Geliebter Unsichtbarer
Lautsprecher an.
„Ah, scheiß drauf“, murmelte sie und eilte zu dem Drehkreuz. Sie hob sich viel weniger elegant darüber als der Kerl vor ihr. Sie durfte keine Zeit verlieren. Wenn sie den Zug nicht erwischte, wusste sie nicht, wann der nächste kommen würde. Möglicherweise, war dieser der letzte für heute Nacht.
Sich auf das Geländer stützend, um das Gewicht von ihrem verletzten Fuß zu nehmen, lief sie die Treppe hinunter und sah den Zug, der bereits seine Türen geöffnet hatte.
„Die Türen schließen sich“, kam auch schon die nächste Ankündigung über den Lautsprecher.
„Warten Sie!“, schrie sie verzweifelt auf und rannte so schnell sie konnte, den Schmerz, der durch ihr Bein schoss, ignorierend.
Panisch sah sie, wie sich die Türen schlossen und stürzte darauf zu. Eine Hand aus dem Inneren des Zuges schob sich zwischen die sich schließenden Türen. Schrille Töne erklangen, als sich die Türen wieder öffneten.
Leila sprang hinein, vorbei an dem Mann, der ihr die Tür offen gehalten hatte, den gleichen, der ihr gesagt hatte, dass der Fahrkartenautomat kaputt wäre. Als sie sich mit einem langen Atemzug zu beruhigen versuchte, blickte sie kurz zu ihm. „Danke.“
Er nickte nur. „Kein Problem.“
Sie ließ sich auf einen Sitzplatz neben der Tür fallen und bemerkte erst jetzt, wie sehr sie außer Atem war und ihr Herz wie ein Presslufthammer schlug. Aber sie hatte es geschafft, stellte sie mit Erleichterung fest. Jetzt, da sie in der U-Bahn war, war sie sicher.
Für ein paar Momente entspannte sie sich und das Rumpeln des Zuges wog sie in einem Gefühl der Sicherheit. Die flackernden Lichter, als der Zug Gleise wechselte und von einem Tunnel zum nächsten fuhr, wirkten fast beruhigend und tröstend. Dies war etwas, das sie kannte, etwas Vertrautes. Etwas, das so ganz anders war, als alles andere, was ihr heute Nacht widerfahren war.
Sie schlang ihre Arme fest um sich und versuchte, ihren Körper vom Zittern abzuhalten. Vielleicht war sie die ganze Zeit unter Schock gestanden, aber plötzlich schlugen alle Ereignisse der Nacht über sie ein: Aiden, ein Fremder, war ihr nach Hause gefolgt und in ihre Wohnung eingebrochen. Er hatte sie beobachtet . . . als sie . . . und dann hatte er sie entführt. Die Dinge, die er behauptet hatte, Sachen über Dämonen und Hüter, übernatürliche Wesen und Unsterbliche, schienen ihr jetzt so surreal, so völlig unglaublich.
Doch sie konnte nicht leugnen, dass sie gesehen hatte, wie er durch die Tür ihres Schlafzimmers und durch die geschlossene Autotür gegangen war. Das bedeutete jedoch nicht, dass alles andere, was er gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Er konnte genau das sein, wovor er sie gewarnt hatte: ein Dämon. Sie wusste nicht, was sie glauben sollte. Wenn er wirklich ein unsterblicher Bodyguard war, wie er behauptete, warum hatte er ihr das nicht mitgeteilt, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren? Warum hatte er sich mitten in der Nacht in ihre Wohnung einschleichen müssen? Gleichzeitig jedoch musste sie zugeben, dass er ihr nichts angetan hatte, obwohl er dazu genug Gelegenheit gehabt hätte.
Aber bedeutete das, dass sie ihm vertrauen konnte? Oder war es einfach ein Trick, um ihr Vertrauen zu gewinnen? Außerdem spielte er ein unfaires Spiel, indem er versuchte, mit der sexuellen Anziehungskraft, die zwischen ihnen knisterte, ihre Abwehrkräfte zu schwächen.
Ihre Wangen brannten noch immer bei dem Gedanken, dass er sie beobachtet hatte. Sie geküsst hatte. Oh, Gott, sie war von dem Schock, ihrer brennenden Wohnung zu entrinnen, so betäubt gewesen, dass sie wie eine ordinäre Schlampe auf ihn reagiert hatte. So war sie doch nicht. Sie war nicht liederlich, lustvoll, leichtsinnig. Aber dieser Mann, dieser Fremde, hatte sie in eine Person verwandelt, die sie nicht kannte. Eine Person, die sie nicht sein wollte.
Lügnerin , flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Du mochtest es .
Sie versuchte zu protestieren, aber alle Kraft schien aus ihrem müden Körper und Geist gewichen zu sein. Niedergeschlagen vergrub sie ihren Kopf in ihren Händen und versuchte, sich vor der Welt um sich herum zu verstecken, und noch mehr vor sich selbst.
Als sie ein paar Minuten später wieder aufblickte, näherte sich die U-Bahn ihrer Station. Sie wollte gerade aufstehen, als es ihr kam: Sie konnte hier nicht aussteigen. Ihre Wohnung lag in Asche, und sie könnte dort nicht übernachten. Sie ließ sich zurück in ihren Sitz fallen. Wo könnte
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