Geliebter Teufel
gegen morgen mittag erreichen. Die anderen waren bereits dort, wie ihm von einem seiner Vaqueros mitgeteilt worden war. Am selben Tag an dem die Nachricht von Alejandro de Estrada eingetroffen war, der ihm mitteilte, daß seine Mühen, die alten Kirchendokumente aufzutreiben, vergebens gewesen waren.
Nachdem sie sich die Unterlagen angesehen hatten, weigerte sich die Landkommission, ihre Eintragungen zu ändern. Der Fall sollte nicht wiedereröffnet werden. Es gäbe keinen rechtlichen Weg, hieß es in Don Alejandros Nachricht, für die de la Guerras, Rancho del Robles zurückzubekommen.
Und mit illegalen Methoden war es ihnen auch nicht gelungen. Die Überfälle, die sie verübt hatten, machten nicht den gewünschten Eindruck auf Fletcher Austin oder die anderen Anglos in der Umgebung. Obwohl Andreas geglaubt hatte, das wäre eine Möglichkeit, hatte Ramon gleich von Anfang an gewußt, daß sie ihren Feind so nicht besiegen konnten.
Die Vergangenheit war vorüber. So oder so hatten die Tage El Dragons ein Ende. Ein letzter Ritt durch die Nacht, ein letzter Überfall, um seine Männer zu befreien, und sein Dasein als Verbrecher wäre endlich vorbei. Sollte er diese eine letzte Nacht überleben - und sollte Angel ihn nicht verraten haben —, hatte er die Möglichkeit, das alles hinter sich zu lassen. Er konnte seine Frau nach Hause holen und sich ein Leben mit ihr auf Las Almas einrichten. Es wäre nicht das Leben, das sie auf del Robles hätten führen können, aber da es Carly nichts auszumachen schien und sie auch so glücklich war, konnte er sich damit zufriedengeben. Gemeinsam würden sie sich eine Zukunft aufbauen und Kinder haben.
Ein letzter Raubzug, sagte er sich, als er sich in den Sattel der kräftigen braunen Stute schwang, die ihn nach Arroyo Aquajes bringen würde, wo der schwarze Hengst auf ihn wartete.
Nur noch ein letzter Überfall.
Hoffentlich gelang es ihm, den zu überstehen.
Carly konnte in der Nacht kein Auge zutun. Sie machte sich zu große Sorgen um Ramon. Er würde nach San Juan Bautista reiten, vor den Sheriff treten und sein Leben riskieren, um seine Männer zu retten. Sie hatte nicht versucht, ihn davon abzuhalten, wußte sie doch zu gut, daß ihr das niemals gelungen wäre. Er liebte Pedro Sanchez wie einen Vater und war zumindest seiner Meinung nach für die anderen Männer verantwortlich.
Sie zog ihr blaues Reitkostüm an, das Two Hawks ihr zurückgebracht hatte, aber viele ihrer Kleidungsstücke und persönli chen Habseligkeiten waren auf Las Almas geblieben. Warum Ramon alles behalten hatte, wußte sie nicht so recht. Sie hatte die Sachen absichtlich dort zurückgelassen, weil sie sich nicht vollkommen von ihrem ehemaligen Zuhause trennen wollte. Es waren zwar nur Kleinigkeiten, aber es gab ihr das Gefühl, noch eine innere Verbindung mit Las Almas zu haben.
In Gedanken weilte Carly bei den Menschen dort, die sie vermißte, verließ das Haus und ging zu den Ställen hinüber. Sie brauchte etwas Zeit für sich. Ausreiten war ihr da das willkommene Mittel.
»José, sind Sie da?« rief sie, und der Vaquero, der sich um die Pferde kümmerte, streckte seinen Kopf aus einer der Boxen.
»Si, Señora. Ich bin hier.«
»Ich möchte gern ausreiten. Würden Sie mir ein Pferd satteln?«
Er grinste über das ganze Gesicht, wie sie an dem Aufblitzen seiner weißen Zähne in der Dunkelheit der Scheune sah. »Si, Señora, ich habe sofort eines für Sie fertig, eines, das Ihnen gefallen wird.«
Sie musterte ihn etwas verwundert und folgte ihm nach hinten zu der Box, aus der er gekommen war. Carly hielt den Atem an, als er die Tür öffnete und die schönste Palominostute herausführte, die sie je gesehen hatte.
»Für Sie, Señora, von Ihrem Mann, Don Ramon. Mariano hat sie erst heute morgen hergebracht.«
Plötzlich war ihre Kehle wie zugeschnürt. Ramon hatte das für sie getan. Ramon. »Sie ist wunderschön, José. Das schönste Pferd, das ich je gesehen habe.«
»Sie ist andalusischer Abstammung«, erklärte er. »Don Diego, Don Ramons Vater, hat sie zu Hunderten gezüchtet, als er auf Rancho del Robles lebte. Sie wurden verkauft, als die Ranch auf den Markt kam. Don Ramon hat ein paar zurückgekauft. Sein Hengst, Rey del Sol, gehört auch dazu.«
»Ich kenne Rey, aber nicht diese Stute hier. Die habe ich nie zuvor gesehen.«
»Es sollte eine Überraschung sein. Ein Hochzeitsgeschenk, wie Mariano sagte. Der Don hat sie irgendwo in den Bergen aufziehen lassen. Einer der Vaqueros
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