Geliebter Unsichtbarer
ihre Energie. Sie hätte nicht genug für einen Mann übrig, der tagelang verschwinden würde, vermutlich ohne ein Wort von sich hören zu lassen. Nein, sie wäre nie in der Lage, so etwas mitzumachen.
Der One-Night-Stand, den sie noch vor Minuten in Betracht gezogen hatte, verlor seinen Reiz. Sie wollte nicht in Versuchung geraten, danach mehr zu wollen. Denn was, wenn sich der One-Night-Stand in zwei Nächte, eine Woche oder einen Monat verwandelte? Es war der gleiche Grund, warum sie nie mit Polizisten oder Feuerwehrmännern, oder jemandem vom Militär ausging. Ein Bodyguard fiel in die gleiche Kategorie.
Mit Bedauern ließ sie ihre Lippen ihre nächsten Worte bilden. „Es ist schon spät. Ich rufe besser ein Taxi.“
Einen Moment lang schien er von ihrer Antwort betroffen zu sein. Dann leerte er seinen Drink und blickte in sein Glas. „Ich werde dafür sorgen, dass Sie sicher nach Hause kommen.“
7
Aiden beharrte darauf, mit ihr auf das Taxi zu warten. Als er ihr hineinhalf, war seine Stimmung düster.
Warum störte es ihn, dass Leila den Abend abrupt beendet hatte? Er sollte erleichtert sein. Doch nachdem er ihr über Julia und sein Abenteuer mit ihr erzählt hatte, hatte er das seltsame Gefühl verspürt, sich ihr öffnen zu wollen, obwohl er nur selten über seine Schwester sprach.
Warum sich Leilas Stimmung plötzlich verändert hatte, als er ihr erzählt hatte, dass er ein Bodyguard war, was fast der Wahrheit entsprach, wusste er nicht. Ihre Ablehnung sollte ihm nur recht sein, aber aus irgendeinem Grund gefiel es ihm nicht. Seine Logik sagte ihm, je größer er den Abstand zwischen ihnen hielt, desto besser wäre es für alle Beteiligten. Sie waren keine Freunde, und Leila sollte nie den Fehler machen, ihn als solchen anzusehen. Und er sollte nichts anderes von ihr wollen als ihre Fügsamkeit, sodass er sie beschützen konnte. Ende der Geschichte.
Nein, es ist nur der Anfang , beharrte seine innere Stimme und sein beschleunigter Herzschlag stimmte zu.
Er wollte nicht, dass sich seine Gedanken weiterhin in diese Richtung bewegten, und beobachtete, wie das Taxi um die nächste Ecke verschwand. Dann zog er sein Handy heraus. Er wählte Manus‘ Nummer und ging in die Richtung, wo er sein Auto geparkt hatte.
„Ja?“, antwortete sein Sekundant sofort. Von allen möglichen Hütern hatte ihm der Rat Manus zugeordnet.
„Du musst ein Nummernschild für mich überprüfen. Mein Schützling wurde heute Nacht fast von einem Auto überfahren.“
„Scheiße!“
„Könnte ein Zufall sein . . . “
Manus schnaubte. „Seit wann glaubst du an Zufälle?“
Manus hatte recht. Das tat er nicht.
„Gib mir die Nummer!“
Aiden rezitierte sie aus seinem Gedächtnis. „Die letzte Ziffer habe ich nicht erkannt. Das Nummernschild war schmutzig und der letzte Teil war verdeckt.“ Er hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gehabt, um das Nummernschild zu lesen, als der Wagen an ihnen vorbeigesaust war. Aber seine übernatürlichen Sinne hatten sich eingeprägt, was sie konnten.
„Was für ein Auto war es?“
„Ein Toyota, sah aus wie ein Corolla.“ Ein sehr gewöhnliches Auto, von dem es Millionen gab.
„Gib mir ein paar Stunden. Ich schicke dir eine SMS, sobald ich was habe.“
„Gut. Ich mache mich jetzt zu Leilas Wohnung auf.“
„Ah, also ist es jetzt schon Leila. Interessant.“
Aidens Hand umklammerte sein Handy fester, als Ärger in ihm aufkam. „Dr. Cruickshanks Wohnung“, korrigierte er sich mit zusammengebissenen Zähnen.
„Wie ist sie so?“
„Nicht dein Typ“, knurrte Aiden und spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Es würde ein kalter Tag in der Hölle sein, an dem er Manus erlaubte, Leila an seiner Stelle zu bewachen. Sie war seine Mission. Seine Verantwortung.
„Ah, so ist es also jetzt.“
„Wovon zum Teufel redest du?“
„Du willst sie – wie heißt sie noch mal – Leila, für dich selbst“, vermutete Manus.
„Schwachsinn! Sie ist mein Schützling, das ist alles. Ich lasse mich nicht mit meinen Schützlingen ein.“ Er befolgte die Regeln. Auch wenn sein Körper dieses Mal etwas anderes wollte. Er wollte etwas, das nicht nur die Regeln der Hüter der Nacht, sondern auch seinen eigenen Ehrenkodex brechen würde.
„Eines Tages wirst du sehen, dass es nicht immer so läuft, wie wir uns das vorstellen, glaub mir das.“
„Kümmere dich um deinen Job!“
Aiden beendete den Anruf und blickte die dunkle Gasse hinunter, wo er seinen schwarzen
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