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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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verspürt, das Leben dieses Mannes mit der Kraft seiner Hände zu beenden.
    Es war ein Gefühl, das er nie zuvor erlebt hatte. Er hoffte auch, es nie wieder erleben zu müssen.
    Beschützend hielt er Carly umfangen, ritt über die Lichtung, nahm das andere Pferd an den Zügeln und tauchte tiefer in den Wald ein. Er würde erst Carly in Sicherheit bringen, bevor er sich um Ciscos Leiche kümmerte - falls die Wölfe ihm nicht zuvorkamen.
    Ramon strich Carly übers Haar. Sie war fast eingeschlafen vor Erschöpfung nach dem anstrengenden Ritt und dem brutalen Angriff des Banditen. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter.
    Sie war Jungfrau, hatte sie gesagt, und Ramon bezweifelte das keine Sekunde lang. Er freute sich, daß noch kein anderer Mann sie angefaßt hatte, aber es ärgerte ihn auch, denn er wußte genau, daß er sie nicht haben konnte. Erneut wollte er ihr nicht weh tun, und das war das einzige, was er damit anrichten würde. Carly brauchte einen Ehemann, und Ramon war entschlossen, daß seine Kinder spanischer Herkunft sein sollten.
    Er lächelte, als er daran dachte, wie tapfer sie sich gegen Villegas gewehrt hatte. Sie war stark, diese kleine gringa. Eine Kämpferin. Sie verdiente es, frei zu sein.
    Mehr als je zuvor wünschte er sich, er könnte sie gehen lassen.
    »Warum tust du das, Ramon?« Sie saßen unter einer großen, schwarzen Eiche an einem Felsrand, von dem aus sie einen Ausblick auf ein schönes, kleines Tal hatten. Die Sonne ließ die Gräser aufleuchten und die Senfpflanzen und den wilden Hafer hellgelb schimmern. Ein Adler zog seine Kreise über ihnen, und ein paar Wachteln stoben auseinander wie Saatgut im Wind, als Ramon einen Kieselstein in die Mitte der Schar warf.
    »Wir kämpfen dafür, daß uns unser Land zurückgegeben wird«, erwiderte er. »So einfach ist das.« Sie hatten sich Zeit gelassen. Ramon mußte sich wohl denken können, daß sie sehr müde war und ihre Muskeln schmerzten, weil sie noch nie so lange geritten war.
    »Du verstößt damit gegen das Gesetz. Dadurch wirst du zum Verbrecher.« Zum ersten Mal seit der Nacht des Überfalls dachte sie darüber nach, welche Zukunft Ramon und die Familien in dem Lager hatten. Sie hätte nie gedacht, daß das passieren könnte, aber sie machte sich Sorgen um ihn.
    »Unserer Meinung nach sind wir keine Verbrecher. Wir sind Männer, die nur versuchen, das wiederzugewinnen, was rechtmäßig uns gehört.«
    »Die Menschen unterliegen manchem Irrtum, investieren unklug. Das bedeutet nicht, daß sie ungerecht behandelt wurden.«
    »Die Regierung ist schuld daran, daß wir unseren Besitz verloren haben.«
    »Wieso? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie absichtlich so etwas tut.« Wenn sie ihm nur klarmachen könnte, wie sinnlos seine Bemühungen waren, vielleicht würde er keine Überfälle mehr verüben. Dann wäre er in Sicherheit.
    Sie schaute ihn an und bemerkte das Zucken eines Muskels an seinem Kiefer.
    »Du glaubst das nicht? Vielleicht war es keine direkte Absicht. Mit Sicherheit kann das auch niemand sagen. Vor drei Jahren hat eure Regierung eine Reihe von Reformen verabschiedet. Damit sollten Grundstücksstreitigkeiten geregelt und die Spannung zwischen mexikanischen Californios - Männern, die einen Krieg gegen die gringos verloren hatten - und eingewanderten Amerikanern gemildert werden. Aber die Californios hatten nicht mit dem amerikanischen Gesetz gerechnet.«
    Er blickte über das Tal in die Ferne. Schmerzliche Erinnerungen zeichneten sich in seinem schönen Gesicht ab. Die Wachteln hatten begonnen, sich wieder zu sammeln, pickten die Samenkörner und Beeren auf, die auf dem fruchtbaren Boden verstreut lagen, bis ein weiterer Stein sie erneut verscheuchte.
    »Erzähl weiter«, bat Carly interessiert. »Ich möchte wirklich gern wissen, was geschehen ist.«
    Ramon seufzte. »Die Californios hatten schon so lange auf ihren Grundstücken gelebt, sie dachten gar nicht über ihre Besitzrechte nach. Ihre disenos - Landkarten, auf denen die Grenzen ihres Besitzes eingezeichnet waren - waren zumeist verlorengegangen. Die Urkunden, die es jedoch gab, waren von den gringos bestätigt worden. Die Besitztümer waren alt, die Grenzen mit vagen, unkenntlichen Beschreibungen bezeichnet: durch Flüsse, die längst ihren Lauf verändert hatten, zwei Meilen nach Norden bis zu einem Schädelknochen auf einem Felsen, im rechten Winkel nach Westen bis zu der Gabelung einer geneigten Eiche, so etwas.«
    »Ich verstehe.«
    »Dann tauchten die Geier auf.

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