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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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fortzufahren. Jedes Gewitter versetzte sie in jene Nacht zurück, als der Pöbel ihr den Großvater entriß.
    »Bist du so nervös, weil du dich nicht mit Clay treffen kannst?«
    Erstaunen malte sich auf Nicoles Gesicht.
    Janie kicherte. »Du brauchst mir nicht zu erzählen, was zwischen euch vorgeht. Ich kann es dir vom Gesicht ablesen. Ich hatte mir gedacht, du wirst es mir schon sagen, sobald du glaubst, daß die Zeit dafür reif ist.«
    Nicole saß auf dem Boden vor dem Feuer. »Du bist so gut und geduldig mit mir.«
    »Du bist es, die geduldig ist«, sagte Janie und schnaubte. »Keine andere Frau auf der Welt würde sich gefallen lassen, was Clayton mit dir macht.«
    »Es gibt Gründe...«, setzte Nicole an.
    »Männer haben immer Gründe, wenn es um Frauen geht« Sie hielt plötzlich inne. »Ich sollte solche Sachen nicht zu dir sagen. Es steckt mehr dahinter, als ich weiß, dessen bin ich sicher. Vielleicht hat Clay einen Grund dafür, daß er seine Frau so heimlich trifft wie diese Damen in der Stadt.«
    Nicole lächelte. »Wie gewisse Damen in der Stadt?« fragte sie augenzwinkernd. »Vielleicht werde ich mich eines Tages, wenn ich mit ihm zusammen leben und ihn täglich sehen kann, gern an diese Zeit zurückerinnern, als ich so begehrenswert für ihn war.«
    »Das glaubst du genausowenig wie ich. Du solltest jetzt in Arundel Hall sein, als Vorsteherin des Hauses, und nicht diese fette...«
    Ein lauter, greller Peitschenknall schnitt ihr die Worte ab. Nicole stieß einen leisen Angstschrei aus und faßte sich ans Herz.
    »Nicole!« rief Janie, sprang vom Stuhl hoch, und ihre Flickarbeit fiel auf den Boden. »Du siehst ganz blaß aus.« Sie legte ihren Arm um Nicoles Schultern und führte sie zu ihrem Stuhl zurück. »Du setzt dich jetzt hin und ruhst dich aus. Ich werde uns einen Tee aufbrühen, und du bekommst einen Schuß Brandy in deine Tasse.«
    Nicole setzte sich, konnte sich jedoch nicht entspannen. Die Äste eines Baumes schlugen gegen das Dach, und der Wind pfiff durch die Fenster und blähte die Vorhänge. Draußen war es stockdunkel, und für Nicole verbarg sich darin das Grauen.
    »Hier«, sagte Janie und schob ihr eine dampfende Tasse Tee in die Hände. »Trink das, und dann gehst du zu Bett.«
    Nicole versuchte sich zu beruhigen, während sie an der Teetasse nippte. Sie spürte, wie der Brandy sie wärmte; doch ihre Nerven blieben zum Zerreißen gespannt.
    Als es zum erstenmal an die Tür klopfte, fuhr sie so heftig zusammen, daß sie die halbe Tasse Tee über ihren Rock schüttete.
    »Das muß Clay sein«, sagte Janie lächelnd und holte ein Handtuch. »Er weiß, wie sehr dir ein Gewitter zusetzt, und er ist gekommen, um bei dir zu sitzen. Trockne dich jetzt mit dem Handtuch ab und setze für ihn ein hübsches Lächeln auf.«
    Mit bebenden Händen tupfte Nicole den Tee von der Wolle und versuchte zu lächeln, da sie mit Clays Eintritt rechnete.
    Als Janie die Haustür aufwarf, hatte sie ein Willkommen und eine Gardinenpredigt für Clay vorbereitet. Janie wollte ihm sagen, was sie von Männern hielt, die ihre Ehefrauen vernachlässigten.
    Doch der Mann, der vor ihr stand, war nicht Clay. Er war viel kleiner, schmächtiger, mit dünnen blonden Haaren, die sich strähnig über den Kragen seines grünen Samtrocks verteilten. Um den Hals hatte er einen weißen Seidenschal gebunden, der seine Kinnspitze verdeckte. Er hatte kleine Augen, eine Nase, so scharf wie eine Messerklinge und einen kleinen, aber wulstigen Mund.
    »Ist das das Haus von Nicole Courtalain?« fragte er, den Kopf in den Nacken geworfen, als versuche er, auf Janie herunterzuschauen, was unmöglich war, denn sie überragte ihn um ein paar Zoll.
    Seine Stimme hatte einen so starken Akzent, daß Janie Mühe hatte, seine Frage zu verstehen. Auch wußte sie mit dem Namen, den er nannte nichts anzufangen.
    »Frau!« fuhr der kleine Mann im gereizten Ton fort. »Habt Ihr keine Zunge oder keinen Verstand?«
    »Janie«, sagte Nicole leise, »ich bin Nicole Courtalain Armstrong.«
    Der Mann faßte nun Nicole ins Auge und sagte in etwas milderem Ton: »Qui. Sie sind ihre Tochter.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder in die Nacht hinaus.
    »Wer ist denn das?« forschte Janie. »Ich konnte ihn kaum verstehen, ist er dir bekannt?«
    »Ich habe den Mann noch nie zuvor gesehen. Janie! Er hat eine Frau bei sich!«
    Die beiden liefen hinaus in die Nacht. Nicole stützte die Frau von der einen Seite, der Mann von der anderen, während

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