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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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kleine Ruderboot seitlich am Steg festhielt. »Dort drüben soll es sehr schön sein«, fügte er einschmeichelnd hinzu.
    Hester blickte voller Zweifel über die glatte grüne Wasserfläche zu dem kleinen, von einem griechischen Tempel gekrönten Eiland. Zwei voll besetzte Boote näherten sich bereits der Insel, und bislang hatte keiner der Passagiere auch nur nasse Füße bekommen.
    »Kommen Sie, Hester, David wird auf Sie Acht geben«, sagte Chastity, die bereits im Boot saß. »Ich verbürge mich dafür, dass er ein ausgezeichneter Ruderer ist. Vom Tempel aus bietet sich ein herrlicher Blick auf den Sonnenuntergang.«
    »Ich möchte ihn ja so gern sehen, aber ... ach Gott.« Hester biss sich auf die Unterlippe und richtete den Blick wieder auf Lord Lucan, der unwillkürlich eine strammere Haltung annahm.
    »Ich war im Ruderteam für Harrow«, erklärte er stolz, und Chastity hatte den Eindruck, dass seine imponierende Haltung seine Stimme tiefer klingen ließ. Sie schmunzelte. Die kleine Hester schien den Mann in David Lucan zu wecken.
    Chastity wechselte einen Blick mit Constance, deren Augen belustigt funkelten, während Max neben ihr ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden tippte.
    Kurz entschlossen tat Max einen Schritt an Constance vorbei, entriss David die Vorleine und raunte ihm zu: »Um Himmels willen, Mann, packen Sie die Kleine einfach und setzen Sie sie ins Boot, während ich es halte.«
    Davids Ohren liefen rot an. Er starrte Max an, dann räusperte er sich und folgte ohne weitere Umstände seinem Rat. Hester stieß einen kleinen Schrei aus, als er sie vom Steg hob und sie einfach ins Boot verfrachtete. Atemlos und ihren Schirm krampfhaft umklammernd, sank sie auf die Bank und blickte David ehrfürchtig an, als er zu ihr ins Boot sprang.
    Noch immer hochrot stammelte er: »V ... verzeihen Sie, Hester. Ich wollte Ihnen nur die Entscheidung abnehmen.«
    »Ach ja, David«, hauchte sie mit glänzenden Augen, »jetzt habe ich auch keine Angst mehr. Ich weiß, dass nichts passieren wird.«
    Max warf David die Vorleine zu. »Nicht zu fassen!«, sagte er halblaut zu Constance. »Wie tief ist denn dieser verdammte Tümpel?«
    »Nicht mehr als drei Fuß«, erwiderte Constance mit verhaltenem Auflachen. »Sei kein solcher Griesgram. Es geht hier darum, einer junge Liebe den Weg zu ebnen.«
    Er bedachte sie mit einem vernichtenden Blick und sagte nur: »Wir nehmen dieses hier.« Damit deutete er auf ein Skiff, das letzte am Landesteg verbliebene Boot.
    »In Davids Boot ist Platz für alle«, wandte Constance leise ein.
    »Wir nehmen dieses«, wiederholte Max. »Meine Geduld ist erschöpft. Dieses alberne Getue halte ich keine Sekunde länger aus.«
    »Ach, wie unromantisch du bist«, erklärte Constance. Sie rief ihrer Schwester zu: »Max möchte das Skiff nehmen. Wir treffen uns drüben.«
    »Du möchtest, dass ich romantisch bin?«, sagte Max erstaunt, als das Ruderboot ablegte. »Köstlich ... ausgerechnet du, die keinen Funken Romantik in sich hat.«
    Constance lachte. »Unfair und ungalant.« Sie machte die Vorleine los. »Wer rudert?«
    »Ich.« Er rollte die Hemdsärmel hoch, und Constance ertappte sich dabei, wie sie seine Hände beobachtete, die kraftvollen Bewegungen seiner langen Finger. Ihr war bereits aufgefallen, dass seine Unterarme und Handgelenke sehr kräftig waren, und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, was er mit seinem Leben angefangen hatte, ehe er in die Politik gegangen war. Da er sehr sportlich wirkte, konnte man ihn sich weder in verstaubten Büros noch im Hörsaal vorstellen. Wie sonderbar, dass sie seine Vergangenheit nicht wirklich interessiert hatte. Es hatte ihr genügt zu wissen, dass er Letitias Bruder war, ein Parlamentarier, den man sich zu Nutze machen konnte. Jetzt aber war sie nicht mehr so sicher. Sie wusste nicht einmal, wie alt er war, geschweige denn, ob er jemals verheiratet gewesen war.
    Sie sprang ohne Hilfe ins Skiff. »Wie alt bist du, Max?«
    Er warf ihr einen spöttischen Blick zu, als er neben ihr im Boot landete. »Das kommt aber ziemlich plötzlich.«
    »Nicht wirklich. Ich dachte nur nie daran, zu fragen. Ich bin achtundzwanzig, falls es dich interessiert.«
    Er ließ sich kopfschüttelnd auf der mittleren Ruderbank nieder. »Mir wäre nie eingefallen, dir diese Frage zu stellen.« Er griff nach den Rudern. »In zwei Monaten werde ich vierzig.«
    »Ach.« Sie nickte. »So schätzte ich dich ein.«
    Er lachte und stieß vom Steg ab. »Sonst noch

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