Geliebter Teufel
Bedenken zu erzeugen, er könnte mit El Dragón zu tun haben.
Außerdem mußte er sich um seine Mutter und seine Tante kümmern. Eine Nachricht, daß Andreas umgekommen war, hatte er ihnen zukommen lassen. Die Frauen hatten bestimmt ebenso getrauert wie er und warteten bereits auf seinen Beistand. Natürlich würde ihn das Wissen, in seiner Trauer nicht allein zu sein, auch etwas trösten. Sicherlich würden sie sich erleichtert fühlen, wenn sie erfuhren, daß Padre Xavier die Messe gelesen hatte, und mit der Zeit, sobald die Gefahr der Entdeckung vorbei war, würde er dafür sorgen, daß die sterbliche Hülle seines Bruders ins Familiengrab umgebettet wurde, das Rancho Las Almas seinen Namen gegeben hatte - Ranch der Seelen. Der Ort, an dem Generationen von de la Guerras zur letzten Ruhe gebettet worden waren, und der einzige Grund, warum das zweihundert Hektar umfassende Grundstück noch im Besitz der de la Guerra war, obwohl ihnen alles übrige genommen worden war.
Gestohlen worden war, korrigierte er sich im stillen. Von diesem gringo - Fletcher Austin und seiner Bande von Dieben.
»Du willst nach Hause?« fragte Pedro und trat zu ihm in den Schatten des Verschlags, wo Ramon stand und ein großes, kräftiges braunes Pferd sattelte. Viento, der Hengst, den El Dragon ritt, blieb in Llano Mirada. Jetzt würde er nur mehr einen Reiter kennen.
Ramon zwang sich, den Schmerz zu verdrängen, der erneut in ihm aufwallte. Er glättete die dicke Wolldecke auf dem Rücken des Pferdes, hob den schweren Sattel darüber und rückte ihn zurecht. »Es wird Zeit, daß ich nach Las Almas zurückkehre. Ich komme wieder, wenn es sicher ist.«
»Florentia und ich werden uns um das Mädchen kümmern.«
»Das weiß ich. Und ich bin sicher, du wirst dafür sorgen, daß sie auf den Beinen ist, bis ich wiederkomme.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich freue mich schon darauf.«
»Was hast du mit ihr vor, Ramon? Du kannst sie nicht gehen lassen. Sie weiß jetzt, wer du bist und wo wir hier sind.«
Schritte ertönten in dem Verschlag und zogen die Aufmerksamkeit der Männer auf sich. »Vielleicht kannst du sie verkaufen.« Francisco Villegas kam auf sie zu, ein hartgesottener Vaquero, der erst vor ein paar Monaten zu ihnen gestoßen war. »Es wird erzählt, der Preis für eine hübsche gringa sei hoch in Nogales hinter der Grenze.«
Ramon zog den Gurt unter dem Bauch des Pferdes stramm und bemühte sich dabei, den Zorn, den er unerwartet verspürte, nicht zu zeigen. »Das Mädchen bleibt hier. Sie gehört mir.« Er schnallte den Riemen fest. »Ich habe das den anderen Männern auch schon klargemacht.«
Francisco Villegas grinste unter seinem dichten, schwarzen Schnäuzer. Ein Schneidezahn fehlte ihm. Der andere trug eine Goldkrone. »Ich glaube nicht, daß Miranda darüber begeistert sein wird.«
Ramon wandte sich ihm langsam zu. Seine Geduld war zu Ende. »Um Miranda brauchst du dich nicht zu kümmern. Ebensowenig wie um die gringa. Ich würde dir raten, das nicht zu vergessen.« Sein durchdringender Blick enthielt eine deutliche Warnung, und Villegas wich gleich zurück.
»Si, Don Ramon. Was immer Sie sagen.« Er wandte sich auf dem Absatz um und marschierte aus dem Schatten in Richtung Korral.
»Den Mann mag ich nicht«, bemerkte Pedro.
»Ich auch nicht«, erwiderte Ramon.
»Er ist ein Freund deines Cousins Angel. Dein Bruder hat ihm vertraut.«
».Si, Ich hoffe, das war nicht verkehrt.«
»Ich werde ihn im Auge behalten.«
Ramon nickte nur. Er drückte dem Pferd die schwere spanische Gebißstange zwischen die Zähne, legte dem Tier das Zaumzeug über und nahm die langen, geflochtenen Zügel in die Hände. Er steckte den einen Fuß in eine lederne tapadero und schwang sich in den Sattel. »Hasta la vista, compadre.«
Pedro lächelte. Viele Falten zeichneten sich auf seinem wettergegerbten Gesicht ab. »Hasta la vista, mein Freund.«
Fletcher Austin saß auf seinem großen Falben, nahm den staubigen, braunen Hut ab und wischte sich den Schweiß mit dem Unterarm von der Stirn. »Irgendeine Spur?« fragte er Cleve Sanders, seinen Vorarbeiter, eine schlaksigen, schmalgesichtigen Mann mit lockigem braunen Haar.
»Nicht die geringste. Es ist jedesmal dasselbe, wenn wir sie verfolgen. Sie verschwinden einfach.«
»Vielleicht gelingt es Collins und Ramirez, die Herde aufzutreiben«, erwiderte Fletcher, obwohl er nicht viel Hoffnung hatte. Zwei Tage nach dem Überfall hatten sich die Banditen in zwei Gruppen
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