Geliebter Teufel
hat sie für Sie zugeritten.«
Vermutlich Pedro Sánchez. Vielleicht in Llano Mirada. »Sie ist wunderschön«, wiederholte Carly und streichelte der Stute über die samtene Nase. »Wie heißt sie denn?«
»Sonnenblume.«
Carly blinzelte. Doch ihre Augen füllten sich dennoch mit Tränen, und einige davon rannen ihr über die Wangen.
»Mariano sagte, der Don hätte sie Ihnen selbst geben wollen, aber gestern hat er seine Meinung im letzten Moment geändert. Er meinte, so würden Sie immer an ihn erinnert werden, gleichgültig, was passiert.«
Carly biß sich auf die Unterlippe. Lieber Himmel, er wollte, daß sie die Stute bekam, falls er in San Juan umkam. Sie mußte unbedingt ein wenig ausreiten, ehe sie in Tränen ausbrach und haltlos zu weinen begann. »Satteln Sie sie für mich, ja, José?«
Er lächelte. »Si, Señora.«
Carly wischte sich die Tränen von den Wangen und wartete draußen, während der tänzelnden goldbraunen Stute mit der schneeweißen Mähne und dem hellen Schweif der Damensattel übergelegt wurde. Sie sah genauso aus wie Rey del Sol, war nur kleiner und zierlicher gebaut. Da fiel ihr ein, daß sie das Tier einmal gesehen hatte, daß es die Stute auf der Wiese war, die sich mit Rey del Sol gepaart hatte. Also mußte sie jetzt das Fohlen des Hengstes unter ihrem Herzen tragen.
Es war ein großes Geschenk, eines, das man nur aus Liebe machen konnte.
Als sie an Ramon dachte und wie sehr er sie liebte, befiel sie erneut die Angst um seine Sicherheit. Carly stieg auf den Aufsitzklotz und setzte sich in den Damensattel der kleinen Stute.
Sie ritt den ganzen Morgen, lernte den leichten Schritt und den prompten Gehorsam der Stute schätzen. Unbewußt wagte sie sich weiter in die Berge, als sie zuerst vorgehabt hatte, und gelangte schließlich an den Teich, wo sie und Ramon sich geliebt hatten.
Sosehr sie sich auch um ihn sorgte, ertappte sie sich dabei, wie sie lächelte. Wenn er sie abholen sollte, würde sie mit ihm gehen, und das mit Vergnügen. Sie liebte ihn und er sie. Eigentlich war sie nie feige gewesen - das war nur vorübergehend der Fall gewesen. Und für die Liebe Ramons würde sie alles riskieren.
Sie stieg aus dem Sattel und ließ das Pferd von dem klaren Wasser trinken. Seine Nüstern bebten, und es tauchte seine Schnauze tief hinein. Carly streichelte und tätschelte es. Mit aller Macht verdrängte sie die schreckliche Furcht, Ramon könnte in San Juan erschossen werden und würde nie mehr zurückkehren, um sie nach Hause zu holen.
Miranda Aquilar klopfte an die Tür der cocina auf Rancho del Robles an, und die vollbusige Rita Salazar öffnete ihr.
»Dios mio!« Ritas Augen schimmerten feucht. »Mi hija, wo warst du?«
Miranda umarmte die Mutter, die sie in den vergangenen drei Jahren nicht mehr gesehen hatte. »An verschiedenen Orten, Mama. Ich wußte vorher nicht, daß du hier bist. Ich habe es erst vor kurzem zufällig erfahren.«
Rita legte ihrer Tochter einen Arm um die schmalen Schultern, drängte sie in die Küche und setzte sich mit ihr auf die Bank vor einem grobgezimmerten Tisch.
»Ich bin erst vor ein paar Monaten nach del Robles gekommen«, erzählte sie. »Davor war ich in San Miguel. Dein Vater ist gestorben. Deshalb habe ich Monterey verlassen, wo ich gearbeitet habe.«
»Das tut mir leid, Mama, das wußte ich nicht.« Miranda schluckte und wich ihrem Blick aus. »Ich habe versucht, dich zu finden, aber Inocente war nie lange genug an einem Ort. Du hattest recht, Mama, ich hätte ihn nicht heiraten sollen. Er war ein hartherziger Mann und oft grausam. Manchmal hat er mich sogar geschlagen. Es hat mir nicht leid getan, als er erschossen wurde.«
»Pobrecita«, sagte ihre Mutter liebevoll und strich ihrer Tochter das dichte schwarze Haar aus dem hübschen Gesicht.
»Seine Familie war nett zu mir. Ich habe sie auf einer Ranch, die El Tejon heißt und am Ende des großen Tals liegt, besucht. Sie wollten mich dabehalten, aber ich habe mich entschieden, das nicht zu tun. Dort erfuhr ich auch von einem der Vaqueros, daß du hier bist. Deshalb bin ich nach Llano Mirada zurückgekehrt, an den Ort, an den mich Inocente mitgenommen hat, ehe er erschossen wurde. Dort habe ich auch El Dragón kennengelernt.« Miranda erwähnte nicht, daß sie mit Ramon de la Guerra geschlafen hatte oder mit Ruiz Domingo, nachdem Ramon gegangen war.
Rita bekreuzigte sich. »Señor Austin und die anderen haben diese Verbrecher endlich geschnappt.«
» Si , ich war dort. Ich hatte
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