Geliebter Teufel
immer sie in der Nähe war.
Verdammt, aber er hatte noch nie so darauf gebrannt, mit einer Frau zu schlafen.
Sie gelangten an eine Lichtung neben einem sumpfigen Teich, umgeben von Weiden, und er bedeutete ihr, das Pferd zu zügeln. Ein kleiner, klarer Bach speiste den Teich. Eine Reihe Felsbrocken umrandeten die Lichtung und bot so einen natürlichen Schutz. Schweigend schlugen sie ihr Lager auf. Dann ritt er in den Wald, in der Hoffnung, frisches Wild zu finden.
Er entfernte sich nicht allzu weit von ihr. Die Gefahr, die von Berglöwen und Grizzlybären ausging, hatte er nicht hochgespielt. Erst noch am Nachmittag waren ihm frische Bärenspuren aufgefallen. Und wildlebende Rinder mit ihren langen, scharfen Hörnern und ihrem nicht einschätzbaren Temperament konnten leicht tödlicher sein als alles andere.
Dennoch brachte er ein kräftiges Kaninchen mit, das Carly häutete und das sie zusammen an einem grünen Weidenzweig über dem Feuer rösteten. Hinterher saß er mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt da und schaute ihr zu, wie sie die Kochutensilien spülte, während er einen dünnen Stumpen rauchte.
Als sie mit der Arbeit fertig war, setzte sie sich ein paar Schritte von ihm entfernt ans Feuer, verschränkte ihre Beine unter sich und musterte ihn leicht mißtrauisch.
Sie nahm einen kleinen, mit Blättern besetzten Zweig in die Hand, der auf dem Boden lag, und drehte ihn in ihren Fingern. »Ich habe überlegt...« Sie schaute zu ihm hinüber. Das niedergebrannte Feuer beschien ihr ebenmäßiges Gesicht. »... an dem Abend des Überfalls ... warum hast du mich da mitgenommen?«
Er nahm den Stumpen aus dem Mund und bemühte sich, nicht auf den schimmernden Kupferton in ihrem Haar zu achten. »Weil es die Absicht meines Bruders war. Ich habe es ihm angesehen, als er auf dich zuritt. In dem Moment, kurz nachdem sie ihn erschossen hatten, habe ich mich gefühlt, als wäre ich Andreas, als wäre sein Wille meiner, und so habe ich getan, was er hatte tun wollen.«
»Dein Bruder wollte mich haben?«
»Si. Er hatte dich schon an dem Tag gesehen, als das Pferderennen stattfand. Schon da hat er dich begehrt.«
Nervös befeuchtete sie sich die sinnlichen Lippen, und Ramons Lenden verspannten sich.
»Dein... dein Bruder hätte mich vergewaltigt?«
Er sog kräftig an seiner dünnen Zigarre, blies den Rauch langsam aus und schaute ihm nach, wie er in den klaren Abendhimmel aufstieg. »Ich weiß es nicht. Nie zuvor hat er so etwas getan ... aber andererseits hat er auch noch nie eine Frau gehabt, die ausgerechnet die Nichte seines ärgsten Feindes war.«
Stumm dachte sie eine Weile darüber nach, dann beugte sie sich vor, und der Feuerschein zauberte einen rosigen Hauch auf ihre glatte, weiße Haut. »Hättest du das zugelassen?«
Ramon schaute ihr in das hübsche Gesicht, dachte daran, wie zierlich und unschuldig sie war, wie zart und fraulich. Auf keinen Fall hätte er zugelassen, daß sein Bruder ihr so etwas hätte antun können. »Nein.«
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, und sie lächelte erleichtert. »Vielleicht habe ich mich in dir doch nicht so sehr geirrt, wie ich schon dachte.«
Er lächelte in die Dunkelheit, sog erneut kräftig an seiner Zigarre. »Wenn das heißen soll, du findest mich nicht ganz so verabscheuungswürdig, hoffe ich, daß es die Wahrheit ist.«
Sie lachte leise und schien dann nachdenklich zu werden. Schatten vermischten sich mit dem Feuerschein und bildeten Muster auf ihrem langen, kastanienroten Haar. Er versuchte, nicht zu beachten, daß ihre zerrissene Bluse aufklaffte, den Blick auf ihre helle Haut und ihre vollen, vorgewölbten Brustansätze freigab. Sein Puls beschleunigte sich, das Herz pumpte schneller. Hitze breitete sich in seinen Lenden aus, verstärkte seine Erregung, und er war froh, daß er im Schatten saß.
»Woran denkst du?« erkundigte er sich.
Gedankenverloren spielte sie mit dem kleinen Zweig. »Ich mußte daran denken, was du getan hast.«
»Du mußtest daran denken, daß ich Villegas umgebracht habe?«
»Nein. Ich mußte daran denken, wie du mich in die Arme genommen und liebevoll auf mich eingeredet hast.« Sie schaute ihm in die Augen. »Es hat schon mal jemand mit mir so gesprochen, in den Nächten, als ich krank war. Ich habe versucht, mich daran zu erinnern. Zuerst habe ich gedacht, es wäre ein Traum gewesen. Aber das warst du, nicht wahr? Du warst der Mann an meinem Bett.«
Er hatte sich bereits Gedanken gemacht, ob sie es wohl merken
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