Geliebter Teufel
einer Lösung zu suchen.«
Der Spanier erwiderte nichts darauf. Er konnte sie nicht gehen lassen, und beide wußten es. Aber wie lange konnte er sie dazu zwingen zu bleiben? Und was würde er mit ihr machen, wenn er seinen ungewollten Gast leid war?
Sie kehrten zum Haus zurück. Carly verdrängte die Sorge, die sie sich machte und die ihr Unwohlsein im Magen bereitete. Ganz ruhig bleiben, sagte sie sich. Im Moment bin ich in Sicherheit. Ihr Onkel suchte sicherlich nach ihr, und vielleicht schaffte sie es, auf irgendeine Weise zu entkommen.
Mit dem Gedanken im Sinn schaute sie sich auf dem Lagerplatz um, beobachtete die Männer, die Frauen und Kinder, wie sie ihren alltäglichen Aufgaben nachgingen, sah aber auch die Karren und die Pferde und alles, was sie als Waffe benutzen konnte. Sie würde nicht aufgeben, sondern einen Weg suchen und etwas finden, das ihr zum Nutzen sein würde.
So in Gedanken versunken, war sie ziemlich überrascht, eine schöne schwarzhaarige Frau auf der Veranda stehen zu sehen, als sie um die Ecke kamen. Sie war groß und schlank, hatte kleine, spitze Brüste, eine enge Taille und schmale Hüften. Die Frau wirkte elegant, kein bißchen jungenhaft, etwas exotisch und war schöner als jede andere Frau, der Carly bisher begegnet war.
Sie schien aber auch wütend. Ihre schwarzen Augen funkelten drohend, ihre Brust hob und senkte sich mit jedem feindseligen Atemzug.
»Buenas tardes , Miranda«, begrüßte der Don sie freundlich, aber eine gewisse Spannung war ihm sofort anzumerken, und offensichtlich gefiel es ihm nicht, daß die Frau da war.
»Willst du mich nicht der Frau vorstellen, die du in unser Lager gebracht hast?« griff sie ihn spitzzüngig an. »Die Frau, die deinen Bruder umgebracht hat.«
Die dunklen Augen des Don flammten auf. Seine Haltung wurde steif, seine Muskeln verspannten sich, und er strahlte einen fast greifbaren Zorn aus. Den Blick kannte Carly nur zu gut. Sie war froh, daß sie diesmal nicht das Objekt seiner Wut war.
»Ich habe dir gesagt, Miranda, die Frau ist nicht verantwortlich dafür. Solange ich das bestimme, wird sie unser Gast sein. Und entsprechend wirst du sie behandeln.«
Solange ich das bestimme. Die Worte erschreckten Carly. Wie lange würde das sein? Und dazu noch der Haß, den die schwarzhaarige Frau ausstrahlte ... Carly wurde mulmig zumute.
»Ich bin Miranda«, stellte sich die Frau mit drohendem Unterton und blitzenden Augen vor. »Ich bin Don Ramons Frau. Ich bin hergekommen, damit Sie das wissen und es zwischen uns kein Mißverständnis gibt.«
Carly, die an Don Ramons Seite stand, spürte, wie ihr Temperament sich regte. »Und Sie, Señorita - ich hoffe, Sie werden es nicht falsch auffassen. Ich habe kein Interesse an Ihrem El Dragón. Was mich betrifft, ist er nichts als ein gewissenloser Bandit. Wenn es Ihnen Spaß macht, mit ihm zu schlafen, ist das Ihr Pech. Ich wünsche mir nichts mehr, als nach Hause zurückzukehren.«
Ramon spürte die Verärgerung der zierlicheren Frau so heftig, als wäre es seine eigene. Wenn auch widerstrebend, so empfand er doch tiefen Respekt für Carly. Ohne einen von ihnen weiter zu beachten, hastete sie an ihm vorbei ins Haus. Wenn er an ihre bescheidene Herkunft dachte, mußte er sie einfach bewundern, wie meisterhaft sie es schaffte, das zu verbergen. Sie war so herrschaftlich wie jede andere Frau adliger Herkunft, der er begegnet war, so hochnäsig und stolz wie jede echte Spanierin.
Der Gedanke löste Unbehagen bei ihm aus. Sie war eine gringa. Daran ließ sich nichts ändern. Ebensowenig wie an Mirandas halbindianischer Herkunft. Zum Glück empfand er nur wenig Zuneigung Miranda gegenüber. Mehr durfte er auch nicht für dieses freche amerikanische Mädchen in sich aufkommen lassen.
Während des Abendessens saß Carly neben dem Don. Florentia und Pedro hatten auf der anderen Seite des kräftigen Eichentisches Platz genommen. Wie schon vorhin war der Spanier charmant und aufmerksam. Das machte Carly jedoch nervös, so daß sie sich innerlich zurückzog. Sie wußte nicht, auf was er hinaus wollte. Sie wußte nur, daß sie den unerbittlichen Mann nicht vergessen konnte, den sie kennengelernt hatte.
Mit der Ausrede, sie hätte Kopfschmerzen, zog sie sich vom Tisch zurück und ging zu Bett. Aber es fiel ihr schwer zu schlafen. Welche Absichten verfolgte er? Warum war er so nett zu ihr, wenn er zuvor so grausam gewesen war? Bedauerte er, was er getan hatte? Er hatte es nie gesagt, nur daß er einen
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