Geliebter Unsichtbarer
überraschen.“
„So ist es nicht. Außerdem steht das nicht zur Diskussion.“
Vor allem, weil er den Tatsachen nicht ins Auge sehen wollte: Mit jeder zusätzlichen Minute, die er mit ihr verbrachte, machte ihn der Gedanke, sie eines Tages verletzen zu müssen kränker. Er konnte nicht objektiv bleiben und sie wie jeden anderen Schützling vor ihr behandeln. Die Gleichgültigkeit und emotionale Distanz, die ihm in der Vergangenheit so gut gedient hatte, hatte ihn bei dieser Mission verlassen. Wenn er nicht vorsichtig war, würde sich eine Verbundenheit zwischen ihnen bilden, die er später nur schwer wieder zerstören könnte.
„Können wir das Thema wechseln? Ich glaube, wir haben darüber gesprochen, wie wir den Verräter aufspüren können.“
„Na gut. Lass uns damit anfangen, wer von eurem Zufluchtsort wusste.“
„Aber wir wissen doch beide, dass der Angriff auf den Zufluchtsort nicht von den Dämonen inszeniert worden war“, erläuterte Aiden. „Also wird uns das nicht zu dem Verräter führen.“
„Das können wir nicht mit Sicherheit ausschließen. Vielleicht wollten sie deinen Schützling ja nicht töten, sondern sie nur entführen. Ich weiß, wer sie ist.“
Aiden sog einen schnellen Atemzug ein. „Wie viel weißt du?“
„Das meiste: Dass sie eine talentierte Forscherin ist, dass ihr Chef gestern Nacht getötet wurde und dass sie irgendwie daran beteiligt ist“, meinte Hamish gelassen.
„Das ist nicht mal die Hälfte.“ Er beugte sich vor. Während er Hamish ausführlich in die Einzelheiten einweihte, warum die Dämonen hinter Leila her waren, horchte er auf das Geräusch der Dusche im Bad am Ende des Flurs. Er verdrängte den Gedanken daran und konzentrierte sich darauf, Hamish alle Informationen zu geben, die er brauchte.
Als er sich ein paar Minuten später wieder zurücklehnte, nahm Hamish den letzten Schluck von seinem Bier und stellte dann die leere Flasche auf den Tisch. „Du heilige Scheiße!“
„Das ist es in Kurzschrift.“
„Also haben wir’s mit zwei Feinden zu tun: den Dämonen, die ihr Medikament wollen, und da keine Kopie mehr davon existiert, brauchen sie jetzt Leila; und jemand anderem, der sie beseitigen will, bevor die Dämonen sie schnappen können.“
Aiden drehte die Flasche zwischen seinen Händen. „Und da die einzigen Leute, die wissen, welche Bedrohung sie darstellt, im Rat sitzen, muss auch der, der sie beseitigen will, Ratsmitglied sein.“
„Also müssen wir zwei Vögel einfangen. Einen Verräter, und, sagen wir mal, ein fehlgeleitetes Ratsmitglied, das ungern die Tatsache akzeptieren kann, dass es überstimmt wurde und jetzt die Dinge selbst in die Hand nimmt, um das gewünschte Ergebnis zu gewährleisten.“
„Genau.“
Hamish rieb sich den Nacken. „Es gibt noch eine weitere Person, die weiß, welche Art von Gefahr Leila darstellt.“
Aiden blinzelte. „Manus.“ Er schlug mit der Faust in das Sofakissen neben sich. „Er war der einzige, der wusste, wo wir waren. Er kam, um das Auto auszutauschen. Er brachte sogar Leila eine Schachtel Pralinen für ihren Geburtstag, was beweist, dass er ihre Akte von vorne bis hinten gelesen hat.“
„Möglich. Aber vergiss nicht, dass außer Manus auch der Rat das Standortverzeichnis hätte kontrollieren und damit sehen können, wo du warst.“
Aiden schüttelte den Kopf. „Nein, hätten sie nicht! Als ich den Zufluchtsort beanspruchte, war die Anfrage anonym, und ich hatte meine Position noch nicht an die Zentrale weitergegeben.“
„Nachdem du schon wie lange in dem Haus warst? Mindestens acht Stunden?“ Hamish blickte ihn ungläubig an.
„Ich weiß, es ist gegen die Vorschriften, aber es gab Umstände, die mich daran gehindert haben . . . “ Ach, zum Teufel, wen wollte er da verarschen? Er hatte vergessen, seine Position der Zentrale durchzugeben. Er war viel zu sehr mit Leila abgelenkt gewesen. Was für ein super Hüter der Nacht er doch war!
„Dann ist es also bestätigt“, folgerte Hamish. „Der einzige, der wusste, dass du in dem thailändischen Massagesalon warst, war Manus. Das heißt, er ist derjenige, der die Hunde auf euch gehetzt hat.“
„Scheiße!“, fluchte Aiden.
„Nein!“, kam Leilas Stimme vom Flur, bevor sie ins Wohnzimmer trat. „Es ist nicht Manus‘ Schuld. Es ist meine.“
Leila kratzte all ihren Mut zusammen und starrte an Aiden vorbei, unfähig, ihm in die Augen zu blicken. Doch sie konnte nicht länger schweigen und einen Unschuldigen dafür
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