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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Bett gestiegen und hatte sich rasch angezogen. Er wollte so weit wie möglich fort von dieser Frau.
    Nun saß er auf der Lichtung, die er mit James und Beth gerodet hatte, und versuchte, sich an die vergangene Nacht zu erinnern. Vielleicht war er tatsächlich so betrunken gewesen, daß er sich an dieser Bianca vergriffen hatte. Heute morgen konnte er sich an nichts mehr erinnern. Was war geschehen, nachdem er Nicoles Haus verlassen hatte?
    Nicole war es, um die er sich Sorgen machte. Was passierte, wenn Bianca tatsächlich schwanger wurde? Er verdrängte diesen Gedanken aus seinem Bewußtsein.
    »Clay?« rief Nicole, »bist du hier?«
    Lächelnd stand er auf, um sie zu begrüßen, als sie auf die Lichtung trat.
    »Du hast mir nicht gesagt, um welche Zeit. Oh, Clay, du siehst schrecklich aus. Deine Augen sehen schlimm aus!«
    »Schlimmer«, entgegnete er heiser, während er die Arme nach ihr ausstreckte.
    Nicole kam bis auf zwei Schritte an ihn heran, blieb wieder stehen und blinzelte heftig. »Du riechst auch so schlimm, wie du aussiehst.«
    Er zog eine Grimasse. »Heißt es nicht, daß Liebe blind macht?«
    »Aber selbst blinde Leute können riechen! Setz dich und ruh dich aus, oder zünde ein Feuer in der Höhle an. Ich habe etwas zu essen mitgebracht. Du hast gestern abend nicht viel zu dir genommen.«
    Er stöhnte. »Bitte, erwähne nichts mehr von der vergangenen Nacht!«
    Es war eine Stunde später, nachdem sie gefrühstückt hatten und die kleine Höhle warm war, daß Nicole bereit war, mit ihm zu reden. Sie hatte eine Decke über die Beine gebreitet und sich gegen die Steinwand der Höhle zurückgelehnt. Sie war noch nicht bereit, sich Clays Arm um die Schultern legen zu lassen. »Ich habe in der letzten Nacht kaum geschlafen«, begann sie. »Ich mußte dauernd an das denken, was du mir von Bianca und ihren Verwandten erzählt hast. Ich wollte dir glauben... aber es fiel mir schwer. Ich kann nur sehen, daß ich mit dir verheiratet bin; aber sie mit dir lebt. Es ist fast so, als wolltest du uns beide haben.«
    »Das glaubst du tatsächlich?«
    »Ich versuche, es nicht zu glauben. Aber ich weiß, welche
    Macht Beth über dich besaß. Vielleicht begreifst du gar nicht, wie sehr du an deinem Heim hängst. Gestern nacht redetest du davon, dein Haus zu verlassen und nach Westen zu gehen. Doch vor noch gar nicht langer Zeit warst du bereit, eine Frau entführen zu lassen, nur weil sie aussah wie jemand, der hierher gehörte.«
    »Du bedeutest mir mehr als die Plantage.«
    »Wirklich?« fragte sie. Ihre Augen waren groß, dunkel und feucht. »Ich hoffe, das stimmt«, flüsterte sie. »Ich hoffe, daß ich dir so viel bedeute.«
    »Doch du zweifelst an mir«, fuhr er mit tonloser Stimme fort. Vor seinem inneren Auge stand das Bild von Bianca in seinem Bett, ihr jungfräuliches Blut auf dem Laken. Hatte Nicole recht, wenn sie ihm nicht traute? Er drehte sich zu der kleinen Nische um, in der das silberne Einhorn in seiner Glaskugel saß, stand auf und nahm es in seine Hände. »Wir haben darauf ein Gelübde abgelegt«, sagte er. »Ich weiß, wir waren damals noch Kinder und wußten noch nicht viel vom Leben; doch wir haben nie unsere Schwüre gebrochen.«
    »Manchmal sind die unschuldigen Schwüre die ehrlichsten«, sagte sie lächelnd.
    Clay hielt das Glas auf seiner Handfläche. »Ich liebe dich, Nicole. Und ich schwöre, daß ich dich lieben werde, bis ich sterbe.«
    Nicole stand vor ihm und legte ihre Hand auf die seine. Da war etwas, das sie störte. Beth, James und Clay hatten das kleine Einhorn berührt. Dann hatte Beth es in Glas versiegelt, daß niemand anders es mehr anfassen konnte. Sie dachte an das Porträt von Beth, das Bianca so ähnlich war. Dabei schoß ihr ein Gedanke durch den Kopf: Wann würde sie für würdig befunden, das zu berühren, was Beth berührt hatte?
    »Ja, Clay, ich liebe dich«, flüsterte sie. »Ich habe dich stets geliebt und werde dich immer lieben.«
    Vorsichtig stellte er das in Glas gegossene Einhorn zurück in seine Nische. Er bemerkte nicht, daß Nicole ihn dabei stirnrunzelnd beobachtete. Er drehte sich um und zog sie an sich. »Wir können im Frühjahr nach Westen ziehen. Es werden immer wieder Wagenzüge nach dorthin zusammengestellt. Wir werden zu verschiedenen Zeiten aufbrechen, so daß niemand weiß, daß wir zusammen nach Westen ziehen.«
    Clay fuhr fort, ihr seine Pläne zu erläutern; doch Nicole hörte nicht zu. Der Frühling war noch Monate entfernt. Frühling war die

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