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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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jetzt noch, nachdem er gesehen hatte, welchen Geist, welchen Mut sie besaß, und jetzt wußte er auch, daß sie kein bißchen so war, wie er gedacht hatte.
    Zumindest noch nicht.
    Ja, aber dennoch war sie eine gringa. Was immer er für sie empfand, konnte nicht mehr sein als Lust, und eine solche Behandlung würde er ihr nicht zumuten. Nicht nach dem, was er ihr schon angetan hatte.
    Und trotzdem konnte er nicht anders, als ihre vollkommenen Gesichtszüge, die feingeschwungenen kupferroten Brauen, die leicht angehobene Nase, die großen grünen Augen und die vollen roten Lippen zu bewundern. Wenn er sie so anschaute, erschien es ihm unmöglich, daß er sie so schlecht behandelt hatte.
    »Don Ramon!« Sánchez kam lächelnd auf sie zu und unterbrach seine Gedanken. »Und Señorita McConnell.« Er schaute auf ihre kleinen Füße, die in den Sandalen steckten. »Ich bin froh, daß die Schuhe passen.«
    »Sie sitzen ausgezeichnet. Danke, Señor Sánchez.«
    Er nickte und wandte sich dann ab. »Es ist gut, daß du wieder da bist, Ramon.«
    »Ich kann nicht lange bleiben. Nur ein paar Tage. Ich dachte, in der Zeit würde ich die Señorita ein wenig herumführen.«
    »Bueno. Die frische Luft wird ihr guttun. Und ich bin sicher, sie will auch gern mal aus dem Haus kommen.«
    Ramon nickte. »Bis zum Abendessen sind wir zurück.« Er wandte sich von Sánchez ab, lächelte Carly an und bot ihr seinen Arm. Wie er erwartet hatte, ignorierte sie ihn und lief alleine los.
    Das Lager selbst war nicht groß, überwiegend bestand es aus provisorischen Häusern, die auf dem Hügel unter den Nadelbäumen erbaut worden waren. Einige der alleinstehenden Männer lebten in Zelten. Die beiden Indianer vom Stamm der Yocuts, die sich ihnen angeschlossen hatten, besaßen kleine Hütten aus Weidenzweigen, die sie auf die Lichtung gebaut hatten. In der Mitte gab es einen Korral und ein paar Verschläge. Ein rasch fließender Strom am Rand des Lagerplatzes versorgte die Bewohner mit ausreichend Wasser und vielen Bergforellen.
    »Wie viele Menschen leben hier?« Carly musterte die Frauen, die am Wasser ihre Kleidungsstücke wuschen, und die Kinder, die mitten auf dem Lagerplatz Ball spielten. Sie war überrascht, daß der Ort so angenehm gestaltet war, mit Wiesenflächen hier und dort und den gepflegten Landhäusern im spanischen Stil.
    »Etwa fünfunddreißig«, erwiderte der Don und lächelte ein Kind an, das auf ihn zugetapst kam, ein kleines Mädchen, nicht älter als drei Jahre. Lachend hob er die Kleine auf den Arm, drückte ihr einen Kuß auf die pausbäckige Wange und reichte sie einer Frau, die zu ihnen gelaufen kam.
    » Gracias , Don Ramon. Meine Celia läuft immer weg.« Die Frau war nicht älter als fünfundzwanzig, hatte ein liebenswürdiges Gesicht und sanftmütige braune Augen. Sie schaute Carly an und lächelte zögerlich.
    »Maria, das ist Señorita McConnell«, stellte der Don sie vor. »Sie wird eine Zeitlang unser Gast sein.«
    Das kleine Mädchen streckte seine Hand nach Carly aus, faßte mit ihren Patschfingern in ihr dichtes kupferfarbenes Haar. Unwillkürlich erwiderte Carly das Lächeln der Kleinen. »Carly«, bot sie der Frau an. »Ich heiße Carly.«
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen.« Sie lächelte den Don an, drückte ihr Kind an sich und kehrte langsam zu den anderen zurück.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß Banditen mit ihren Familien Zusammenleben«, bemerkte Carly und verdrängte das eigenartige Gefühl, das sie bei dem freundlichen Umgang des Spaniers mit der Kleinen verspürt hatte.
    »Die meisten von ihnen sind enteignete rancheros , Männer, die ihr Land an die gringos verloren haben. Die Vaqueros und die anderen, die für sie gearbeitet haben, haben ihr Zuhause verloren. Sie wurden durch billigere Arbeitskräfte, durch Indianer ersetzt, die von den Amerikanern gekauft und verkauft werden. Sie werden fast wie Sklaven behandelt.«
    »Das kann nicht sein. Sklaverei ist in Kalifornien nicht erlaubt.«
    »Nicht? Die Löhne der Indianer betragen zehn Dollar im Monat. Das meiste davon behält der Haziendabesitzer für Kost und Logis ein. Wenn ein Indianer als Landstreicher aufgegriffen wird, versteigern sie ihn an den Meistbietenden. Das Geld, das er einbringt, geht an die Regierung. Meiner Ansicht nach, meine hübsche gringa, ist das fast schon Sklaverei.«
    Carly sagte nichts dazu. Sie hatte gesehen, daß auf der Ranch ihres Onkels Indianer arbeitete, aber sie hatte keine Ahnung, wie er sie bezahlte. Es

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