Geliebter Unsichtbarer
sie sich heute Nacht verstecken?
Das Haus ihrer Eltern lag am Rande der Stadt, und so spätnachts fuhr dort kein Zug mehr hin. Ohne Auto könnte sie nicht dorthin gelangen, zumindest nicht heute Nacht. Damit blieb nur ein Ort, wo sie sich verstecken konnte, ein Ort, der ihr Sicherheit gewährleistete: ihr Büro.
Obwohl sie wusste, dass Aiden durch Wände und Türen gehen konnte, würde es ihm nicht helfen: Max, der Nachtwächter in der Lobby von Inter Pharma würde ihn sehen. Aiden konnte sich nicht an ihm vorbeischleichen, da auf jedem Flur Überwachungskameras montiert waren. Zumindest für heute Abend würde sie sicher sein. Morgen würde sie eine Entscheidung treffen, wie es weitergehen würde. Vielleicht würde ihr Gehirn nach ein paar Stunden Schlaf besser funktionieren, und sie würde einen Plan ausarbeiten.
Die Polizei würde denken, sie wäre verrückt, wenn sie ihnen ihre Geschichte über Dämonen und Unsterbliche auftischte, und sie würden sie vielleicht zu einer psychiatrischen Beurteilung schicken. Nein, sie musste sich erst genau überlegen, was sie der Polizei sagen würde, bevor sie Anzeige erstattete.
Ihre Hände spielten nervös mit dem Riemen ihrer Handtasche, während der Zug zur nächsten Station weiterfuhr. Dann folgte eine weitere Haltestelle, doch dann endlich, nach einer Ewigkeit, näherte sich die U-Bahn ihrer Station.
Sie war die einzige, die ausstieg. Paranoid, dass ihr jemand folgen würde, klammerte sie ihre Hand um die Dose Pfefferspray, als sie den Bahnhof verließ und die fünf langen Blocks in Richtung Inter Pharma humpelte. Die Straßen waren menschenleer. Selbst das irische Pub war jetzt geschlossen. Leila eilte daran vorbei. Ihre Füße bewegten sich immer schneller.
Als sie Licht in der Lobby von Inter Pharma sah, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Durch die Glaswände sah sie Max hinter der Rezeption sitzen, seine Augen auf die Monitore vor sich gerichtet.
Sie lief zur Tür. Trotz der Sicherheitseinstufung, die sie hatte, waren alle Außentüren nach neun Uhr abends abgesperrt und der einzige Weg hinein war, vom Nachtwächter eingelassen zu werden.
„Max“, rief sie aus und klopfte heftig an die Glastür.
Max wandte seinen Kopf zu ihr, und ein überraschter Ausdruck zog über sein Gesicht. Dann lächelte er und stand auf.
Einen Augenblick später öffnete er die Tür und winkte sie hinein, bevor er hinter ihr die Tür wieder absperrte.
„Hallo, Dr. Cruickshank. Gibt es einen Notfall?“
Sie zwang ein süßes Lächeln auf ihre Lippen. „Nein, nein, Max. Aber Sie kennen mich doch. Ich konnte nicht schlafen und musste über eines meiner Experimente nachgrübeln, an dem ich gerade arbeite. Also dachte ich mir, ich komme einfach vorbei und werfe einen Blick auf die Daten.“
Sie wusste, dass er dies nicht allzu sonderbar finden würde. Schließlich kannte er sie als Workaholic.
Er schüttelte seinen Kopf und rügte sie: „Sie arbeiten zu viel. Mr. Patten sollte Ihnen wirklich eine Gehaltserhöhung geben. Der Mann weiß gar nicht, was er an Ihnen hat.“
„Es macht mir ja nichts aus. Ich liebe meine Arbeit.“
„Nun, selbst wenn Sie Ihre Arbeit lieben, sollten Sie sich doch mal ab und zu freinehmen.“
„Keine Sorge, sobald dieser Teil des Forschungsprojektes erledigt ist, nehme ich mir frei“, beruhigte sie ihn und spähte hinter sich, um die Dunkelheit jenseits des Gebäudes zu durchdringen.
„Wenn Sie das sagen.“
„Ich gehe in mein Labor. Oh, und Max, hat heute Abend jemand nach mir gefragt?“
Er warf ihr einen verwirrten Blick zu. „Nach Ihnen gefragt? Warum sollte jemand nach Ihnen fragen?“
„Oh, nichts weiter . . . Jedenfalls wollte ich nur sicherstellen, dass ich nicht gestört werde, während ich arbeite“, schwafelte sie.
„Dafür sorge ich schon.“
Erleichtert ging sie zum Aufzug und trat hinein. Als sie ein paar Minuten später die Tür zu ihrem Labor erreichte, fühlte sie sich schon etwas besser. Max würde sicherstellen, dass niemand ungesehen das Gebäude betrat. Selbst wenn Aiden außer Sicht der Lobby durch eine Wand ging, um zu ihrem Labor zu gelangen, müsste er mehrere Überwachungskameras passieren. Max würde ihn auf den Monitoren sehen und die Alarmanlage betätigen. Die Polizei würde in kürzester Zeit erscheinen. Zumindest für heute Nacht würde sie in Sicherheit sein. Sie konnte auf der alten Couch in ihrem kleinen Büro schlafen, das an ihr Labor grenzte.
Leila griff nach dem Schlüssel in ihrer
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