Geliebter Unsichtbarer
Bett . . . “ Gut, es schien, als wäre sie nicht in der Stimmung, mit diesem Eindringling zu sprechen.
Jonathan zog die Hände hinter seinem Rücken hervor und versetzte Aiden damit sofort in Alarmbereitschaft. Versuchte er, sie zu berühren? Doch er hielt eine Schachtel in den Händen, die etwa zehn mal zehn Zentimeter groß und in buntes Papier eingewickelt war. Sogar eine Schleife zierte die Schachtel.
„Ich wollte der erste sein, der dir ein Geburtstagsgeschenk bringt.“
„Oooh“, gurrte sie. „Das hättest du doch nicht machen müssen.“ Doch sie nahm die Schachtel trotzdem aus seiner Hand entgegen.
Jetzt verschwinde , wollte Aiden knurren.
Jonathan hob einen Finger. „Aber du darfst es erst morgen früh öffnen. Es ist noch nicht dein Geburtstag.“
Sie lächelte zurück. „Versprochen.“ Dann hielt sie inne. „Ich würde dich ja einladen, aber . . . “
Nein!
Aiden ging ein paar Schritte auf sie zu, um notwendigerweise einzugreifen.
„Nein, nein, kein Problem, ich sehe, dass du müde bist. Wir machen ein anderes Mal etwas zusammen.“ Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. „Alles Gute zum Geburtstag!“
Verpiss dich!
„Gute Nacht, Jonathan, und nochmals vielen Dank.“
Sie drehte sich um und verschwand wieder in ihrer Wohnung. Aiden beobachtete, wie Jonathan wartete, bis sich die Tür hinter ihr schloss, bevor er die Treppe hochging. Das bedeutete, dass dieser Typ im selben Wohnhaus wohnte. Das war nicht gut. Es bedeutete, dass Aiden unbedingt Tag und Nacht bei Leila bleiben musste. Er konnte nicht zulassen, dass dieser Kerl an ihm vorbeischlich.
Er setzte Jonathan auf seine Liste von Personen, die er überprüfen musste. Es war durchaus möglich, dass der Kerl für die Dämonen arbeitete. Er war eindeutig ein Mensch, aber das hatte nichts zu bedeuten. Die Dämonen hatten viele Menschen auf ihrer Gehaltsliste – Menschen, die nicht einmal wussten, für wen sie arbeiteten.
Das Arschloch hatte sie geküsst, zwar nur auf die Wange, aber trotzdem war es ein Kuss. Leila war darüber nicht überrascht gewesen, was vermutlich bedeutete, dass er es schon einmal getan hatte.
Aiden blickte auf seine Hände, die sich zu Fäusten geballt hatten, als wolle er jemanden, vorzugsweise Jonathan, damit zu Brei schlagen. Was zum Teufel machte ihn so aggressiv?
Er wusste, er durfte diese Mission nicht gefährden und keine Aufmerksamkeit auf sich lenken, also zwang er sich, sich zu entspannen und seine Fäuste zu öffnen. Wenn die Ratsmitglieder Wind von seinem Fehlverhalten bekamen, würden sie ihn zur Rede stellen. Nicht einmal sein Status als Sohn des derzeitigen Primus würde ihm dann helfen. Nicht, dass es ihm jemals zuvor etwas eingebracht hatte. Und jetzt, wo er daran dachte, musste er feststellen, dass er noch nie eine bevorzugte Behandlung bekommen hatte. Im Gegenteil, manchmal fühlte es sich so an, als ob er strenger behandelt würde, nur weil er Primus‘ Sohn war. Nun, es war egal. Was auch immer sie austeilten, er konnte damit umgehen.
Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, trat er in Leilas Wohnung. Was auch immer ihn antrieb, hatte er keine Lust jetzt zu analysieren.
8
Aiden roch ihre Erregung.
Leila hatte nach ihrem Abendessen kurz geduscht. Er hatte sich gezwungen, sie dabei nicht zu beobachten. Es war ihm unerklärlich genug, warum ihm nach ihr gelüstete. Sie zu beobachten, wie heißes Wasser ihren nackten Körper hinunterlief, hätte seine Kontrolle so einfach entzweigebrochen, wie eine Herde Elefanten einen Zweig zertrampelte. Sich lediglich vorzustellen, wie Perlen von Wasser über ihr üppiges Fleisch liefen, ließ ihn wünschen zur Abkühlung seines überhitzten Körpers in einen eiskalten Bergsee zu springen.
Jetzt lag sie nackt im Bett, die Decke beiseite geschoben.
Er warf einen Blick auf ihr Gesicht, aber ihre Augen waren geschlossen. Sie schlief jedoch nicht und würde vermutlich für eine ganze Weile noch nicht schlafen, denn er wusste, was als nächstes kam. Vorfreude machte ihn hart und er kämpfte gegen das Schuldgefühl an, das in seiner Brust aufstieg. Weil das, was er tat, unehrenhaft war. Er sollte ihr ihre Privatsphäre lassen, aber er konnte sich nicht losreißen. Ein besserer Mann hätte ihr Schlafzimmer verlassen und wäre ins Wohnzimmer gegangen, um sie von dort zu beschützen. Vielleicht war er ebenso verdorben wie Manus. War das nicht genau das, auf was sein Sekundant vor ein paar Tagen angespielt hatte?
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