Geliebter Teufel
für immer verloren hatte.
Sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten, doch in den langen Stunden der Dunkelheit konnte sie es nicht verhindern, daß sie ihr schließlich über die Wangen rannen. Sie hatte ihn so sehr geliebt und hätte alles für ihn getan. Alles. Dummerweise hatte sie geglaubt, daß er diese Liebe eines Tages erwidern könnte.
Statt dessen hatte er sie eine Hure genannt und geglaubt, sie hätte mit seinem Cousin geschlafen. Angel mochte ein de la Guerra sein, mochte rein spanischer Herkunft sein, aber Carly hätte einen Menschen wie Angel nicht mal bespuckt. Hätte sie am Abend zuvor eine Waffe gehabt, hätte sie ihn vermutlich erschossen.
Und was war mit Ramon? Sie hatte begonnen, ihn zu bewundern. Jetzt sah sie, was ihr vorher nicht aufgefallen war. Das Vorurteil, das er gegen die Anglos hatte, sein Haß auf Leute, die Andersartige verfolgten, war genauso stark wie bei den Menschen, gegen die er eingestellt war. Ihr wurde schwer ums Herz, wenn sie nur darüber nachdachte. Und das Wissen, nie seinen Erwartungen zu genügen, nie sein Vertrauen zu gewinnen, weil sie nicht die gleiche Herkunft hatte wie er, bedrückte sie.
Sie hatte es gewußt. Er hatte es schließlich von Anfang an deutlich gesagt, aber sie hatte es nicht wirklich geglaubt. Sie hatte es nicht glauben wollen, weil sie ihn so sehr liebte.
Carly, die jetzt auf ihrer Schlafmatte lag, rollte sich fest zusammen in ihrem Elend und barg den Kopf auf ihren Armen. Ihr Körper wurde geschüttelt von den Tränen, die ihr über die Wan gen liefen und die Decke benetzten. Es interessierte sie nicht, ob Ramon ihr Weinen hörte oder nicht. Es interessierte sie überhaupt nichts mehr. Sie hatte nur das Gefühl, ihr Leben sei zu Ende, ihr Herz gebrochen und die Liebe, die sie für ihn empfand, verronnen wie Wasser aus einem zerbrochenen Gefäß.
Sie weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Dann lag sie reglos da und starrte zu den Sternen hinauf. Sie sah sie nicht wirklich. Ihr Schmerz und die Verzweiflung waren zu groß. Noch ehe die Sonne aufging, überquerte sie die Lichtung zu der Stelle, wo die Pferde angebunden waren, sattelte ihre Stute, band ihre Schlafmatte fest, kletterte auf einen Felsen und hievte sich in den Damensattel.
Sie wäre davongeritten, wenn Ramon nicht aufgesprungen wäre und ihr Pferd am Zügel festgehalten hätte.
»Was glaubst du, wohin du gehst?«
Ein bitteres Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Dorthin zurück, wo ich hergekommen bin. Ich werde nicht sagen nach Hause, weil ich keines mehr habe. Ich kehre nach Rancho del Robles zurück. Wenn mein Onkel mich nicht aufnimmt, werde ich woanders hingehen. Ich brauche dich nicht, um meinen Weg zu finden.«
An seiner Wange zuckte ein Muskel. »Du wirst mit mir Weiterreisen«, bestimmte er gepreßt. »Wenn du nach del Robles willst, werde ich dafür sorgen, daß du dorthin kommst.« Grimmig verzog er den Mund. »Vielleicht ist jetzt alles so gelaufen, wie du es von Anfang an geplant hast. Wenn du einen Weg findest, kannst du deine Annullierung bekommen. Sicherlich gibt es viele Männer, die dir dasselbe Vergnügen bereiten wollen, wie ich es dir gegeben habe, manche noch weitaus raffinierter, als ich begonnen hatte, sie dir beizubringen.«
Sie holte aus und verpaßte ihm eine kräftige Ohrfeige. Im ersten Moment glaubte sie, er würde sie vom Pferd zerren, so haßerfüllt schaute er sie an. Doch dann war seine Wut verschwunden. Trauer und grenzenlose Verzweiflung traten an ihre Stelle. Gegen ihren Willen fühlte sie sich von dem Blick angezogen und wünschte sich, sie könnte ihn trösten.
»Ich habe nicht das getan, was dein Cousin behauptet hat. Du willst es mir nicht glauben, aber es ist die Wahrheit.«
Ein verächtliches Grinsen huschte um seine Lippen. »Du hast dir den falschen Mann ausgesucht... mi amor ..., als du versucht hast, einen de la Guerra zu verführen. Angel und ich sind zusammen aufgewachsen. Er ist für mich mehr wie ein Bruder als ein Cousin.«
»Er ist auch ein Lügner, aber das spielt vermutlich keine Rolle.«
Ramon schaute auf.
»Ich habe dich praktisch zur Ehe gezwungen. Du wolltest eine Frau spanischer Herkunft, statt dessen hast du mich bekommen. Es kann sein, daß ich dich damals zu sehr geliebt habe Und deshalb zu allem bereit war, um dich zu bekommen. Ich kann nur sagen, wenn es so war, tut es mir leid.« Die kleine Stute tänzelte zur Seite, und Carly zog an den Zügeln. »Jetzt hast du eine zweite Chance.
Weitere Kostenlose Bücher