmittag bevorstand, sah er mit Vergnügen

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