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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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erschien es ihr nicht mehr.
    » Si, Señorita«, stachelte er sie an, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Llano Mirada ist genau dort.« Er deutete die Anhöhe hinauf. »Nicht weit für jemand, der so entschlossen ist. Nun, wie hätten Sie’s gern?«
    »Por Dios, Ramón ...«
    Carly begegnete offen seinem Blick. Mit letzter Willenskraft straffte sie ihre Schultern. »Sie stehen mir im Weg, Señor. Reiten Sie weiter oder lösen Sie den Strick, damit ich an Ihnen Vorbeigehen kann.«
    Seine dunklen Augen funkelten. Er schaute den älteren Vaquero an, der betrübt den Kopf schüttelte. Zuerst bewegte Ramon sich nicht, dann drängte er sein Pferd vorwärts. Sie setzten den Aufstieg ein wenig langsamer fort. Als er merkte, wie sich der Strick spannte, weil sie erneut stolperte, drosselte er sein Tempo noch etwas. Der Hengst begann nervös zu tänzeln. Er wollte nach Hause, aber der Spanier hatte ihn fest unter Kontrolle und achtete darauf, daß er nicht zu schnell ging, sondern sie das Tempo bestimmen konnte.
    Warum? fragte sie sich, wo er doch so dringend ihren Willen brechen wollte, sie zu seinen Füßen liegen sehen wollte. Wenn sie es nicht besser gewußt hätte, wäre sie auf den Gedanken gekommen, er wollte es sie schaffen lassen. Das war natürlich unsinnig, aber...
    Carly befeuchtete ihre Lippen. Der Strick drehte sich und schaukelte vor ihr. Der hellblaue Morgenmantel schien ihr schwer wie Eisen. Sie trug allerdings darunter nur ihr Baumwollnachthemd, das jetzt schmutzig war, die kleine, rosa Schleife war aufgerissen und hing locker am Halsausschnitt. Mit letzter Verzweiflung zerriß sie einen Ärmel des Morgenmantels, streifte den Mantel ab und setzte ihren Weg bergauf fort. Schweiß brach ihr auf der Stirn aus und rann zwischen den Brüsten über ihre Haut. Sie keuchte, ihre Lungen brannten bei jedem Atemzug. Die Blasen an den Füßen schmerzten, und die Spitze des Hügels schien sich mit jedem zittrigen Schritt, den sie machte, weiter zu entfernen. Dennoch lief sie vorwärts.
    Die anderen ritten schweigend hinter ihr, keiner sagte etwas, doch alle schauten ihr mitleidig zu. Das interessierte sie nicht. Sie wollte nur die Spitze erreichen.
    »Jetzt ist es nicht mehr weit«, sagte der Don, und seine Stimme klang verändert, sanfter, so wie an dem Tag, als er ihr die Rose geschenkt hatte. »Nur noch ein paar Schritte.«
    Plötzlich merkte sie, daß sie neben seinen Steigbügeln stand und wußte gar nicht, wie sie dorthin gelangt war, doch hielt sie sich an seinem Sattel fest. Und dann sah sie auch, daß der Strick nicht länger um ihr Handgelenk lag. Selbst die Fußfesseln waren ihr abgenommen worden. Das Pferd bewegte sich vorwärts wie Carly, behutsam einen Schritt nach dem anderen. Der letzte brachte sie auf ein breites Plateau, von dem aus man einen Ausblick über die Berge hatte. Llano Mirada, eine Ebene mit Ausblick.
    Sie schaffte noch zwei zittrige Schritte, dann stolperte sie. Der Don zügelte sofort das Pferd, aber ihr schwanden schon die Sinne. Sie spürte noch eine Hand um ihre Taille greifen, dann fühlte sie den Boden auf sich zukommen und sank in die Dunkelheit.
    Ramon sprang sofort vom Pferd, aber es war Pedro Sanchez, der das Mädchen auf die Arme nahm.
    »Halt dich von ihr weg, Ramon«, verlangte sein Freund in einem Ton, wie er ihn schon seit Ramons Kindheit nicht mehr angeschlagen hatte. Sofort bekam Ramon ein schlechtes Gewissen. Nie war er absichtlich grausam gewesen. Er war ein harter Mann, ja, aber nur weil er das sein mußte. Er schaute die Frau an, sah ihr kupferrotes Haar über Sanchez’ Arme hängen, blickte auf ihre vollen Brüste, die sich mit jedem ihrer viel zu raschen Atemzüge hoben und senkten. Reue erfaßte ihn.
    Er wich zurück und ließ den älteren Mann Vorbeigehen. Sanchez hielt das Mädchen wie ein Kind im Arm.
    Aber dieses Mädchen war kein Kind, erinnerte er sich. Sie war Fletcher Austins Nichte. Sie war reich, verwöhnt und machtgierig wie ihr Onkel. Sie war die Frau, die den Tod seines Bruders verschuldet hatte. Er sah ihnen nach, und sein Herz verkrampfte sich. Sie hatte Mut und Stolz bewiesen, hatte seinen Respekt gewonnen, wie er ihn noch keiner anderen Frau gezollt hatte.
    Das änderte nichts daran, wer sie war. Es änderte auch nichts daran, was er empfand. Und doch ...
    Sanchez trug sie in das kleine Haus, das er und Andreas mit ihren eigenen Händen aufgebaut hatten. Florentia, seine Haushälterin, schloß die Tür hinter ihnen. Auf der anderen Seite des

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