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Geliebter Unsichtbarer

Geliebter Unsichtbarer

Titel: Geliebter Unsichtbarer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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ein Gedanke. Er hob den Kopf und lauschte. Die Dusche lief immer noch. Mit einem Satz sprang er zur Tür. Er war schon oft in diesem Motel gewesen. Es war alt und heruntergekommen, aber es erfüllte seinen Zweck. Allerdings ließ die Wasserversorgung in dieser Bruchbude sehr zu wünschen übrig. Aiden blickte auf seine Uhr. Leila war schon seit einer halben Stunde in der Dusche. Es konnte unmöglich noch heißes Wasser übrig sein.
    „Leila.“ Er klopfte laut an die Tür, um trotz des rauschenden Wassers gehört zu werden. „Ist alles in Ordnung?“
    Er bekam keine Antwort. Aiden lauschte angestrengt, um zu hören, ob sie vielleicht weinte, aber abgesehen von dem Geräusch des Wassers konnte sein empfindliches Gehör nichts anderes aufschnappen.
    „Leila“, rief er nochmals.
    Was, wenn sie sich etwas angetan hatte? Oder hatte sie das Gespräch mit seinem Vater belauscht? Verdammt, er musste ins Bad und sich vergewissern, dass alles in Ordnung war. Wahrscheinlich würde sie auf ihn sauer sein, wenn er einfach so hineinplatzte, aber damit konnte er leben.
    Er trat durch die geschlossene Tür in den dampfgefüllten Raum. Seine Augen fokussierten sich sofort auf das Fenster über der Toilette. Es war offen.
    „Dumm, dumm, dumm!“, fluchte er und stürzte aus dem leeren Badezimmer.
    Er war auf den ältesten Trick der Welt hereingefallen. Und er konnte sich nur selbst dafür die Schuld geben.
     

12
     
    Auf dem Weg zum Motel hatte Leila ein Schild für eine U-Bahn-Station bemerkt. Ihre Handtasche fest an ihren Körper gepresst und ihre Glieder von der kalten Nachtluft zitternd, lief sie oder, besser gesagt, humpelte sie auf den Eingang zu so schnell ihr schmerzender Knöchel es erlaubte. Sie kramte nach Kleingeld und warf es in den Fahrkartenautomaten. Die Münzen klirrten in dem leeren Eingangsbereich, als sie sich ihren Weg durch die Maschine bahnten.
    Sie warf einen Blick über ihre Schulter und suchte die Umgebung ab. Gleichzeitig hoffte sie, dass Aiden immer noch im Motel war und sie unter der Dusche wähnte.
    Ihre Augen versuchten die Dunkelheit zu durchdringen, konnten es aber nicht. Sie sah niemanden und hoffte, dass sie alleine war.
    Eine Münze entglitt ihren zitternden Fingern. Sie bückte sich, um sie aufzuheben und steckte sie zurück in den Schlitz. In der Ferne hörte sie eine Stimme über den Lautsprecher kommen.
    „Der nächste Zug fährt in einer Minute auf Gleis zwei ein.“
    Leila drücke auf die Taste, die „Billett kaufen“ anzeigte, doch nichts geschah. Verzweifelt drückte sie die Taste nochmals, aber die Maschine spuckte keine Fahrkarte aus.
    „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“, fluchte sie.
    Schritte hinter ihr ließen sie in ihre Tasche greifen und die Dose Pfefferspray fest umklammern. Sie fuhr auf ihren Fersen herum, bereit, sich zu verteidigen. Ihr Herz schlug ihr bis in die Kehle und würgte ihr die Luft zum Atmen ab, als sie sah, wie sich eine dunkle Gestalt näherte. Als das Licht der U-Bahn-Station ihn schließlich erreichte, stieß sie einen zittrigen Atemzug aus.
    Ein großer Teenager in einem Kapuzen-Shirt und verschlissenen Jeans betrat den Fahrkartenbereich. Er sah sie an, bevor er über das Drehkreuz sprang, ohne sich zu vergewissern, ob ein Stationsangestellter ihn sah oder nicht.
    Als er die Treppe hinunterschlenderte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fahrkartenautomaten zu. Sie hatte die richtige Geldmenge eingeworfen, warum also spuckte das verdammte Ding ihr Ticket nicht aus? Wütend schlug sie mit ihrem Fuß dagegen, in der Hoffnung, den blöden Automaten damit zu reparieren. Plötzlich fielen alle Münzen, die sie eingeworfen hatte, in den Wechselgeldbehälter.
    „Hey!“ Die tiefe Stimme hinter ihr rüttelte sie auf.
    Leila zog blitzschnell das Spray aus ihrer Tasche und wirbelte herum, um sich ihrem Möchtegernangreifer zu stellen. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie so nervös gewesen.
    Ein farbiger Kerl, riesig wie ein Football-Spieler, nahm einen bewussten Schritt zurück und hob dabei beide Hände. „Hey, Schwester, ich will dir nichts anhaben.“ Er deutete mit dem Kopf auf den Automaten hinter ihr. „Das doofe Ding funktioniert wieder mal nicht. Heute Abend kostet also die Fahrt nichts.“
    Während sie ihn nicht aus den Augen ließ, ging er langsam in Richtung des Drehkreuzes.
    Leila senkte ihr Spray, begann wieder zu atmen, und beobachtete, wie auch er darüber sprang.
    „Der Zug fährt auf Gleis zwei ein“, kündigte die Stimme aus dem

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