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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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belastete sie jedoch, daß der Don recht haben mochte.
    Der Klang von Eisen, das auf Eisen schlug, zog ihre Aufmerksamkeit auf einen großen Holzschuppen, der auf der einen Seite des Lagerplatzes stand. Handriemen, breitflächige Hufeisen, Hammer, Sägen, Äxte, Klammern, Gebißstangen und Hobel zierten die eine Wand. Außer einigen Sätteln und anderem Zaumzeug hingen zwei große Pferdehalfter von der Decke.
    Sie gingen bis ans Ende des Schuppens, wo der Don sie Santiago Gutierrez, einem Mann, an den sie sich vom Überfall her erinnerte, vorstellte. Heute arbeitete er als Schmied, beugte sich über einen großen Eisenamboß und reparierte eine zerbrochene Karrendeichsel.
    Er schaute auf, musterte sie bedächtig, so wie sie ihn musterte. »Es geht Ihnen besser, wie ich sehe. Das ist gut.«
    Carly verbarg ihre Überraschung. Besorgnis war das letzte, was sie erwartet hatte. »Es... es geht mir sehr viel besser, danke.« Er wirkte kaum wie ein Bandit, sondern mehr wie ein hart arbeitender Mann, dem der Schweiß im Gesicht steht und der sich anstrengen muß. Der Don erkundigte sich nach der Frau, Tomasina, und den beiden Kindern. Santiago erwiderte, daß es ihnen gut ginge.
    Als ihr Blick auf den großen Verband um seinen Schenkel fiel, erinnerte sie sich an die Wunde, die er sich bei dem Überfall zugezogen hatte, und wollte schon fragen, wie das Bein verheile.
    Doch im letzten Moment hielt sie sich noch zurück. Der Mann war ein Verbrecher. Er war verletzt worden, weil er die Pferde ihres Onkels gestohlen hatte, meine Güte. Es war kaum angebracht, daß sie sich um seine Gesundheit sorgte.
    Der Don stellte die Frage für sie. »Deine Wunde ... wie verheilt sie?«
    Gutierrez hob ein Stück glühendes Eisen aus dem Feuer und tauchte es in eine mit Wasser gefüllte Wanne daneben. Heißer Dampf zischte auf. »Tomasina hat mir die Kugel rausgenommen. Die Wunde verheilt gut.«
    »Freut mich zu hören.«
    Der Schmied lächelte und begann auf das noch heiße Eisen einzuhämmern, während der Don Carly nach draußen führte.
    »Für einen Banditen ist er überraschend nett«, bemerkte sie.
    Der Spanier lachte leise und schüttelte den Kopf. »Er ist nur ein Mensch. Und er kämpft um das, was ihm abgenommen wurde. Nach unserer Meinung ist keiner von uns ein Bandit.«
    Sie hätte ihm darauf widersprechen können, aber sie tat es nicht. »Ich bin überrascht, daß er mich nicht haßt. Ich dachte, alle Ihre Männer würden so empfinden.«
    Er hob seine breiten Schultern und wich ihrem Blick aus. »Mag sein ... eine Zeitlang. Sie haben Andreas genauso geliebt wie ich.« Wieder war er da, dieser schmerzliche Augenblick. Doch er war so rasch verflogen, wie er aufgekommen war.
    »Aber warum ...«
    »Vermutlich haben sie das Gefühl, wenn ich verwinden kann, was Sie getan haben, müssen sie sich auch anstrengen, damit fertig zu werden.«
    Carly hob ihr Kinn. »Wenn Sie verwinden können, was ich getan habe! Ich bin diejenige, die nicht verwinden kann, was Sie getan haben!« Sie raffte mit beiden Händen ihren gelben Rock und stapfte aus dem Schuppen. Sie kehrte nicht zum Haus zurück. Viel zu lange hatte sie sich eingesperrt gefühlt. Statt dessen lief sie zum Fluß hinunter und schlenderte am Ufer entlang. Sie sollte ihn nicht reizen, Zorn bei ihm wecken. Vom Verstand her wußte sie das. Sie war seine Gefangene, restlos auf seine Gnade angewiesen. Und doch wollte sie sich nicht von ihm einschüchtern lassen. Das hatte sie zuvor auch nicht getan. Und sie würde es jetzt ebensowenig tun.
    Er holte sie an einem stillen Platz, wo das Wasser rauschte und toste, ein. Sie saß allein dort, fühlte sich verloren und einsam. Sie sehnte sich zurück nach Rancho del Robles und wollte am liebsten weinen, gab sich aber alle Mühe, keine einzige Träne kommen zu lassen. Obwohl sie auf den plätschernden, schäumenden Fluß hinausstarrte, bemerkte sie seine Gegenwart, ehe sie ihn sah.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise. »Das hatte ich nicht sagen wollen. In Wirklichkeit empfinden die Männer sehr viel Respekt für Sie. Wenn Sie möchten, werden sie Sie ganz bei sich aufnehmen.«
    Er sprach angenehm leise. Seine Stimme klang maskulin und warmherzig. Der Klang erinnerte sie an etwas ... an jemanden ... wenn sie nur wüßte, an wen. Sie kramte in ihren Gedanken, vermochte aber nichts zu finden, was sie weiterbrachte. Carly hob ihren Blick.
    »Ich möchte nach Hause, Don Ramon. Ich verstehe, daß das ein Problem aufwirft, aber ich bitte Sie, nach

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