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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Kraft, und sie wurde leichter mit ihrer Angst fertig. Um sich gegen die Kälte zu schützen, wickelte sie sich fester in ihren hellblauen Morgenmantel ein und sank auf ihren Platz unter dem Baum. Sie hatte Härte und Grausamkeit schon früher kennengelernt. Ihre Schwester und ihren Vater zu verlieren war hart gewesen, vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung Seite an Seite mit ihrer Mutter in den Minen zu arbeiten war ebenso hart gewesen, Zusehen zu müssen, wie die Mutter langsam dahinsiechte, war grausam gewesen, aber sie hatte es durchgestanden, und genauso würde sie das hier durchstehen.
    Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs ihr Mut. Als sie endlich aufbrechen mußten, war es nicht Caralee McConnell, frisch von Mrs. Stuarts Fashionable School für junge Damen, die sich auf die Qualen ihres Entführers einstellte, sondern Carly McConnell, die Tochter des Kohlengrubenarbeiters aus Pennsylvania, eine Frau, deren Willenskraft vermutlich der des Don in nichts nachstand.
    »Das, was du da gemacht hast - die Frau mitgenommen -, kann dir zum Verhängnis werden.« Pedro Sanchez stand vor Ramon, den schmalkrempigen Hut in der wettergegerbten, von Altersflecken bedeckten Hand.
    »Was geschehen ist, ist geschehen. Jetzt ist es zu spät, um die Dinge zu ändern.«
    »Du hättest ihr nicht dein Gesicht zeigen sollen.«
    Ramon ignorierte den mißbilligenden Ton und die Besorgnis seines älteren Freundes. »Laß die Männer sich fertigmachen und aufsteigen. Das Mädchen kann mit Enriquez reiten. Wir haben schon genug Zeit vertan.«
    »Ihr Onkel wird uns folgen. Er wird es als persönlichen Angriff werten und nicht eher ruhen, bis er sie gefunden hat.«
    Ramon schaute zu dem Mädchen hinüber. Sie war wieder aufgestanden, hielt sich gerade und abweisend. Die Abwehr war deutlich in der Tiefe ihrer großen, grünen Augen zu erkennen. Er dachte an Andreas, und Zorn erfaßte ihn, wie sich sofort Trauer seiner bemächtigte. Er hatte sie, so gut er konnte, verdrängt. Seine Männer brauchten ihn, die Leute im Lager waren auf ihn angewiesen, und Andreas durfte nicht umsonst gestorben sein.
    Aber dennoch konnte er den Schmerz nicht vergessen. Ein Wort, der bloße Gedanke daran, brachte ihn sofort zurück. Er lauerte in ihm wie ein Raubtier, bereit, ihn jeden Moment zu überwältigen.
    Er starrte das Mädchen an und hörte im Geist die Worte seines sterbenden Bruders: »Du hast gesagt..., daß ich eines Tages ... wegen einer Frau noch ... mal mein Leben verlieren würde ...« Der Schmerz wurde übermächtig, machte ihn blind und brach aus seinem Inneren hervor.
    »Bei näherem Nachdenken bin ich dafür, daß die Frau zu Fuß geht«, entschied er. »Wir wollen doch mal sehen, ob mehr an der gringa ist als ihre hochnäsige östliche Art und ihr herablassendes Getue.« Er wollte zu seinem Pferd gehen, Viento Prieto, dunkler Wind, aber Sanchez hielt ihn am Arm zurück.
    »Das ist nicht dein Ernst, Ramon. Es sind viele Kilometer bis Llano Miranda.«
    Ramon befreite sich aus dem Griff des älteren Vaquero und ging weiter. »Enriquez!« Auf der anderen Seite des Lagers schaute der kräftige Vaquero auf. »Bring das Mädchen zu mir.«
    »Ich bitte dich, Ramon, tu nicht etwas, das dir noch mehr Kummer einträgt.«
    »Halt dich da raus, Pedro.« Ramon erreichte seinen großen, schwarzen Hengst und schwang sich in den Sattel. Hinter ihm kam Esteban Enriquez mit dem Mädchen an. Sie trug einen hellblauen Morgenmantel über ihrem weißen Nachthemd, das kupferrote Haar hing ihr in einem langen, dicken, geflochtenen Zopf  den Rücken hinunter. Sie war barfuß, wie er jetzt sah, und ihre kleinen Füße bereits blau vor Kälte.
    Schlechtes Gewissen beschlich ihn. Sie war so zierlich. Und so furchtlos, wie sie auftrat! Sie mußte doch Angst haben. Dann dachte er an Andreas, kalt und leblos unter der Decke, die sie um seinen Körper geschlungen hatten, und das ungebetene Schuldgefühl verschwand.
    Er band seine geflochtene, lederne reata von seinem Sattel, formte eine Schlinge daraus und legte sie ihr um die schmalen, gefesselten Handgelenke. Das andere Ende band er an seinem breiten, flachen Sattelhorn fest. Dabei wartete er darauf, daß sie betteln und flehen würde, weinen und ihn um Gnade bitten würde. Durch nichts würde er sich von seinem Entschluß abbringen lassen. Trotzdem wollte er sie jammern sehen. Jeden Augenblick davon würde er genießen.
    Er dachte an Fletcher Austin, an Rancho del Robles, an die seiner Familie gestohlenen Ländereien

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