Geliebter Schuft
Leinenhemdes.
Sein Mund glitt zu ihren Lippen, streifte sie erst leicht, dann stärker und zwang sie trotz ihres leichten Widerstandes auseinander. Seine Zunge spielte mit ihrer, berührte die Spitze, umschlang sie, strich über die Unterseite. Ihrer beider Verlangen steigerte sich zu einer lodernden Flamme.
Seine Hände waren an ihren Blusenknöpfen und öffneten sie gekonnt und rasch. Als er auch das Hemd darunter öffnete, spürte sie den Luftzug auf ihrer nackten Haut. Er ließ von ihrem Mund ab, beugte sich über sie, um ihre Brüste zu küssen, und ließ seine Zunge zwischen ihnen bis zum Hals hinaufgleiten, die salzige Süße ihrer Haut voll auskostend. Er hielt ihre Taille umfasst, während er die cremige, blaugeäderte Rundung geradezu verschlang, die aufrechten rosigen Spitzen, über die sein Atem wie ein warmer Hauch glitt. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien, als ihr Verlangen wuchs und sich in Lenden und Unterleib honigsüße Wärme ausbreitete. Sie umfasste seinen Kopf mit beiden Händen und wühlte in seinen dichten silbergrauen Haaren, zeichnete die Form seiner Ohren nach, kniff ihn in die Ohrläppchen, um die aufbrandende Gewalt seines Verlangens einzudämmen.
Gesprochen wurde nichts. Ihr Atem kam in schnellen Stößen, als sie mit ihrem weißen Leinenrock und dem Spitzenhöschen und sodann mit seinen Hosenknöpfen kämpften. Er hob sie hoch, und sie umschlang seinen Hals, als er in sie glitt. Sie küsste ihn, sog an seinem Mund, seiner Zunge, biss ihn leicht in die Lippen, und hielt still, als er tief eindrang. Dann bog sie den Kopf zurück, als er noch einmal in sie hineinstieß, um sich sofort zurückzuziehen, als die Woge der Lust sie erfasste.
Erst als das Dröhnen des Blutes in ihren Ohren nachließ, vernahm Constance die Stimmen auf der Terrasse jenseits der Buchsbaum-Abschirmung. Sie legte die Hand auf den Mund und lachte lautlos. Max schüttelte den Kopf und brachte hastig seine Kleidung in Ordnung, ehe er ihre Brüste zurück ins Hemd schob und ihre Bluse rasch zuknöpfte, während sie den Rock über das allgemeine Durcheinander ihrer Unterwäsche zog.
»Wie schockierend«, flüsterte sie in einem Ton, der verriet, dass sie nicht im Mindesten schockiert war. »Was nun? Man sitzt jetzt beim Tee. Wir können nicht einfach daherkommen, als wäre es die normalste Sache der Welt, dass ein Paar sich hinter einer Hecke herumdrückt.«
Die Lautstärke der Stimmen jenseits der Bäume stieg leicht an, so dass Max ihr zuraunte: »Über die Brüstung.« Er schwang sich hinauf und sprang auf der anderen Seite hinter einem üppigen Fliederspeerstrauch in ein Blumenbeet. »Komm.« Er streckte die Arme nach ihr aus.
Constance lachte lautlos und setzte sich auf die Brüstung, um die Beine hinüberzuschwingen. Sie ließ sich neben ihm zu Boden fallen und drückte sich an die Mauer. »Du gehst zuerst«, flüsterte sie. »Ich muss auf mein Zimmer, ehe ich mich in der Öffentlichkeit zeigen kann.«
Er nickte und wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch mal um und küsste sie mit erneut aufflammender Leidenschaft. »Du bist eine ganz unartige Person«, murmelte er, und es klang fast ärgerlich, dann schlenderte er, die Hände in den Taschen, davon und bog um die Hausecke.
Constance wartete eine Weile, ehe sie, eng an die Mauer gedrückt und von den Büschen im Blumenbeet geschützt, hastig zur Rückseite des Hauses lief. Im Badezimmer zog sie sich bis auf die Haut aus, warf die Tennissachen in den Wäschekorb und wusch sich mit dem Schwamm ab. In ihrem Schlafzimmer schlüpfte sie in ein dunkelgrünes Nachmittagskleid aus Musselin und bändigte ihr zerwühltes Haar. Und die ganze Zeit über sprudelte in ihr Gelächter wie ein Bergquell. Nie hätte sie von Max Ensor eine so schamlose Unbesonnenheit erwartet. Vielleicht war der Mann doch noch nicht rettungslos verloren. Wenn er seine Prinzipien und festgefahrenen Ansichten auf so spektakuläre Weise vergessen konnte, war er vielleicht auch gewillt, seinen Horizont auf anderen Gebieten zu erweitern.
Vor sich hinsummend kehrte sie unbefangen und untadelig zurechtgemacht auf die Terrasse zurück. Nur ihre blitzenden Augen verrieten, dass etwas Ungewöhnliches vorgefallen war.
Als Prudence ihr einen nachdenklichen Blick zuwarf, schenkte Constance ihr ein sonniges Lächeln. Prudence stellte die Teekanne und die Platte mit den Sandwiches, die sie anbot, ab, und kam zu ihrer Schwester. »Du siehst aber sehr selbstzufrieden aus«, stellte
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