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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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und an die brutale Ermordung seines Bruders. Er dachte an Caralee McConnell, die gebildete junge Dame aus dem Osten, die sich für etwas Besseres hielt, nur an Geld und ihr eigenes Wohlergehen dachte, und schon wurde sein Zorn stärker, lag ihm wie ein heißer Stein im Bauch.
    »Es ist eine ziemliche Entfernung, Señorita«, sagte er und schaute sie an. »Und es wird Zeit, daß wir uns auf den Weg machen.« Er zog an dem Strick und rechnete damit, sie in Tränen ausbrechen zu sehen. Doch sie reckte stolz ihr Kinn. Ihre grünen Augen funkelten. Deutlich ließ sie ihn ihre Verachtung spüren.
    Er mußte sein Temperament schwer zügeln, drängte seinen Hengst zum Gehen und zog sie rücksichtslos vorwärts. Zuerst stolperte sie leicht, nahm dann drei Meter hinter dem Pferd ihren Weg auf und folgte ihm. Zunächst ging die Strecke durch das kleine, abgelegene Tal, und dann begann der Aufstieg in die  Berge. Die ganze Zeit blieb der Strick locker. Das Mädchen hielt mit dem Pferd Schritt.
    Vier Stunden später lief sie immer noch hinter ihm her und warf ihm finstere, haßerfüllte Blicke zu. Fast konnte er sie im Rücken spüren.
    Gelegentlich wandte er sich um, vermochte der Herausforderung nicht zu widerstehen, war überrascht, daß sie ihn nicht gebettelt hatte anzuhalten, oder sich auch nur beschwert hatte. Sie machten nur kurze Rast an einem Fluß, um die Pferde zu tränken und eine Handvoll carne seca, gewürztes in Streifen geschnittenes, getrocknetes Fleisch, zu essen. Als das Mädchen die Portion ablehnte, die Sánchez ihr anbot, ging Ramon zu ihr.
    »Sie werden tun, was Pedro sagt.« Mit kaltem Gesichtsausdruck gab er ihr das Fleisch. »Ich will mir nicht nachsagen lassen, wir wären nicht gastfreundlich.«
    Sie warf ihm das getrocknete Fleisch vor die Füße. »Ich habe keinen Hunger. Und selbst wenn ich welchen hätte, würde ich nicht in Gegenwart eines solchen Tieres speisen, wie Sie es sind.«
    Blinde Wut erfaßte ihn. Er packte sie bei den Armen und riß sie hoch. »Sie werden keine Lebensmittel verschwenden, solange Sie sich bei uns aufhalten. Es gibt zu viele Menschen, die jeden Tag sterben, weil sie nicht mal das zu essen haben, was Sie achtlos wegwerfen. Aber davon haben Sie natürlich keine Ahnung, nicht wahr, Señorita?«
    Sie reckte trotzig ihr Kinn vor. »Warum sollte ich auch?«
    Er schenkte ihr ein diabolisches Lächeln. »Vielleicht werden Sie mit der Zeit die kleinen Dinge des Lebens schätzen lernen, die Sie bisher für selbstverständlich gehalten haben. Sie werden vermutlich darum bitten, daß Sie sie bekommen.«
    »Wahrscheinlich werden Sie erleben, daß ich niemals bitte -und schon gar nicht Sie!«
    Er verstärkte seinen Griff. Dann ließ er sie los. Er fluchte vor sich hin, kehrte zu Viento zurück, stieg auf und trieb sein Pferd an, so daß sie von der langen Leder -reata hinter ihm hergezogen wurde. Zweimal tauchte Sanchez am späten Nachmittag an seiner Seite auf, bat ihn anzuhalten und das Mädchen mit einem der Männer mitreiten zu lassen, doch jedesmal, wenn er sich nach ihr umschaute, hörte er den Schuß, der seinen Bruder getroffen hatte, hörte die leisen Worte, die Andreas gesagt hatte, während er starb und Ramons Hand umklammert hielt.
    Es war dunkel, als sie den Ort erreichten, wo sie ihr Nachtlager aufschlagen wollten. Das Mädchen lief blindlings mit, stolperte dann und wann, hielt sich aber auf den Beinen, nur durch schiere Willenskraft, wie ihm schien. Es erzürnte ihn noch mehr, daß sie sich entschieden hatte, sich hartnäckig gegen ihn zu wehren und nicht schwach wurde, wie er erwartet hatte. Doch teils war er auch froh darüber. Denn so konnte er den Zorn, der ihn innerlich auffraß, gegen jemand anderen richten.
    Sie zitterte vor Erschöpfung, als er anhielt und abstieg. Zwar wankte sie leicht, hielt sich aber eisern aufrecht. Ihr blauer Morgenmantel war schmutzig und zerrissen, war an scharfkantigen Felsen hängengeblieben und hatte sich in dornigen Sträuchern längs des Pfades verhangen. Ihr Haar hatte sich aus dem geflochtenen Zopf gelockert, fiel ihr jetzt in dunklen, kupferroten Wellen über den Rücken und klebte ihr in feuchten Locken an den Wangen, auf denen sie einen leichten Sonnenbrand hatte.
    Erneut bekam er ein schlechtes Gewissen. Nie zuvor hatte er eine Frau grausam behandelt. Nie eine Hand gegen eine von ihnen erhoben. Aber dies war nicht irgendeine Frau. Diese Frau hier hatte seinen Bruder auf dem Gewissen. Kälte kroch ihm durch den Körper. Sie

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