Geliebter Unsichtbarer
Ferrari geparkt hatte. Es war die gleiche Art von Gasse, wo er nur wenige Tage zuvor seinen letzten Schützling verloren hatte. Er schüttelte die unangenehme Erinnerung ab, schloss das Auto auf und ließ sich in den Fahrersitz fallen.
Der Motor heulte Sekunden später auf, und das Auto schoss auf die Hauptstraße. Der Verkehr war ruhig, sodass er wieder in seine Gedanken versank, obwohl er dies nicht wollte.
Er zwang seine Gedanken weg von Leila und zurück zu seinem besten Freund. Besten Freund? Er hatte keinen besten Freund mehr: Hamish war weg, und so wie es aussah, war er zu den Dämonen übergelaufen. Wie war es geschehen? War er dem Bösen verfallen? Wenn das wahr war, dann würden sie sich das nächste Mal als Feinde treffen und ihre Schwerter gegeneinander erheben.
Es war eine grauenhafte Aussicht, eine, die für einen Moment sogar seine Gedanken an Leila überschattete. Aiden spürte die Klinge, die er in seinem rechten Stiefels stecken hatte, einen Dolch, der in der Dunklen Epoche geschmiedet worden war. Würde er eines Tages diese Waffe gegen Hamish benutzen müssen? Er fühlte, wie sich sein Herz bei dem Gedanken schmerzlich zusammenzog, aber er wusste, dass er es tun musste.
Als ein Hüter der Nacht wusste Hamish zu viel. Er kannte die Portale, die alle Komplexe miteinander verbanden. Wie Wurmlöcher ermöglichten sie es ihrer Spezies, in das Portal eines Komplexes zu treten und Sekunden später an einem anderen zu erscheinen, selbst wenn diese Tausende von Kilometern voneinander entfernt waren. Es machte Reisen zwischen ihren Hochburgen zum Kinderspiel. Aber sollten die Dämonen Wind vom Standort ihrer Komplexe und damit der Portale bekommen, könnten sie die Hüter der Nacht von innen heraus zerstören. Eine erschreckende Aussicht, und der Grund, warum keine Schützlinge innerhalb der Mauern der Komplexe erlaubt waren, obwohl es der sicherste Ort für sie wäre.
Aiden brachte das Auto gegenüber dem kleinen Gebäude, in dem Leila lebte, zum Stillstand. Ihre Wohnung war im ersten Stock mit Blick auf die Straße, sodass sie leicht von außen aus zu beobachten war. Die Lichter in zwei Zimmern, dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer, brannten. Früher am Abend, bevor er zu Inter Pharma gegangen war, war er in ihre Wohnung eingedrungen, indem er durch die verschlossene Tür gegangen war, als ob sie Luft wäre. Er hatte sich umgesehen, aber nichts Ungewöhnliches und keine Spuren von Dämonenaktivität gefunden.
Ihre Bücherregale waren mit medizinischen Lehrbüchern vollgestopft, ihr Wohnzimmertisch mit medizinischen Fachzeitschriften übersät, und ihr Kühlschrank leer. Er wusste, dass Inter Pharma eine Kantine hatte, und er nahm an, dass sie dort aß, anstatt zuhause zu kochen. Die Wohnung war sauber, aber es fehlten all die Schnörkeleien, die er in Wohnungen von anderen Frauen gesehen hatte.
Sein empfindliches Gehör erhaschte den Klang einer Mikrowelle, und Momente später sah er, wie Leila mit einem Teller in der Hand zurück ins Wohnzimmer humpelte.
Aiden trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und erwägte, nach oben zu gehen, und sich zu ihr zu setzen. Er wusste, es war nicht notwendig, da er nahe genug war, um sie mühelos mit seinem Geist zu tarnen. Sie wäre für einen Dämon, der sich in der Nähe aufhielt, unsichtbar. Dennoch wurde er von etwas Unerklärlichem angezogen.
Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als er eine Glocke in Leilas Wohnung ertönen hörte und sie aufstand. Sein Kopf schoss zur Haustür des Gebäudes, aber dort stand niemand.
Er schnellte aus dem Auto und rannte über die Straße, durchdrang die Eingangstür und schoss die Treppe hoch. Am Ende der ersten Stiege blickte er zum nächsten Treppenabsatz und sah, wie Leila dem jungen Mann, der dort lungerte, die Tür öffnete.
„Hey, Jonathan“, begrüßte sie ihn mit einem müden Lächeln, aber es war trotzdem ein Lächeln.
Wer zum Teufel war dieser Kerl? Ihr Freund? Aiden musterte ihn schnell: groß gebaut, schlank, kurze blonde Haare, seine Arme hinter seinem Rücken versteckt. Er hatte Grübchen in seinen Wangen, als er lächelte. Wie er es jetzt gerade tat. Er grinste regelrecht.
„Hey, Leila. Ich habe dich nach Hause kommen hören. Wollte dich nicht verpassen.“
Aiden bemerkte, wie sie sich gegen den Türpfosten lehnte, ihr verletztes Bein leicht vom Boden abgehoben. Verdammt, der Kerl sollte sie nicht aufhalten. Sah er nicht, dass sie müde war und Ruhe brauchte?
„Ich wollte gerade ins
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