Geliebter Teufel
werden.«
»Bis wann, Don Ramon? Wie lange wollen Sie mich gegen meinen Willen hier festhalten?«
Der Don schüttelte den Kopf. Sein glänzendes schwarzes Haar strich über den offenen Kragen seines Hemdes. Sein Hals war sehnig und muskulös, und aus dem Hemdausschnitt guckte das lockige schwarze Brusthaar hervor. »Ich fürchte, das kann ich jetzt noch nicht sagen.«
»Sind Sie hinter Geld her? Wollen Sie Lösegeld für mich verlangen? Wenn ja, werden Sie vielleicht merken, daß ich nicht so viel wert bin, wie Sie glauben.«
Seine verhärteten Gesichtszüge wurden weicher, und der Blick, mit dem er sie bedachte, wirkte ein wenig mitleidig. Sofort fühlte sie sich entblößt, so als könnte er bis in ihr Inneres gucken und erkennen, wer sie wirklich war. Die Vorstellung machte ihr mehr angst als der Don.
»Auf Lösegeld bin ich nicht aus«, erwiderte er.
»Dann lassen Sie mich gehen. Wenn Sie von mir verlangen, daß ich Ihr Wort akzeptieren soll, dann müssen Sie auch meines akzeptieren - wenn ich gehen darf, werde ich niemandem verraten, wer Sie sind und wo dieser Ort hier ist.«
Leises Lächeln war die Antwort darauf. »Tut mir leid, Señorita, das kann ich nicht machen. Selbst wenn ich gewillt wäre, Ihr Wort zu akzeptieren, sind hier noch eine Reihe anderer Menschen, die das nicht mitmachen würden.«
Carly wandte sich wütend und leicht verwirrt von ihm ab. Sie traute ihm nicht. Sie hatte erfahren, wie kalt und gemein er war. Aber er gab sich jetzt ganz anders und erinnerte sie mehr an den Mann, der ihr die Rose geschenkt hatte.
»Als Ihr Gast«, begann sie spitz, »sollte ich frei über meine Zeit verfügen können. Wenn Sie mich als Gast betrachten, möchte ich jetzt, daß Sie gehen.«
»Wie Sie wünschen, Señorita.« Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Sie können Ihre Zeit meinetwegen schmollend hier verbringen, wenn Sie das wollen, oder Sie können das Beste daraus machen und die Leute in dem Land näher kennenlernen, das Sie zu Ihrer Heimat machen wollen. Es gibt vieles, das ich Ihnen zeigen könnte, wenn Sie mich lassen.«
Carly musterte ihn aufmerksam. Warum gab er sich so viel Mühe? Sie wußte doch, wie herzlos er sein konnte, auch wenn er sich jetzt wieder von seiner charmanten Seite zeigte. »Ich will nach Hause - Señor El Dragon. Das ist mein Wunsch, und je eher, desto besser. Bis dahin, wenn ich mich frei bewegen darf, wie Sie sagen, möchte ich mir gern den Rest meines Gefängnisses ansehen.«
Sie straffte die Schultern, durchquerte den Raum, trat an die Tür, vor der er stand, und wollte an ihm Vorbeigehen. Doch er hielt sie am Arm zurück.
»Wie ich sagte, sind die Menschen hier nett, aber es sind auch die darunter, die nur bei uns sind, weil wir sie brauchen und sie Gewinn aus der Sache ziehen. Das sind harte, rücksichtslose Männer.«
»Männer wie Sie also«, unterbrach sie ihn kühl.
»Mag sein. Aber bei mir können Sie sich sicher fühlen.« Er nahm sie beim Arm, führte sie aus dem Raum in den kleinen sala, in dem eine aus Weidenzweigen geflochtene Couch mit zwei passenden Sesseln stand. Helle, bunte Kissen dienten als Polster, und ein gewebter Teppich lag auf dem hartgestampften Lehmboden.
»Bis zum Essen sind wir zurück«, rief der Don Florentia zu, die ihnen nachwinkte, während er Carly nach draußen auf die Veranda schob. In seinem langärmeligen weißen Hemd und der enganliegenden schwarzen Hose, die nach unten weit ausgestellt war, strahlte Ramon de la Guerra männliche Energie und Kraft aus. Ob sie ihn haßte oder nicht, ob er rücksichtslos war oder charmant, er blieb der bestaussehendste Mann, den Carly je gesehen hatte.
Wie zur Vorwarnung rieselte ihr ein leichter Schauer den Rücken hinunter. Den wollte sie auf keinen Fall ignorieren.
Ramon schritt neben der zierlichen Amerikanerin her und bewunderte sie, wie sie in der schlichten Kleidung einer paisano aussah. Das grüngestreifte Kleid, das sie bei dem Pferderennen getragen hatte, war hübsch gewesen, aber merkwürdigerweise erschien sie ihm heute viel schöner. Vielleicht lag es daran, daß sie ihr langes, seidiges Haar offen trug und es ihr wie ein kupferroter Vorhang bis zur Taille hing oder an der Art, wie ihre Brüste sich bei jedem Schritt verführerisch unter ihrer Bluse bewegten.
Als er das Schwingen ihrer Hüften betrachtete, verspürte er eine Spannung in den Lenden. Zu dieser Frau fühlte er sich hingezogen. Schon seit dem ersten Tag, an dem er ihr begegnet war. Mehr jedoch
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