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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Stirn, die Wangen und die Nase küßte, bevor er ihr den Mund mit seinen Lippen verschloß. Ein letzter, fester Kuß, und er löste sich von ihr.
    »Bleib auf dem Pfad«, empfahl er ihr rauh. »In zwei Stunden müßtest du die Grenze der Ranch erreichen. Nimm die Abzweigung nach rechts und du reitest geradewegs auf das Ranchhaus zu.« Er wirbelte den großen schwarzen Hengst herum. »Vaya con Dios, querida. El Dragon wird dich nicht vergessen.« Und dann war er weg.
    Carly umklammerte die Zügel. Innerlich bebte sie, und ihr Herz verkrampfte sich. Tränen füllten ihre Augen und rannen ihr über die Wangen.
    »Gott sei mit dir, Ramon«, flüsterte sie der hochaufgerichteten Gestalt auf dem großen, schwarzen Hengst hinterher, die sich rasch von ihr entfernte. Sie schaute ihm nach, bis er verschwunden war. Selbst dann ritt sie noch nicht weiter, sondern saß betrübt und einsam auf dem braunen Pferd, obwohl sie hätte erfreut sein müssen.
    Schließlich wendete sie das Tier und ritt den Pfad hinunter auf die Hazienda ihres Onkels zu. Ich werde ihn Wiedersehen, sagte sie sich. Nicht, daß es einen Unterschied machen würde. Don Ramon würde gelegentlich zu Besuch kommen, wie er es zuvor auch getan hatte. Und er würde den Gentleman spielen. Aber er war El Dragon, der gutaussehende Spanier, der sie faszinierte und anzog, von dem sie träumen würde.
    Von einem Felsvorsprung hoch über ihr beobachtete Ramon, wie Carly den Pfad hinunterritt. Er folgte ihr in einiger Entfernung, bis sie die Grenze von Rancho del Robles erreicht hatte, dann wandte er sich ab. Er fühlte sich erschöpft und seltsam leer, als ob jemand eine Kerze ausgeblasen und ihn in einem dunklen Raum allein gelassen hätte.
    Vielleicht machte er sich Sorgen, daß das Mädchen nicht Wort halten würde. Aber eigentlich glaubte er das nicht. Eine Verbindung war zwischen ihnen gewachsen, eine eigenartige Seelenverwandtschaft, die nichts mit dem Verlangen zu tun hatte, das er für sie empfand. Es war passiert, als er die Lichtung betreten hatte, in dem Moment, wo er sich vorgenommen hatte, sie vor Villegas zu beschützen. Die Verbindung hatte sich verstärkt, als er gesehen hatte, daß sie ebenso bereit war, für ihn zu kämpfen.
    Und wenn er sich doch irrte?
    Ohne es zu merken, hob er gleichmütig die Schultern. Dann spielte es auch keine Rolle. Er hatte sie nicht bei sich halten können, und er wollte ihr auf keinen Fall erneut weh tun. Wenn sie ihn verriet, dann sollte es so sein. Sein Leben war reich gewesen. Er hatte die Gesellschaft schöner Frauen genossen, die körperlichen Freuden erlebt, feine Weine gekostet, getanzt und gelacht. Das einzige, was er bedauerte, war, daß er seine Leute im Stich gelassen hatte. Sie waren auf ihn angewiesen. Seine Mutter und seine Tante Teresa brauchten ihn. Und er wollte Rancho del Robles wieder in den Händen der de la Guerras sehen.
    Vielleicht war er ein Narr gewesen, und doch würde er nicht anders handeln, müßte er es noch einmal entscheiden. Die Zeit würde zeigen, ob die Frau ihr Wort hielt.
    Ramon ritt zurück zum Lager. Er wollte Pedro und die anderen wissen lassen, daß er wohlauf sei, was er mit dem Mädchen gemacht hatte, und dann würde er nach Rancho Las Almas zurückkehren. In den Tagen danach würde er sich nach Monterey aufmachen. Dort war ein Mädchen, Catarina Micheltorena, eine direkte Nachfahrin des früheren Gouverneurs von Alta California. Sie war gerade siebzehn geworden, nicht so alt, wie er es sich gewünscht hätte, aber sie war schön und spanischer Herkunft. Sie war so eine Frau, die jede seiner Anordnungen aufs Wort befolgen und ihm eine Schar kräftiger Söhne gebären würde. Ihr Vater glaubte, daß sie beide zusammenpaßten, und Ramon wollte gern die Ehe mit ihr eingehen.
    Dann dachte Ramon jedoch an Carly. An ihren Mut und die Entschlossenheit, ihre Unschuld und ihre weiblichen Rundungen. Er dachte daran, wie es gewesen war, als er sie in den Armen gehalten hatte, und ein dumpfer Schmerz breitete sich in seiner Brust aus. Er drängte den Hengst zum Galopp.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit fiel ihm auf, wie einsam er war.
    »Nun, Caralee, meine Liebe, laß uns das Ganze noch einmal durchgehen.«
    Carly seufzte und lehnte sich im Sessel zurück. »Ich habe dir mindestens ein Dutzend Mal erzählt, was passiert ist, Onkel Fletcher. In der Nacht des Überfalls haben sie mir die Augen verbunden und jedesmal, wenn das Lager verlegt wurde. Ich hatte Glück, daß ich ihnen entkommen konnte,

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